Seit 1983 zählt die Sendelbacher Kreuzbergwallfahrt für viele Lohrer zu zwei wichtigen Tagen des Glaubens und der inneren Einkehr im Jahr. Zu Fuß wandern die Pilger auf zwei Etappen über 80 Kilometer zum Kreuzberg in der Rhön. Dieses Jahr musste der traditionsbehaftete Pilgergang aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Zu einem Wallfahrergottesdienst luden am Samstag der Lohrer Stadtpfarrer Sven Johannsen und der Sendelbacher Pfarrer Ignace Matensi in die Kirche St. Josef ein.
Keine der Wallfahrten verpasst
Im Vorfeld des Gottesdienstes haben wir uns mit langjährigen Pilgern unterhalten und wollten wissen, wie sehr ihnen die Wallfahrt in diesem Jahr fehlte.

Seit mehr als zehn Jahren organisiert Siegbert Kapperer den Zug. "Wir Wallfahrer leben in der Sehnsucht und hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder pilgern können", sagt er. Der Sendelbacher hat bisher keine der 27 Pilgerprozessionen verpasst und zählte Anfang der 80er-Jahre zu deren Initiatoren. Vor allem vermisst der 63-Jährige die Gemeinschaft während des Pilgerns. Auch die Gespräche untereinander und das Vertrauen seien ein wichtiger Bestandteil der jetzt fehle, betont Kapperer. "Ohne die Wallfahrt nehmen wir unsere Sorgen mit", sagt der Krankenpfleger.
Norbert Siegler und seine Frau Gerta sind ebenso von Anfang an mit dabei. "Dieses Jahr war schlimm", sagt der ehemalige Sendelbacher, der jetzt mit seiner Familie in Wiesenfeld lebt. "Uns fehlt die Gemeinschaft und der Zusammenhalt." Das Ehepaar hat in den vergangenen Jahren gerne den neuen Teilnehmern Motivation und Zuspruch gespendet. Dennoch blicken die Sieglers positiv in die Zukunft: "Wenn Gott will und wir gesund bleiben, dann laufen wir im kommenden Jahr wieder mit."

Nicht ganz auf ihre jährliche Wallfahrt verzichten wollte Isabell Schürr auch in diesem Jahr. Mit ihrer Schwägerin Kerstin Schürr und der gemeinsamen Freundin Nicole Bald – ebenso regelmäßige Teilnehmerinnen der Wallfahrt – pilgerte die Lohrerin von Schönderling zum Kreuzberg.
Stunden innerer Einkehr
Wenn es auch nur eine Etappe war, bedeutet Isabell Schürr dieser Tag viel. Es war keine Wanderung, beschreibt die Lohrerin ihre Gefühle. Wir haben gebetet und sind meistens in Stille gemeinsam gelaufen. Bei der Ankunft am Kloster Kreuzberg sei alles verschlossen gewesen, es habe zudem geregnet. Zeit für Stunden der inneren Einkehr für Schürr und ihre Begleiterinnen. Die Wallfahrt habe ihr dennoch sehr gefehlt. "Auch mit unserem Ersatz-Pilgerweg fehlt einfach das Geistige und die Gemeinschaft, welches die Sendelbacher Wallfahrt ausmacht."