Auf deutschen Straßen sind noch Zehntausende VW Käfer unterwegs. Voraussichtlich ein paar Hundert werden am 7. Mai den Mainkai in Marktheidenfeld bevölkern. Organisiert wird das Treffen von den Käferfreunden Main-Spessart, die aus genau zwei Mann bestehen: Bernd Stiegler, 64, aus Steinfeld und Christian Knorr, 38, aus Hafenlohr. Wir haben uns mit den beiden Käferenthusiasten getroffen und uns über ihre Leidenschaft, über Ersatzteile, Oldtimer und Erinnerungen an früher unterhalten.
Stiegler ist Ostfriese und wie alle Ostfriesen, die man kennt, hat er immer einen Scherz auf den Lippen. Zur Begrüßung an der Lohrer Mainlände fragt er, neben seinem und dem Käfer seines Mitstreiter Knorrs stehend: „Wie haben Sie mich erkannt? An der Stimme?“ Stiegler ist mit einem türkisen Käfer-Cabrio mit 44 PS gekommen, Knorr mit einem klassischen weißen Käfer mit 34 PS. Beide Fahrzeuge sind Baujahr 69.
Beide haben je drei Käfer
Sowohl Stiegler, als auch Knorr nennen jeweils drei Käfer ihr Eigen, stecken Mühe und Geld in die Fahrzeuge. „Klar kostet es Geld“, sagt Christian Knorr, „aber welches Hobby kostet kein Geld?“ Und außerdem sei es eine lohnende Investition, denn der Wert der Oldtimer steige. Um ein H-Kennzeichen für Oldtimer zu bekommen, muss ein Fahrzeug in einem guten und für damals „zeitgemäßen“ Zustand und weitgehend original sein. Kfz-Sachverständige beurteilen den Zustand und schätzen auch den Wert. Stiegler will aber mit dem Hobby kein Geld verdienen: „Wenn man so viel Schweiß reingesteckt hat, kann man die nicht verkaufen.“
Der letzte Käfer lief zwar 2003 in Mexiko vom Band, aber der Käfer-Markt ist quicklebendig. „Du kriegst eigentlich alles neu“, vor allem übers Internet, sagt Knorr. Angeblich sogar einen ganzen Motor. Nur sei die Qualität nicht immer die Beste. Ein Käfer ist mit etwas Geschick leicht zu reparieren: Man kommt überall dran, es gibt keine Elektronik, gerade mal drei Schalter für Zündung, Licht und Scheibenwischer. Für härtere Nüsse haben Stiegler und Knorr einen Bekannten an der Hand.
Heutige Autos halten voraussichtlich nicht so lange
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass eins von den Autos, die jetzt neu rumfahren, in 40, 50 Jahren noch auf der Straße sind“, sagt Stiegler. Vor allem wegen der vielen Elektronik, die kaputt gehen kann. Auch durch stärkere Bleche als bei heutigen Autos halten VW Käfer so lange.
Stiegler erinnert sich noch an seine Kindheit, als es mit einem vollbepackten 34-PS-Käfer von Ostfriesland zum Familienurlaub in die Alpen ging. Ein Käfer war auch sein erstes Auto. Dann glitt der Mann mit dem Zopf jedoch erst einmal auf die Opel-Schiene, fuhr Manta. Um das Jahr 2000 kam er dann wieder auf den Käfer, kaufte sich 2001 das Cabrio. Knorr kaufte schon als Führerscheinneuling seinen ersten Käfer: einen in Mexiko produzierten, den die Supermarktkette Rewe importiert hatte. Die gelten als schlecht verarbeitet, rosten leicht.
Ihre Käfer krabbeln nur in den warmen Monaten
Heute hat er nur originale Oldtimer mit H-Zulassung. Wie Kollege Stiegler passt Knorr, der von Beruf Landschaftsgärtner ist, gut auf seine Käfer auf. Im Winter dürfen sie, vor allem wegen des aggressiven Streusalzes, nicht auf die Straße krabbeln. Die Käfersaison geht von Mitte, Ende April bis Oktober. Die Kultfahrzeuge fahren sie für Ausflüge und Treffen, für den täglichen Gebrauch haben beide neuere Wagen.
„Der Käfer ist kein Auto, sondern mehr oder weniger Familienmitglied“, sagt Stiegler, den die Liebe, aber diesmal nicht die zu Fahrzeugen, nach Steinfeld geführt und der früher mit EDV gearbeitet hat. Heutige Autos sähen doch alle gleich aus. Er mache die Erfahrung, dass, egal was sonst für Autos herumfahren, die Leute sich immer nach dem Käfer umdrehen. Das Auto erkennt man schon aus der Ferne an seinem charakteristischen Motorgeräusch. Auch auf der Autobahn fahre Stiegler jedoch nicht mehr als 100, 110, schon allein wegen der Geräuschkulisse, die immer stärker wird, je schneller man fährt.
Die beiden haben schon Treffen in Frankfurt organisiert
2013 gründeten Stiegler und Knorr die Interessengemeinschaft Käferfreunde Main-Spessart. Zuvor hatte einen Vorläuferverbund gegeben. Das Treffen in Marktheidenfeld, das sie „aus Spaß an der Freude“ organisieren, findet zum ersten Mal statt. Die beiden rechnen mit mindestens 200 Käfern von weither. Zweimal schon haben sie bereits Käfertreffen in der sogenannten Klassikstadt Frankfurt, einem neuen Zentrum für alte Autos in einem riesigen Backsteinpalast, organisiert. Beim ersten kamen damals über 250 Käfer, beim zweiten, weil das Wetter nicht mitspielte, nur 87. Deshalb hoffen sie für das Treffen in Marktheidenfeld auf viel Sonne.
Das Käfertreffen am Mainkai findet am Sonntag, 7. Mai, ab 10 Uhr gemeinsam mit dem Marktheidenfelder Maimarkt statt.