Es hat nicht nur die Esselbacher Bauschuttdeponie verseucht, sondern beinahe auch den gemeindlichen Haushalt erheblich in Schieflage gebracht: das Sulfat. Da erscheint die jüngste Entwicklung, die in der Gemeinderatssitzung am Dienstag bekannt wurde, fast schon als Glück im Unglück. Denn inzwischen hat sich die Lage entspannt und die Gemeinde, der Entsorgungskosten im einstelligen Millionenbereich gedroht hatten, wird wohl mit einem blauen Auge davonkommen.
Bürgermeister Richard Roos legte den Räten ein Angebot der Firma Recycling Väth vor, die den mit Sulfat verseuchten Bauschutt nun für insgesamt 31 000 Euro entsorgen wird. Konkret handelt es sich dabei aber nur um einen Teil des Schutts, nämlich um den, der einen sehr geringen organischen Anteil aufweist (Deponieklasse I) und deshalb akuten Handlungsbedarf erfordert.
„Nachdem dieser Teil entsorgt ist, wird der verbleibende, gering belastete mineralische Abfall (Deponieklasse 0; Anm. d. Red.) auf der Deponie eingebaut“, erklärte Roos das weitere Vorgehen. Gleichwohl machte er deutlich, dass damit noch lange kein Schlussstrich gezogen sei. Grund: Es gibt noch einen zweiten Haufen, bestehend aus Recyclingmaterial, das ebenfalls verseucht ist und für dessen Entsorgung der Bürgermeister mit Kosten von mindestens weiteren 30 000 Euro rechnet.
Die Räte waren heilfroh über die jüngste Entwicklung. Denn die Ursachenforschung hat ergeben: Die Gemeinde trägt die Hauptschuld. „Wir haben – auf Deutsch gesagt – gepennt“, gab Gemeinderat Paul Keil zu. Damit meinte er die Tatsache, dass der Bauschutt seit mehr als zehn Jahren auf der Deponie lagert und nicht regelmäßig in die Erde eingearbeitet wurde, wodurch sich das Sulfat überhaupt erst bilden konnte.
Roos' Recherchen haben auch ergeben, dass die Proben, die die Firma Geo Consult bei der jährlichen Prüfung der Deponie genommen hat, unbefriedigend waren. Denn laut Bürgermeister hat man stets eine so genannte Mischprobe analysiert, die den Schutt aber nur insgesamt bewertet. Das Ergebnis dabei: Deponieklasse 0 – kein organischer Anteil.
So habe man erst als das Landratsamt im November 2014 eine genauere Untersuchung anordnete, herausgefunden, dass Teile des Schutts verseucht seien. Nun Geo Consult die Schuld in die Schuhe schieben, das will Roos nicht. Denn bereits im Januar 2013 hatte das Landratsamt die Gemeinde darauf hingewiesen, dass der Bauschutt genauer zu prüfen und gegebenenfalls zu entsorgen sei. Roos, der zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht im Amt war, räumte ein: „Wir haben das schlicht und einfach versäumt. Deshalb liegt das Verschulden klar auf Seiten der Gemeinde.“
Deponien – eingeteilt in Klassen
Die Deponieverordnung (DepV) sieht für die oberirdische Ablagerung – je nach Gefährlichkeit der abzulagernden Abfälle – fünf Deponieklassen (DK) vor: Deponie für Inertabfälle DK 0 (gering belastete mineralische Abfälle), Deponie für nicht gefährliche Abfälle DK I (mit sehr geringem organischem Anteil), Deponie für nicht gefährliche Abfälle DK II (mit geringem organischem Anteil), Deponie für gefährliche Abfälle DK III und Untertagedeponie DK IV. Die Deponie in Esselbach zählt zu der ersten Klasse, auf ihr dürfen nur Inertabfälle gelagert werden. Unbelasteter Bauschutt oder Boden entspricht beispielsweise diesen Kriterien. Deponien der Deponieklasse 0 müssen eine geologische Barriere von mindestens einem Meter Dicke sowie eine mineralische Entwässerungsschicht von 0,3 Metern Dicke haben. Text: Kfe