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WIESENFELD: Viele Unfallopfer: Straße des Gedenkens

WIESENFELD

Viele Unfallopfer: Straße des Gedenkens

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    Gedenken an Unfallopfer Manuel S.
    Gedenken an Unfallopfer Manuel S. Foto: Björn Kohlhepp

    Seit Kurzem erinnert bei Wiesenfeld ein Gedenkkreuz an das bislang letzte Todesopfer auf der Staatsstraße 2435 zwischen Lohr und Karlstadt, einen 39-Jährigen aus Adelsberg. Der Mann kam am 15. Dezember des vergangenen Jahres ums Leben, als sein Auto mit einem Holzlaster zusammenstieß.

    Gedenken und zugleich Mahnung

    Das Gedenkkreuz für den 39-Jährigen ist traurigerweise nicht das einzige an der Strecke. Es werden immer mehr. Jedes Kreuz – obschon nicht jedes Mal ein Kreuz – erinnert dabei an einen bei einem Unfall gestorbenen Menschen, mitunter an mehrere. Einerseits dienen sie Angehörigen und Freunden zum Gedenken an die Opfer, andererseits sind sie für Verkehrsteilnehmer auch Mahnung.

    Ein Dutzend Todesopfer seit 2000

    Auf keiner Strecke im Landkreis Main-Spessart gibt es so viele tödliche Unfälle wie um Wiesenfeld herum zwischen Karlburg und Steinbach. Die Straße über die Fränkische Platte ist die kürzeste Verbindung zwischen Karlstadt und Lohr und entsprechend viel befahren. Seit dem Jahr 2000 hat es dort neun tödliche Unfälle mit insgesamt zwölf, oft jüngeren Todesopfern gegeben.

    Genauer sind es zwei Strecken, auf denen es immer wieder zu Unfalltoten kommt: Zum einen der Riementaler Berg („Remmetle“), der von Wiesenfeld hinunter nach Karlburg führt, und zum anderen die Strecke zwischen Wiesenfeld und Steinbach mit dem Wiesenfelder Berg (in Wiesenfeld „Steinbacher Berg“ genannt). Gefällstrecken in Verbindung mit Wald können eine tödliche Kombination sein.

    Meist junge Leute

    Eine Chronik der tödlichen Unfälle seit dem Jahr 2000:

    • Am 24. November 2000 stirbt ein 50-Jähriger aus dem Main-Kinzig-Kreis, als er nachmittags in der damals noch scharfen Kurve am Ende des Wiesenfelder Bergs die Kontrolle über seinen Wagen verliert, der auf die Gegenfahrbahn gerät und mit einem Kleinlaster zusammenstößt. Der Zeitungsartikel zu dem Unfall hat die Überschrift „Wieder tödlicher Unfall am Wiesenfelder Berg“.

    • Am 16. Januar 2004 verunglücken abends drei 20-jährige Frauen aus Wiesenfeld und Sendelbach am Riementaler Berg so schwer, dass sie später im Krankenhaus ihren Verletzungen erliegen. Bei regennasser Fahrbahn ist der Kleinwagen bergab ins Schleudern geraten und gegen Bäume geprallt.

    • Zehn Tage später und in Sichtweite des tragischen Unfalls vom 16. Januar gerät am 26. Januar 2004 abends das Auto eines 18-Jährigen aus Laudenbach im Auslauf einer leichten Linkskurve ins Schleudern und stößt gegen ein entgegenkommendes Fahrzeug. Er erliegt am selben Abend in der Klinik seinen Verletzungen.

    • Am 27. Januar 2006 kommt ein 19-Jähriger aus Wiesenfeld am Wiesenfelder Berg in Fahrtrichtung Steinbach mit seinem Auto ins Schleudern, von der Fahrbahn ab und prallt gegen einen Baum. Der Mann stirbt noch an der Unfallstelle.

    • Am 5. Juli 2006 kommt ein 18-Jähriger aus Karlburg in der Kurve am Ende des Wiesenfelder Bergs mit seinem Auto von der Fahrbahn ab und prallt mit der Fahrerseite gegen einen Baum. Der Schwerstverletzte stirbt wenige Tage später im Krankenhaus.

    • Am 15. Mai 2007 schneidet ein 19-Jähriger aus Lohr im Wiesenfelder Berg eine Kurve und prallt frontal mit dem entgegenkommenden Auto einer 18-Jährigen aus Rohrbach zusammen. Der 19-Jährige wird schwer verletzt, die 18-Jährige erliegt am nächsten Tag ihren Verletzungen.

    • Am 18. Dezember 2015 stoßen am frühen Morgen auf der regennassen Fahrbahn zwischen Wiesenfeld und Steinbach, zwischen den Abfahrten nach Halsbach, das Auto einer 19-Jährigen aus Sendelbach mit dem eines 47-Jährigen aus dem Landkreis Würzburg zusammen. Beide Fahrer sterben noch an der Unfallstelle.

