Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

LOHR: Vom Alltag in die Lighthouse Cabin

LOHR

Vom Alltag in die Lighthouse Cabin

    • |
    • |
    „Lighthouse Cabin“ mit (von links) Timo Kreckel, Stefan Döring, Hans-Peter Schrettenbrunner, Michael Robohm und Pianist Mathias Weis.
    „Lighthouse Cabin“ mit (von links) Timo Kreckel, Stefan Döring, Hans-Peter Schrettenbrunner, Michael Robohm und Pianist Mathias Weis. Foto: Foto: G. Büdel

    70 Kunstfreunde kamen am Samstagabend aus dem Alltag in einer anderen Wirklichkeit an: „Lighthouse Cabin“ – Die Komposition in Bild, Ton und Text von Michael Robohm in der Alten Turnhalle bot Zeit und Raum zur eigenen Interpretation.

    Gefeiert wurde eine Premiere anlässlich des neuen Kunstbandes gleichen Titels, die in der Form einmalig bleiben wird. Das Buch „Lighthouse Cabin“ hat Robohm gemeinsam mit Hans-Peter Schrettenbrunner geschaffen. Mehrschichtig und geheimnisvoll überlagern seine Fotos Schrettenbrunners lyrische Texte.

    Beide Ausdrucksformen animieren zum Philosophieren und Meditieren. Der Leser ist eingeladen zu verweilen, Geist und Auge schweifen zu lassen. Offene Fragen, Illusionen, Ängste und Widersprüche werden mit künstlerischen Mitteln dargestellt, um im schweigenden Eintauchen Lösungsmuster zu erkennen.

    „Kunst bewertet man nicht mit Geld, sondern mit Gefühl“ – mit dem Zitat von David Tatuljan begrüßte Lohrs Stellvertretende Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis „Menschen, die sich in der gleichen Stimmung befinden“. Bevor sich eine Winterdepression breitmache, brauche es Emotionen und Reize, die wachrütteln, in der Veranstaltung mit besonderem Format: „Bilder und Texte sind fixiert, die Musik wird aus dem Moment geboren“.

    Michael Robohm berichtete von „wertvollen kleinen Begegnungen“. Bei freiem Eintritt bat er um Spenden in die rote oder grüne Box – je nach Gefallen.

    Zur musikalischen Improvisation saß für den erkrankten Alexander Görlich Mathias Weis am Klavier. Der Lohrer ist studierter Pianist, in Jazz, Klassik und Pop zuhause, Leiter der Musikschule Gemünden und Lehrbeauftragter an der Musikhochschule Würzburg für improvisierte Liedbegleitung. „Mein Spiel ergibt sich aus dem Augenblick. Im Unterbewusstsein Gespeichertes wird abgerufen.“ Das Ergebnis seien impulsgebende Improvisationen aufgrund visueller Reize.

    Mit Fingerspitzengefühl ging Weis ans Werk: mal verhalten und vertiefend, mal perlend wie bunt schillernde Wassertropfen zeichnete der Pianist Motive, Stimmungslage und Farben der leuchtenden Drucke wie glänzendes Eisblau, sattes Grün oder schattierendes Herbstrot nach.

    Für die experimentelle Klangsprache stand das Aschaffenburger Trio „Jazz 3.x“ mit Stefan Döring, Timo Kreckel und Hans-Peter Schrettenbrunner auf der Bühne. Jedes der drei Kapitel endete mit dem modern-fusionistischen Klangspektrum der Vollblutjazzer. „ueber den weltschmerz“, „sein & schein“, „beobachtungen/observations“ sind die Kapitel überschrieben.

    Ein Auszug aus der oft schwer nachzuvollziehenden Lyrik: „schlittschuhkufen eisenfett vogelfeder und lakritz teer im august.“, „unter bruecken fließend gegen strom richtung aufwärts gehen leben leben ohne angst mayday sinkflug stop.“

    In der Pause bot sich die Gemäldeausstellung der beiden Lohrer Künstler Margret Scherg und Richard Kuhn an. Im zweiten Teil des Abends – die Besucherzahl hatte sich um die Hälfte reduziert – gehörte die Bühne „jazz 3.x“. Die 30-minüte Jazzsession aus Standards mit kreativen, modernen Elementen sicherte dem Trio seinen wohlverdienten Applaus.

    Jeder Kunstfreund verließ die Alte Turnhalle nach zweieinhalb Stunden mit eigenen Eindrücken: Eine Besucherin fühlte sich „vom zwei Minuten lang gezeigten Bild zu sehr gefangen genommen“; ein Zuhörer sprach von „Respekt vor der Idee“, während so mancher nur schwer den Zugang zur künstlerischen Meditation fand.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden