Bischbrunn ist im Landkreis Main-Spessart dem Himmel am nächsten. Das nutzt der in der höchstgelegenen Gemeinde wohnende Jürgen Väth für ein ausgefallenes Hobby: Er guckt mit seiner „Privatsternwarte“ leidenschaftlich gern in den Weltraum und beobachtet seltene Himmelsereignisse.
Hinter dem Hof zweier Familienhäuser – seinem eigenen und seinem Elternhaus – thront die kleine Sternwarte, eine holzverkleidete Konstruktion zwischen Kinderspielzeug für den Enkel und dekorativen Vögeln aus Metall.
Väth, Erbauer und Konstrukteur der „Privatsternwarte Bischbrunn“ erzählt mit einem leichten Augenzwinkern: „Eigentlich wollte ich nur eine Art Behausung zur Sternenbeobachtung haben.“ Für den Nachthimmel und die Sternbilder hat er sich schon immer interessiert. Vor viereinhalb Jahren wurde der 49-jährige Servicemitarbeiter der Firma Wassertechnik Wertheim für zwei Jahre aus beruflichen Gründen nach Schweden versetzt. Dort ist er durch die klaren, schwedischen Nächte dann auf den Geschmack der Hobby-Astronomie gekommen. „Mit einem kleinen Teleskop stand ich stundenlang in der Kälte auf den Feldern und habe in die Sterne geschaut“, erinnert sich Väth an die Anfänge.
Wieder im Spessart überlegte er sich, wie er sein Hobby ausbauen könnte. Er wollte einerseits sich und das Teleskop vor der Witterung schützen und sich andererseits die Ausrichtung erleichtern. Die Lösung war eine „Behausung“ – und mit ein wenig Hilfe aus der Familie machte sich der frisch gebackene Großvater daran, seine Idee zu verwirklichen und innerhalb weniger Monate seine eigene Sternwarte zu errichten.
Zusätzlich zu dem Gebäude wurde sie mit einem neuen Teleskop ausgestattet, professionell auf einer Säule befestigt, die vom Boden entkoppelt ist, damit die empfindliche Justierung der Geräte bei Bewegungen nicht gestört wird. Das Dach mit Luke ist durch Gummirollen drehbar, sodass man auch mit einer kleinen Öffnung den Himmel nach Belieben ausspähen kann. Um sich nachts ohne störendes Licht in der Sternwarte zurechtzufinden, ist der Innenraum mit installiertem Rotlicht ausleuchtbar.
Gesteuert wird das Teleskop von einem Computer mit einer Planetariumsoftware, die es erlaubt, sogar automatische Feinjustierungen einzustellen. Mit diesen Geräten und Konstruktionen ist der Freizeitsternenbeobachter gerüstet für das Universum. Damit er auch in kalten Nächten nicht friert, ist die Sternwarte komplett isoliert und beheizbar.
So behaglich eingerichtet, verbringt Väth bei schönem Wetter zwei bis drei Stunden pro Nacht mit dem Blick in den Weltraum. Das Wetter ist allerdings nur selten optimal für das Teleskop. „Höchstens 50 bis 60 Tage im Jahr“ ist es in Bischbrunn möglich, die Sternwarte zu nutzen, bedauert er. Investiert hat er in sein Hobby außer der Zeit einige Tausend Euro und die nächste Anschaffung ist schon geplant: eine Spiegelreflexkamera speziell für Sternenfotografie.
Entschädigt wird er dafür, wenn die Sicht frei ist und er Galaxien, Planeten und die Milchstraße beobachten kann oder es Himmelsereignisse gibt, beispielsweise die Mondfinsternis am Samstag. Fasziniert erzählt er vom Orionnebel: „Ohne Teleskop und richtige Belichtung sieht man einfach nur Nebel – aber mit den Geräten sieht man dann die Farben.“ Die Beobachtung des Nebels ist für ihn bisher das Schönste, das er am Himmel gesehen hat.
Diese Erfahrungen möchte der Freizeitastronom gerne weitergeben: Er betreibt eine Homepage für die Sternwarte und ist seit kurzer Zeit sogar damit auf Facebook zu finden; 26 Nutzern gefällt das schon. Auf der Website findet man die wichtigsten Informationen zur Sternwarte und zum Universum, Bildergalerien vom Bau der Sternwarte und Väths Aufnahmen von Planeten, Sternen und Konstellationen.
Interessierte können sich über den Sternenhimmel und besondere, aus Bischbrunn sichtbare Himmelsereignisse des Monats erkundigen. Wen das überzeugt, selbst einen Blick in die Sterne wagen zu wollen, dem bietet Väth über die Website die Möglichkeit zu kostenlosen Einzelführungen.
Privatsternwarte Bischbrunn
Der innere Durchmesser der Sternwarte von Jürgen Väth beträgt ebenso wie die innere Maximalhöhe 2,20 Meter.
Geografische Koordinaten der Privatsternwarte Bischbrunn: Höhe 327 Meter NN; 49°51'27'' nördliche Breite, 9°31'02'' östliche Länge.
Die Sternwarte nutzt ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit 10" f/10 Brennweite 2500 Millimeter. Die Steuerung erfolgt mittels Computer und einer besonderen Planetariumsoftware.