"Wenn man auf einem Sprintschlitten bei Sonne, Eis und Schnee durch den Wald fährt, empfindet man ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit. Es ist wunderschön", schwärmt Sebastian Steigerwald. Im Winter trainiert er mit den Hunden mindestens zweimal in der Woche auf einer Strecke von acht bis 14 Kilometern, vorwiegend im Wiesthaler Wald.
Seit 2000 ist die vierköpfige Familie Steigerwald aus Wiesthal Mitglied im Hessischen Schlittenhunde Sport Club (HSSC). Während sich seine Eltern Helmut und Gabi um die Ausbildung der Hunde und Equipment kümmern, betreiben die beiden Brüder Sebastian und Peter Hundesport. Sechs Rennen finden pro Saison von September bis März statt. Die Zeit wird dabei mit Punkten bewertet und der Gesamtsieger wird ermittelt. Den Schlitten dürfen die Hunde aber nur bei Temperaturen unter 15 Grad ziehen. Sonst wäre die Kreislaufbelastung zu hoch - Hunde können nämlich nur über die Zunge und die Pfoten schwitzen. "Als wir angefangen haben, Rennen zu fahren, hat nicht immer alles geklappt", erklärt Mutter Gabi. Beim ersten Rennen im Odenwald war die 47-Jährige mit dem vierrädrigen Trainingswagen gestartet, mit dem man auch dann fahren kann, wenn kein Schnee liegt. Nach 50 Metern rannten ein paar Rehe über den Weg, und das ganze Huskygespann hinterher. "Ich bin schließlich im Graben gelandet und habe viel Zeit verloren", erzählt sie.
Durch einen Zeitschriftenartikel kamen Steigerwalds auf den Husky. Da die Hunde sehr menschenbezogen, nicht aggressiv sind und man sie auch aufgrund ihres dichten Fells draußen halten kann, hatten sich Steigerwalds 1999 einen Husky angeschafft. "Der Erste war von einem schlechten Züchter, hatte epileptische Anfälle und musste schon nach kurzer Zeit eingeschläfert werden", erklärt Gabi Steigerwald.
Durch die Schlittenhunde ist bei Steigerwalds in den letzten sieben Jahren aus einer vierköpfigen Familie eine achtköpfige geworden. "Wir haben schnell gemerkt, dass Huskys Rudeltiere sind." Husky Arktis, die auf den verstorbenen Husky im August 1999 folgte, hat sehr viel Krach gemacht, als sie noch alleine war, schildert Gabi Steigerwald. Das Rudel ließ nicht lange auf sich warten. Dem Huskyweibchen folgten im Herbst und Winter 1999 innerhalb kürzester Zeit die Hundedame Laika und der Rüde Taiga nach. Zwei Jahre später kam schließlich noch Rüde Nanuk dazu. Sogar ein eigenes "Husky-Zimmer" von rund 50 Quadratmeter Größe wurde den wolfartigen Wesen vergönnt. Ansonsten können sich die Tiere auch in Steigerwalds Garten frei bewegen. Die beiden ranghöchsten Huskys dürfen bisweilen auch Mal kurzfristig in die Wohnung. Über einen Husky-Hundezüchter kamen Steigerwalds schließlich auf die Idee mit dem Hundeschlitten.
"Die Grundausbildung der Huskys haben wir im Wiesthaler Wald von der Pike auf selbst in die Hand genommen", sagt Vater Helmut (49). Zu Beginn der Ausbildung wurden zwei Hunde vor ein Fahrrad gespannt und auf die Kommandos "Gee" und "Haw" (links und rechts) sowie "go ahead" (geradeaus) trainiert. Bei der Erziehung der Huskys muss man konsequent sein: "Sie sind ganz schöne Dickköpfe und haben erstaunlich viel Kraft." Huskys wiegen zwischen 20 und 25 Kilogramm und können das dreifache des eigenen Körpergewichts ziehen. "Diese Tatsache hat bei der Ausbildung auf dem Rad bisweilen zu Stürzen geführt hat", erklärt Helmut Steigerwald. Wichtig ist, dass am Ende zumindest ein Hund die Kommandos beherrscht. Dieser wird als Leithund vorne am Gespann angeleint. "Nach zwei bis drei Jahren Ausbildung sind Huskys auf ihrem Leistungshoch" , sagt Helmut Steigerwald.
Er erinnert sich noch gut an die ersten Rennen. "Da haben wir mit den vier Hunden in einem Zelt geschlafen." Mittlerweile besitzen die Steigerwalds einen umgebauten Wohnwagen mit vier Betten. Darunter befinden sich vier Boxen für die Hunde, wo die temperamentvollen Huskys während des Transports untergebracht werden, aber nicht immer freiwillig bleiben.

Der "Musher" (Schlittenführer) muss die Hunde beim Rennen durch eine Vielzahl von Kreuzungen und Kurven in einem ihm unbekannten Streckenabschnitt durch einen Wald dirigieren. Sebastian hat bereits 24 solcher Rennen, unter anderem, in Tschechien und Belgien, absolviert. Im vergangenen Jahr wurde der 17-Jährige Dritter bei der Hessischen Meisterschaft.