Am Dienstagmorgen begann die Klingenberger Spezialfirma Michel mit der Entsorgung von vergiftetem Erdreich in der scharfen Kurve am Anstieg zur Tiefenthaler Höhe in Richtung Remlingen. „Etwa 70 bis 100 Kubikmeter Boden werden abgegraben“, sagte Dominic Petermann von der Firma Roos Geo Consult aus dem Würzburger Stadtteil Oberdürrbach. Wieviel letztlich entsorgt werden muss, stellt die Firma durch Probenentnahmen fest.
Am 14. August 1952 kippte auf der B 8 ein Lastwagen um, der mit giftigen Stoffen beladen war. Landrats- und Wasserwirtschaftsamt wurde der Vorfall aber erst im August 2010 bekannt. Martin Günder vom Wasserwirtschaftsamt informiert, dass in der Erde so genannte Gasreinigungsmasse festgestellt worden sei. Das Material werde in Gaswerken zur Entgiftung des produzierten Stadtgases eingesetzt. Als Hauptschadstoff enthalte es in der Regel komplexe Eisencyanid-Verbindungen wie das „Berliner Blau". Vor Ort seien jedoch auch hohe Gehalte an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) nachgewiesen worden. Es sei daher davon auszugehen, dass der verunglückte Lastzug auch mit anderen Reststoffen der Gasproduktion beladen war, sagt Günder.
Die durchgeführten Bodenproben haben laut Günder gezeigt, dass das im Erdreich versickerte Material hohe bis sehr hohe Gehalte an Cyaniden und PAK enthält. Beide Schadstoffarten könnten bei Menschen gesundheitliche Schädigungen hervorrufen.
Roos Geo Consult überwacht an der Tiefenthaler Höhe die Arbeiten und begutachtet, inwieweit noch verseuchtes Erdreich abzutragen ist. Ist dies geschehen, wird das Gelände aufgefüllt und der Ursprungszustand der Straßenböschung wiederhergestellt. Die Arbeiten dauerten am Dienstag den ganzen Tag und wurden am Mittwoch fortgesetzt.
„Auf eine Länge von etwa 50 Metern wird Erdreich entfernt“, sagt Uwe Träger vom Staatlichen Bauamt Würzburg. Die relativ lange Strecke ist notwendig, da durch Niederschläge immer wieder Schadstoffreste ausgespült wurden und talwärts in den Straßengraben flossen, wo das Gift dann versickerte. Träger und Petermann waren ebenso wie der Baggerführer in dunkelblaue Schutz-Overalls gekleidet.
Zunächst wird das entfernte Erdreich auf einem besonderen Platz im Bereich des Werks Lengfurt der Firma Heidelberg Cement zwischengelagert. Wenn nochmalige Proben genommen worden sind, schreibt das Bauamt die Entsorgung durch eine Spezialfirma aus. Die Art und Weise hängt vom Schadstoffgehalt ab.