»Und wenn sie nicht gestorben sind…«, startet die Erzählerin Pia-Marie Will, und das 30-köpfige Publikum im Kulturkeller des Weinhauses Mehling stimmt beherzt mit ein: »Dann leben sie noch heute.«
Offensichtlich, dass die altbekannte Formel der Brüder Grimm, die so charakteristisch für die Gattung des Märchens steht, von den Zuhörern des Märchenabends sehnlichst erwartet wurde. Ein Grund mehr für die drei Absolventinnen der Märchenschule im Märchenzentrum »Dorn Rosen«, mit dieser Erwartungshaltung zu spielen und zunächst mit einem Repertoire un- oder wenig bekannter Erzählungen zu verzaubern.
Zu »Märchen von großen und kleinen Wünschen« hatte das Trio am Samstagabend geladen und damit den roten Faden gesponnen, der sich in Form von Wünschen oder Verwünschungen in jeder der zehn abwechslungsreichen Geschichten wiederfand. Die Marktheidenfelderin Marit Pohl und die beiden aus dem Raum Nürnberg stammenden Maria Weidinger und Pia-Maria Will führten dem durchweg erwachsenen Publikum dabei die ganze Bandbreite märchenhaften Empfindens vor Augen.
Stand bei »Sieben Raben« aus den Kinder- und Hausmärchen, der »Tränenfee« oder dem italienischen Märchen von den drei Orangen trotz obligatorisch versöhnlichem Ende die Melancholie im Mittelpunkt, sorgte Pohl mit der fränkischen Interpretation von Charles Perraults »törichten Wünschen« für allgemeine Heiterkeit.
Unter musikalischer Begleitung der 15-jährigen Marie Charlotte Ourmann überwand das neu formierte Ensemble spätestens nach der Pause die Anfangsnervosität und bescherte dem gut gelaunten Publikum bei Gebäck, heißem Tee und wärmenden Decken einen gemütlichen Abend.
Das Gastspiel in der vielleicht märchenhaftesten Location Lohrs habe sich ganz spontan bei einem Essen im Weinhaus ergeben, so Will. Inhaber Matthias Mehling sei von dem Vorschlag sofort angetan gewesen und habe den Termin an Ort und Stelle gebucht.
Der nächste Märchenabend der Drei zum Thema »Liebe, Lust und Leidenschaft« in der Marktheidenfelder Stadtbücherei findet passenderweise am Valentinstag statt.