Der Brauch bei Beisetzungen änderte sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder, auch in den vergangenen Jahrzehnten war dies deutlich: Bis zur Jahrtausendwende waren Erdbestattungen vor allem in katholischen Gegenden Standard. Auch weil Feuerbestattungen aus religiösen Gründen von der Kirche streng verboten waren. Mit den Jahren ließen die Bindungen an die Kirche immer mehr nach. Die Nachkommen der Verstorbenen verstreuten sich aus beruflichen oder familiären Gründen oftmals deutschland- oder sogar weltweit. Sie hatten keine Zeit und keine Möglichkeit mehr, sich aus der Ferne das ganze Jahr über um die Grabpflege zu kümmern.
Schließlich setzten sich immer mehr Feuerbestattungen durch. Friedhöfe, die in der Vergangenheit immer mehr erweitert werden mussten, haben mittlerweile leere Flächen in den Grabreihen. Erdbestattungen wurden durch Urnengräber und Urnenwände abgelöst. Seit wenigen Jahren kommen anonyme Friedwald-Friedhöfe immer mehr „in Mode“.
Wie sich das Bestattungswesen im Laufe der Zeit änderte, änderte sich auch der Grabschmuck. Vor allem in den ärmeren Gegenden wie dem Spessart konnten sich viele Angehörige noch in den 1950er und 1960er Jahren keinen Grabstein zur Erinnerung an ihre verstorbenen Angehörigen leisten. Holzkreuze mit einer einfachen oder auch Emaille-Namenstafel erinnerten auf den Gräbern an die Verstorbenen. Wohlhabendere Familien leisteten sich ein eisernes Grabkreuz. An Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) ist es Brauch, dass die Angehörigen die Gräber ihrer Verstorbenen auf dem Friedhof besuchen und ihrer gedenken. Oft fahren sie sehr weit, um ans Grab zu kommen.
Die Grabkreuze wurden an diesen Tagen noch nach dem 2. Weltkrieg bei uns bis zum „Grabstein-Zeitalter“ mit Grabkränzen geschmückt. Die Bilder wurden je nach Geschlecht der Verstorbenen mit entsprechenden Motiven versehen, die mit einfachen Glasperlen eingerahmt wurden. Auch die Grabkreuze der Kinder bekamen einen Kranz, zur Unterscheidung zu den Erwachsenen mit dem Abbild eines Engelchen.
Bei der Auflösung eines Nachlasses in Bischbrunn wurden jetzt auf dem Speicher drei solcher Kränze gefunden. Damit auch noch künftige Generationen diese Allerheiligenbräuche kennenlernen können, wurden sie jetzt dem Spessartmuseum in Lohr überlassen.