Wissen Sie, was ein „Schinoos“ ist? Kürzlich tauchte das Wort nach langer Zeit wieder einmal auf: Ein alter Marktheidenfelder verwendete es in einem mündlichen Bericht. Früher wurde öfter jemand als „Schinoos“ bezeichnet, früher, als noch mehr Dialekt gesprochen worden ist.
„Dem sei Alde is fei e rechds Schinoos!“ Oder: „Dem sei Dochder ist fei e args Schinoos!“ Wer so über die Ehefrau oder Tochter eines Bekannten sprach, wollte ihr in der Regel nicht gerade ein Kompliment machen. Vielmehr beschrieb er sie als böse, frech, zumindest widerspenstig, im besten Fall vielleicht als schlitzohrig, als jemand, der es faustdick hinter den Ohren hat. Die Bandbreite der Beschreibungen war wohl recht groß. Mitunter klang Anerkennung mit. Es kam durchaus auf den Zusammenhang an. Dabei war „Schinoos“ nicht auf Frauen begrenzt, auch ein Mann konnte ein „Schinoos“ sein oder ein Tier, zum Beispiel ein Pferd oder ein Esel: „Gehst du har, du Schinoos!“ Als Mehrzahl von „Schinoos“ wurde „Schinöser“ gebraucht.
Aber woher stammt das Wort „Schinoos“? Über die Bezirksheimatpflege erreichte die Anfrage das Unterfränkische Dialektinstitut (UDI) der Universität Würzburg. Dankenswerter Weise verwies das UDI auf seinen „UDI-Newsletter“, den „Würzburger Sendbrief vom Dialektforschen“, Ausgabe Nr. 5, Dezember 2004. Dort wurde das Dialektwort „Schinoos“ nämlich erklärt. Abzuleiten sei es von „Schindaas“. Das „Schindaas“ verzeichnet das Wörterbuch von Unterfranken als „Schimpfwort allgemein für Mensch und Tier“. Meistens würde das „derbe Schimpfwort“ auf Frauen angewandt, aber auch Männer nenne der Dialekt so. Daneben würden Kinder scherzhaft-liebevoll so gerufen. Die ursprüngliche Bedeutung des Dialektworts „Schindaas“ sei wohl „Tierkadaver“. Das „Aas“ kenne man noch heute in der Standardsprache mit dieser Bedeutung. „Schind“ als Bestimmungswort trete auch mit anderen Wörtern auf, etwa in „Schindluder“. „Schindluder“ sei ein Schimpfwort für Frauen, jedoch genauso die Bezeichnung für ein altes Pferd. Das -d von „Schind“ werde nicht mehr ausgesprochen.
Zur Wortherkunft erklärt das UDI weiter: „Schinden“ bedeute „enthäuten“, „schälen“, „misshandeln“. „Schinden“ bedeute also eigentlich „die Haut abziehen“, der „Schinder“ ist der „Abdecker“, „Schindanger“ ist „der Ort, an dem abgedeckt wird“, „Schindluder“ ist „das abzudeckende Tier“. Das „Schinoos“ gibt es nicht nur in Franken, sondern auch in Hessen, im Rheinland, in der Pfalz und an der Saar.