Ein ganz besonderes Jubiläum feiern Harald und Gerda Ruppert in Gambach: das 100-jährige Bestehen des Edeka-Geschäfts Ruppert. „Wir sehen uns der Tradition verpflichtet und wollen dieses Geschäft in Gambach so lange wie möglich erhalten, damit die Dorfbevölkerung dort einkaufen kann“, erklärte der Firmeninhaber. Heute wird das Jubiläum im und vor dem Laden gefeiert.
1910 eröffnete Franz Ruppert in der Löhleinstraße 73-einhalb sein erstes Einzelhandelsgeschäft. Er war von Jugend auf ein sehr rühriger Mensch und verdiente sein erstes Geld mit dem Verkauf und Ausfahren von Milch und Eiern vom heimischen Hof in der Wernfelder Straße 27/28. Das Handeln lag ihm also im Blut. Bereits 1919 schloss sich Franz Ruppert der großen Handelskette Edeka an.
Der Einzelhandel wurde vorwiegend von seiner Ehefrau Maria betrieben, denn soviel warf ein kleines dörfliches Geschäft nicht ab, dass man davon leben konnte. Die recht arme Bevölkerung kaufte nur das ein, was sie selbst nicht herstellen oder anbauen konnte. Dazu zählten Zucker, Salz, Pfeffer, Zichorie, Fische, Nägel, Schrauben, Stoffe, Stricknadeln, Wolle, Schultafeln, Griffel, Bleistifte, Kerzen und anderes mehr.
Manch einer der älteren Einwohner von Gambach kann sich bestimmt noch daran erinnern, wie der Zucker und andere Lebensmittel aus einem Sack in Tüten umgefüllt, gewogen und verkauft wurde. Fische, mit viel Brühe, wurden aus einem Fass entnommen. In großen Gläsern standen die Bonbons verlockend vor unseren Kindernasen. Für zehn Pfennige konnte man eine ganze Tüte Bonbons bekommen.
Nach Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg eröffnete er 1922/23 in der Scheune hinter dem Wohnhaus mit zwei Konditoren aus dem Rheinland eine Schokoladenfabrik. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg startete er in Gambach mit einem Großhandel, wobei die ehemalige Fabrikhalle als Lagerhalle diente. Stolz war er dabei auch auf seinen Lieferwagen, einen Opel Blitz, der zugleich auch das erste Auto in Gambach war.
Die zweite Generation führte das Geschäft erfolgreich fort. Sein Sohn Vitus hat das händlerische Geschick des Vaters geerbt, besuchte die Wirtschaftsschule und übernahm 1947 das Einzelhandelsgeschäft und den Großhandel, den er 1975 infolge einer schweren Augenverletzung aufgegeben musste. So wie bei seinen Eltern auch wurde das Geschäft überwiegend von seiner Frau Katharina geleitet. 1958 ergab sich die Möglichkeit, die Gastwirtschaft „Deutsches Haus“ am Dorfplatz zu erwerben. 1959 eröffnete er dann in dem neu errichteten Gebäude in der Bachgasse 1 das Einzelhandelsgeschäft als „Kaufhaus Ruppert“.
Harald Ruppert hat 1982 in dritter Generation den Laden von seinem Vater übernommen. Das Geschäft wurde um einen Kühlbereich mit Frischproduktion erweitert. Seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolvierte er bei der Firma Schuhmann in Karlstadt. Weitere berufliche Stationen waren Berlin und München. Seit 1976 leitet er einen Einkaufsmarkt in Hammelburg.
Heute betreiben Gerda Ruppert mit einer Vollzeit und zwei Teilzeitkräften das Einzelhandelsgeschäft in der Bachgasse 1. „Lebensmittel machen den Hauptteil des Sortiments aus“, erklärte die Chefin. Aber wichtig sei auch, dass nicht nur die Dinge hier gekauft werden, die im Supermarkt vergessen wurden. Denn wie wichtig solche Geschäfte im Ort sind, spüre man erst dann, wenn sie geschlossen haben. „Und um das zu verhindern, brauchen wir einen bestimmten Umsatz, sonst werden wir nicht mehr beliefert.“
Neben dem Standardangebot an Lebensmitteln werden Tiefkühlkost, Molkereiprodukte, Frischwurst und Käse, Obst und Gemüse, Brot und Backwaren, Getränke, Süßwaren, Zeitschriften, Kurzwaren und Geschenkartikel angeboten.