Frammersbach (WEL) Auf ein ereignisreiches Leben blickt Edmund Mill aus Frammersbach zurück. Der Gründer der ehemaligen Kleiderfabrik Mill und Seniorchef des gleichnamigen Modehauses im Hinterdorf feiert heute seinen 80. Geburtstag. Zu seiner Feier im Keglerheim erwartet der Jubilar mehr als 100 Gäste. Nicht nur seine drei Kinder und sechs Enkel gehören zu den Gratulanten, sondern auch Vertreter der 18 Vereine, bei denen der gebürtige Frammersbacher Mitglied ist.
So ist Mill unter anderem aktiver Sänger beim Gesangverein Sängerlust und Sitzball-Sportler bei den Versehrten. In seiner Freizeit geht Mill gerne zum Kegeln und zum Schwimmen nach Bad Orb. Seit er in Rente ist, frönt der Jubilar trotz seiner Gehbehinderung zudem einem ganz besonderen Hobby - dem Reisen. So kennt er inzwischen die Welt von Südafrika bis zum Nordkap, vom indonesischen Bali bis Mexiko. "Mich interessieren fremde Kulturen und die Menschen in anderen Ländern" sagt Mill, der die Strapazen dieser langen Reisen gut verkraftet.
Im Geschäft seines Sohnes Wolfgang ist Edmund Mill ebenfalls noch ein gefragter Mann; nämlich dann, wenn es um das Ändern von Bekleidung geht. Als Mitbegründer der einst sehr erfolgreichen Kleiderfabrik Kirsch & Co. gehörte Mill mit zu den ersten Kleiderfabrikanten in Frammersbach. Die Firma hatte Filialen in ganz Deutschland, unter anderem auch in München, Nürnberg, Düsseldorf und Lohr. 1973 zog er sich aus dem Unternehmen zurück und errichtete zusammen mit seiner Ehefrau Elvira eine Kleiderfabrik im Wiesenfurt im Hinterdorf.
In der Blütezeit der Frammersbacher Bekleidungsindustrie arbeiteten in der Hosenkonfektion der Eheleute immerhin 40 Näherinnen und Schneider. Der Niedergang der Textilindustrie in Deutschland traf die Frammersbacher Schneider hart und bedeutete auch das Aus für die Kleiderfabrik Mill, die 1992 die Produktion einstellte. Inzwischen hat Wolfgang Mill, der Sohn des Jubilars, aus dem ehemaligen Fabrikgebäude ein modernes Bekleidungshaus gemacht. Die beiden Töchter helfen ebenfalls im Unternehmen mit.
Edmund Mill ist zusammen mit seinen beiden Brüdern in Frammersbach aufgewachsen. Sein Vater war Schachtmeister, seine Mutter kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Nach der Schulzeit lernte Mill das Schneiderhandwerk in der Kleiderfabrik Desch in Aschaffenburg.
1942 wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen und in den Kaukasus zu den Gebirgsjägern verlegt. Die 3000 Kilometer lange Strecke bis zum Einsatzort musste er mit dem Fahrrad zurücklegen. 1944 erlitt der junge Soldat in Russland einen Oberschenkelschussbruch und verbrachte die Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Lazarett.
Nach Kriegsende arbeitete Mill zunächst mit seiner Frau Elvira als Heimschneider. Zusammen mit ihr gründete er später die Kleiderfabrik Mill. Mit dem Tod seiner Frau 1988 musste Edmund Mill einen weiteren schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Wegen der Familienfeier bleibt das Geschäft am heutigen Nachmittag und morgen geschlossen.