    • Am 8. November 2016 verliert eine 19-Jährige aus Lohr am Wiesenfelder Berg nachmittags die Kontrolle über ihren Lieferwagen, der prallt in die Leitplanke und dann frontal gegen einen entgegenkommenden Lastwagen. Kurz zuvor ist der erste Schnee gefallen. Die Frau stirbt noch an der Unfallstelle.

    • Am 15. Dezember 2016 kommt ein 39-Jähriger aus Adelsberg ums Leben, als er frühmorgens mit seinem Wagen aus Richtung Karlstadt kommend nach dem „Remmetle“, kurz hinter einer Kuppe oberhalb der ICE-Strecke, in einen Holzlaster fährt. Der Laster ist von einem Feldweg aus in die vorfahrtsberechtigte Straße eingebogen.

    Vor allem am Wiesenfelder Berg waren die tödlichen Unfälle jahrzehntelang nur die Spitze des Eisbergs. Besonders gefährlich war die scharfe Kurve am Fuß des Berges vor Steinbach. In den vergangenen Jahren wurde viel unternommen, um die Sicherheit zu erhöhen. Der Wiesenfelder Berg, vor allem die gefährliche Kurve vor Steinbach, wurde massiv entschärft. Außerdem wurde die Straße am Rand von Bewuchs freigeschnitten, damit sie besser belüftet wird und schneller trocknet. Vorher sei das Problem gewesen, so Peter Helfrich, Polizist und Vorsitzender der Gebietsverkehrswacht Lohr, dass die Fahrbahn am Berg lange nass war.

    Am Riementaler Berg soll heute ein wahrer Schilderwald Autofahrer zu vorsichtigem Fahren veranlassen. Nach den tödlichen Unfällen 2004 wurden zudem Leitplanken mit Katzenaugen angebracht, Überholverbot gilt sowieso. Die Umbaumaßnahmen am Wiesenfelder Berg nennt Helfrich „absolut effektiv“. War der Berg früher ein gravierender Unfallschwerpunkt – noch 2012 hat es dort ein Dutzend Unfälle gegeben –, ist die Zahl der Verkehrsunfälle nach dem Umbau, abgeschlossen im Oktober 2012, auf nahezu null zurückgegangen. Oft seien die Verunglückten am Wiesenfelder Berg Ortskundige gewesen, oft Fahranfänger, was für Unvorsichtigkeit und ein „Austesten der Grenzen“ spreche.

    Trügerische Senke

    Die Strecke auf der Platte zwischen Wiesenfeld und der Abzweigung nach Rettersbach zu Beginn des Wiesenfelder Berges sieht Helfrich momentan als die gefährlichere Strecke an. Das hänge auch damit zusammen, dass sie teilweise etwas unübersichtlich ist – berüchtigt ist eine Senke, die Autos kurzzeitig „verschluckt“ – und es die zwei Abfahrten nach Halsbach gibt. Viele Unfälle passierten beim Überholen und bei nicht angepasster Geschwindigkeit. „Es gibt nicht mehr viele Stellen zum Überholen“, dort jedoch sei eine.

    Schon Tempo 70 kann zu viel sein

    Otmar Lamprecht, Polizist in Karlstadt und Mitglied der Unfallkommission, rät vor allem zu vorsichtigerem Fahren bei Nässe. „Da können auch mal 70 zu schnell sein.“ Er berichtet von großem Druck von Bevölkerung und Presse nach den tödlichen Unfällen am Remmetle im Januar 2004. Die Leitplanken und die Kurvenbeschilderung haben seiner Ansicht nach etwas bewirkt, die Zahl der Unfälle sei dort zurückgegangen.

    Es bleibt die Hoffnung, dass sich die Zahl der Gedenkkreuze nicht noch weiter erhöht. Von den letzten drei tödlichen Unfällen, die innerhalb eines Jahres stattfanden, hat nur der im November an einem der berüchtigten beiden Berge stattgefunden. Und dabei waren wohl Sommerreifen in Verbindung mit Schnee ursächlich, weshalb auch der Unfall insofern nicht typisch war.

    Tempolimit oder griffigere Fahrbahndecke

    Jetzt, da die Berge entschärft sind, ist vor allem die Überholstrecke zwischen Wiesenfeld und der Abfahrt nach Rettersbach im Blickpunkt der Unfallkommission. Laut Michael Fuchs vom Staatlichen Bauamt, das für die Staatsstraße 2435 baulich zuständig ist, kann die Unfallkommission Maßnahmen wie eine Geschwindigkeitsbeschränkung oder einen griffigeren Fahrbahnbelag vorschlagen. Ab 2018 könnten diese umgesetzt werden.

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