"Seit fünf Jahren mach' ich nun schon den Job als Klofrau, beklagen konnte ich mich noch nie. Die Leute sind immer nett." Die 58-jährige Irmi Grau aus Weiden in der Oberpfalz lacht freundlich, während sie sich mit der Hand durchs lila gefärbte Haar fährt. Bevor Irmi anfing bei den Paperts zu arbeiten, war sie in ihrem Heimatort als Altenpflegerin tätigt. "Aber ma wird ja auch nimmer jünger! Die Kräfte wissen's"
Viel Lustiges ist Irmi bisher bei ihrer neuen Arbeit widerfahren: Da war die Sache mit dem betrunkenen Mann, der einfach in der Dusche eingeschlafen ist. Oder die Geschichte von der Kollegin, die die ganze Nacht im Toilettenwagen verbringen musste. Als sie das Klo reinigte, hatte sie den Schlüssel von außen stecken lassen - und ein Scherzbold schloss sie ein. "Anfängerfehler, mir könnte sowas nicht passieren", grinst Irmi. Auf dem Marktheidenfelder Festplatz kennt sie fast jeden - und jeder kennt Irmi. Sie pflegt zu allen Mitarbeitern ein gutes Verhältnis: "Ich red' halt gerne."
Irmi Grau weiß, dass ihr Toilettenwagen weit mehr ist, als nur ein Ort fürs stille Geschäft. Er ist auch Umkleidekabine, Telefonzelle und eine Oase der Ruhe. "Manch einer kommt hierher, um in aller Ruhe die Zeitung zu studieren oder eine Weile zu entspannen. Die Leute sind auf dem Klo viel freundlicher als im Festzelt."
Eine Kundin drückt der Klofrau im Vorbeigehen ein paar Cent in die Hand. Irmi blickt kurz auf die Münzen und verzieht den Mund zu einem breiten Grinsen. "Das ist natürlich auch gut fürs Geschäft."
Einen Wagen weiter sitzt Roswitha Böse (63) auf einem weißen Plastikstuhl und plaudert vergnügt mit einer ihrer Kundin. Als sie von dem Messebesucher hört, der sich beschwert hat, weil er neulich um 2330 Uhr vor einem verschlossenen Toilettenwagen stand, muss sie lachen. "Bevor ich unterm Wagen lieg', mach ich halt früher Schluss", erklärt sie. "An diesem Abend ging's mir nicht so gut. Aber der hätte doch zur Irmi gehen können, ihr Wagen war noch auf." Auch Christian Papert, Sohn des Festwirts, bezieht Stellung zu dem nächtlichen Vorfall: "Eine unserer Toiletten hat grundsätzlich immer auf bis das Festzelt geschlossen wird. Schließlich kommen die Toilettenfrauen erst um 030 Uhr zur Abrechnung."
Bei Roswitha laufen die Geschäfte heuer nicht gut. Das Trinkgeld ist nicht üppig, die Besucher nutzen wegen des besseren Standorts meist Irmis Wagen, hinterlassen aber trotzdem viel Dreck. Aber das ist nur halb so schlimm, für ein Schwätzchen mit ihren Kunden über Gott und die Welt ist sie nämlich immer zu haben. "Langweilig wird mir hier nie", schmunzelt die ältere Dame. "Bloß die Betrunkenen stören ab und zu den Betrieb, aber ich hab inzwischen Erfahrung im Umgang mit denen. Wollen sie mal sehen?" Roswitha springt plötzlich von ihrem Stuhl auf und versucht den Vorgang pantomimisch darzustellen. Wild gestikulierend schwenkt sie die Arme in der Luft. "Raus mit euch", weist sie die imaginäre Kundschaft zurecht.
"Bei mir auf dem Klo sind die Leute viel freundlicher als im Festzelt"
Irmi Grau, Toilettenfrau auf der Laurenzi-Messe

Roswitha ist nun seit zehn Jahren Toilettenfrau. Sie weiß aus Erfahrung, dass das schöne Geschlecht immer etwas mehr Zeit im Wagen verbringt. "Frauen schminken sich ausgiebig vorm Spiegel, zupfen ihr Dekolleté zurecht und sprechen ausführlich über Männer bevor sie meinen Wagen verlassen. Bei den Herren der Schöpfung geht das viel schneller, bloß hinterlassen die mir auch mehr Unordnung."