Holger Adam sitzt über den Schreibtisch gebeugt und inspiziert technische Zeichnungen. Er kann sich glücklich schätzen. Vor drei Monaten sah die Lage für den gelernten Schreiner alles andere als rosig aus. Damals suchte er händeringend einen Job. Als ihm die Lohrer Arbeitsagentur eine achtwöchige Trainingsmaßnahme in dem Steinfelder Betrieb PMB-GmbH, einem Unternehmen der Inhatec Gruppe, anbot, griff er zu. Mit Erfolg. Heute hat er eine feste Stelle als Kontrolleur.
Nicht weit von seinem Arbeitsplatz entfernt steht in blauer Arbeitsmontur Steffen Badersbach aus Steinfeld. Als sein alter Betrieb Stellen abbaute, traf es den 24-jährigen Industriemechaniker. Als sich nach einem Dreivierteljahr noch nichts auftat, bot ihm die Arbeitsagentur eine Fortbildungsmaßnahme zur CNC-Fachkraft an, ebenfalls in der PMB-GmbH. Arbeitslosigkeit ist heute kein Thema mehr für ihn.
Ob Alg-II-Empfänger Jürgen P. (Name geändert) aus Marktheidenfeld, der nebenan mit einem Putzlappen eine Maschine reinigt, die Geschäftsführung überzeugen kann, steht in den Sternen. "Er kämpft um seine Zukunft", sagt sein "Betreuer" Jürgen König von der Arge in Karlstadt. Herr P., der sich bisher außer mit einer abgebrochenen Verkäuferlehre nur mit Hilfstätigkeiten über Wasser hielt, muss sich noch bewähren. Er steckt mitten in der Maßnahme. Die Arbeit in dem Betrieb sieht Jürgen P. als "Riesen-Chance". Klar sei die Fahrerei aus Marktheidenfeld manchmal lästig, gibt er zu, aber das nehme er gerne auf sich. Er fühlt sich nicht ausgenutzt, im Gegenteil: "Ich bin sehr froh um diese Stelle, ich will ja arbeiten." Jeder Arbeitslose, der an solch einem Projekt teilnimmt, erhält kein Gehalt, sondern weiter Arbeitslosengeld. Die Fahrtkosten übernehmen Arbeitsagentur oder Arge. Der Betrieb sponsert ein Mittagessen.
Die Zusammenarbeit zwischen der 1999 gegründeten PMB-GmbH, die Teile für den allgemeinen Maschinenbau und Hydraulik herstellt, sei "sehr erfolgreich", versichert Heribert Kadletz, Leiter der Agentur für Arbeit Lohr bei einem Pressegespräch. Seit 2003 konnten 32 Arbeitslose in der Firma untergebracht werden. Zwölf davon bekamen hernach eine feste Stelle, acht wurden in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Mit betrieblichen Trainingsmaßnahmen würden die Männer auf ihre Fähigkeiten getestet, erklärt Harald Gerner, Geschäftsführer der PMB-GmbH: "Sagen, dass man der beste Schweißer landesweit ist, kann jeder, doch hier muss er es beweisen." Gerner ist froh über diese neuen Möglichkeiten. Früher war es viel schwieriger für ihn, qualifiziertes Personal zu bekommen.
Jemand, der beim Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck vermittelt, kann beim praktischen Arbeiten versagen. Früher gab es dafür die "Probezeit". Nachteil: "Die Leute sind schon im Betrieb drin", erklärt Peter Wischert, ebenfalls Geschäftsführer bei der PMB-GmbH. 1999 suchte die Firma, da sie sich vergrößert hatte, rund ein Jahr lang Mitarbeiter. Sie investierte dafür 5000 Mark in Annoncen. Die Ausbeute war gleich Null - Bewerber meldeten sich zwar jede Menge, versichert Wischert. Doch: "Den meisten fehlte es an den notwendigen Qualifikationen". So kam es, dass sich das Unternehmen ans Arbeitsamt wandte.
Anfangs, das war 1999, sei da nicht viel passiert, sagt Gerner. Doch mit dem Wandel der Behörde in eine "Agentur für Arbeit" und der Einführung der "Arge" in Karlstadt habe sich einiges getan. Das Lob hört Jürgen König von der "Arge" gerne. "Früher hieß es, das Arbeitsamt verwaltet nur und vermittelt nicht. Das kann heute keiner mehr sagen." Der Diplom-Verwaltungswirt schaut sich die Firmen genau an, stellt den Chefs Fragen, erarbeitet Anforderungsprofile, kommt mit Anwärtern im Betrieb vorbei. Die Probezeit zeigt, ob sich der Arbeitslose eignet. Wenn ja, kann er sich weiter qualifizieren. Es profitieren beide Seite, sagt König. Er wehrt sich gegen den "Beigeschmack", dass die Firmen nur billige Arbeitskräfte rekrutieren. Sie müssen den Neulingen immer jemand zur Seite stellen und sie weiter ausbilden, betont er.
Arge und Arbeitsamt suchen wei- tere Firmen für das Projekt: Tel. (0 93 53) 98 41-2 01 oder Tel. (0 93 52) 50 07-66.