Es ist heute kaum noch vorstellbar, was es bedeuten muss, seine Heimat zu verlassen und Hilfe in einem fremden Land zu suchen. Für die 16- bis 25-jährigen Schülerinnen und Schüler der Berufs- und Fachoberschule ist es seit kurzem nicht mehr ganz so unvorstellbar. Am Projekttag zum Thema „Flucht, Vertreibung, Migration“ erzählten verschiedene Gäste ihnen ihre ganz persönlichen Geschichten.
Die Jugendlichen interessierten sich besonders für die Vorträge des Asylnetzes Zimmern und der Würzburgerin Judith Assländer, die regelmäßig Flüchtlinge in ihrer Familie aufnimmt. Es berichteten nämlich nicht nur die Helfer, sondern jugendliche Flüchtlinge selbst.
„Wir sind im gleichen Alter“, sagt Jonas Huther (17) auf die Frage, warum er sich gerade einen dieser Vorträge ausgesucht hat. Die jungen Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan konnten teilweise keine Schule besuchen, flohen vor Krieg und Terror und haben meist keinen Kontakt zu ihrer Familie.
Die Schüler hören mit angespannten Gesichtern zu, müssen an manchen Stellen mit den Köpfen schütteln, stellen viele Fragen. In den Nachrichten höre man immer nur das Politische, sagt Lena Lebert (19), nicht aber, wie sich die Jugendlichen dabei fühlen. „Jetzt kann man sich mehr hineinversetzen“, ergänzt ihre gleichaltrige Mitschülerin Jennifer Heppenstiel.
Das Programm widmete sich drei Themen: Von der Ausreise aus der DDR erzählten Conny Leimeister, Volker Oswald (wir berichteten) und der Dokumentarfilm „Zug in die Freiheit“. Dr. Elizabeth Haining vom Rudolf Virchow Center for Experimental Biomedicine erzählte, wie sie für ihre wissenschaftliche Karriere von Großbritannien nach Würzburg zog.
Der Flüchtlingsproblematik widmeten sich außer dem Asylnetz und Assländer auch der katholische Studentenpfarrer Burkhard Hose und Ulrike Steigerwald, Mitarbeiterin des Eine-Welt-Ladens.
Parallel zu den Vorträgen fand ein Benefiz-Badminton-Turnier in der TVM-Halle statt, für das jede Klasse ein Vierer-Team aus Mädchen und Jungen stellte. Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft spendeten für jedes gewonnene Spiel bis zu 50 Euro, sodass insgesamt über 2000 Euro an Spendengeldern zusammen kamen.
Wettkampf für den guten Zweck
Diese kommen der UNICEF-Flüchtlingshilfe und einem yezidischen Flüchtlingsauffanglager in der Türkei zu Gute, wo dringend winterfeste Zelte benötigt werden. Zusätzlich dazu übergaben die Schülersprecherinnen Janina Brönner und Tamara Schmitt im Namen der SMV Gutscheine im Wert von 260 Euro an das Asylnetz Zimmern.
Das Geld stammt aus Pausenverkäufen und einer Spende des Movie Kino.
Der Projekttag findet jedes Jahr am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien statt und widmet sich aktuellen Themen. „Auch die Bildung von Herz und Charakter gehört zu unserem Lehrauftrag. Indem wir den Schülerinnen und Schülern das notwendige Wissen zu dem Thema vermitteln, begegnen wir hoffentlich Vorurteilen“, erklärt Martin Heilig, Lehrer an der Schule.
Es sei aber wichtig, dass die Jugendlichen das nicht nur von Lehrern und Medien erfahren. Durch den Projekttag sollten sie einen eigenen Eindruck gewinnen. Bei Lena Lebert (19) hat die Veranstaltung schon etwas bewirkt: „Es nimmt einen jetzt mehr mit, wenn man was über Flüchtlinge hört“, sagt sie.