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GEMÜNDEN: Was sagen Gemündener zum Mohammed-Schmähvideo?

GEMÜNDEN

Was sagen Gemündener zum Mohammed-Schmähvideo?

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    Arkadius Kycia, katholischer Pfarrer in Gemünden.
    Arkadius Kycia, katholischer Pfarrer in Gemünden. Foto: Foto: Nadine Klikar

    Auch in Gemünden ist das beleidigende Schmähvideo über den Propheten Mohammed Thema, wie eine nicht repräsentative Umfrage zeigt. Zwar haben alle Befragten den Film aus den USA nicht selbst gesehen, aber alle haben eine Meinung dazu. Der Film hat weltweit zu Protesten und teilweise gewalttätigen Demonstrationen geführt. Gleichzeitig schürten diffamierende Karikaturen in Satire-Zeitschriften die Proteste an, was auch in Europa und Deutschland vor dem Hintergrund der Meinungsfreiheit zu Diskussionen führte.

    Der katholische Pfarrer Arkadius Kycia weiß aus den Nachrichten und Rückmeldungen, dass es sich bei dem Film um eine „skurrile Provokation“ handelt. Das sei wohl das Ziel des Videos. Man könne sich nicht nur als Theologe, sondern auch als Bürger mit gesundem Menschenverstand jedoch fragen: „Warum löst ein so schlechter Film eine solche Gewaltwelle aus? Geht es wirklich um den Film, oder nehmen ,Extremisten‘ das gerne auf, um ihrerseits Hass zu schüren?“

    „Warum löst ein so schlechter Film eine solche Gewaltwelle aus?“

    Arkadius Kycia, katholischer Pfarrer

    Um dieser Spirale entgegen zu wirken, zitiert der Priester Papst Benedikt XVI., der zu den Geschehnissen nach einer Privataudienz vor Kurzem gesagt hat: „Nicht Gewalt schafft Frieden, sondern der Dialog und die Achtung der Menschenwürde.“ Es gelte daher, eine Kultur der Toleranz zu entwickeln, eine Kultur des Lebens, die dazu beiträgt, mit solchen geschmacklosen Provokationen gelassener umzugehen.

    „Generell darf man den Glauben eines anderen Menschen nicht beleidigen.“

    Thomas Schweizer, evangelischer Pfarrer

    Sein evangelischer Amtskollege Pfarrer Thomas Schweizer sieht die Situation ähnlich. „Generell darf man den Glauben eines anderen Menschen nicht beleidigen, egal welcher Religion er angehört.“ Auf der anderen Seite kann es nicht sein, dass ein hohes demokratisches Grundrecht, wie das Recht auf Meinungsfreiheit, deswegen beschnitten wird, sonst bestehe die Gefahr leicht in die Nähe zur Zensur zu geraten: „Auch die Kirchen müssen etwas aushalten können.“ Die Frage sei, wo die Grenzen zur persönlichen Diffamierung und Beleidigung zu ziehen sind.

    Hermann Burkard kümmert sich als Sprecher der Initiative „Netzwerk Asyl“ um die Asylbewerber in der Gemeinschaftsunterkunft in der Gartenstraße. Die Bewohner stammen aus verschiedenen asiatischen und afrikanischen Ländern und gehören unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen an. Er habe aus Unterhaltungen erfahren, dass die Muslime unter den Bewohnern durchaus beunruhigt sind, aber er habe keine weiteren Reaktionen feststellen können. Wie die Lage von ihnen gesehen wird, sei aus den Rückmeldungen schwer einzuordnen, auch weil die Asylbewerber unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen haben und sich entsprechend verhalten. „Ich kann nicht beurteilen, ob es Einflüsse von außen gibt, und kann nicht in die Hirne und Herzen schauen.“

    Er habe allerdings eine gewisse Dankbarkeit bemerkt, wenn die Bewohner von ihm hören, dass er so etwas auch verurteilt. Auf der anderen Seite müssten sie lernen mit der Freiheit umzugehen, sagt Burkard, der beispielsweise gelegentlich immer noch Kopfschütteln bei einigen Bewohnern beobachtete, wenn im Sommer leicht bekleidete junge Frauen auf dem Gehsteig vorbei gingen.

    Es dürfe nicht zu einem Kampf der Kulturen kommen, die Freiheit muss durchaus verteidigt werden, allerdings nicht anhand von solchen Dummheiten. Vielmehr seien die Vorkommnisse ein Beleg dafür, wie wichtig in allen Ländern Investitionen in Bildungsarbeit als Voraussetzung für Toleranz sind.

    „Ich kann nicht in die Hirne und Herzen schauen.“

    Hermann Burkard über die Reaktion Gemündener Asylbewerber

    Aus Sicht eines deutschen sunnitischen Muslims erklärt der aus Pakistan stammende Gemündener Krankenpfleger Amir Khan die Situation. Nach dem Koran dürfe jeder seine Religion ohne Zwang ausüben. Allah sage, er sei nicht der Gott für die Muslime, sondern für alle Lebewesen. Der Mensch sei wichtig und stehe im Vordergrund, die Religion komme erst danach. Ein Problem sei, dass die Welt heute in eine so genannte erste Welt, die „zivilisierte Welt“, eingeteilt sei und in die zweite oder dritte Welt, die angeblich weniger zivilisiert ist.

    Wenn das so ist, müsse man verstehen, dass man gerade von zivilisierten Menschen, die als Vorbilder gelten, Reaktionen auf solche Schmähungen und Verunglimpfungen erwartet, schließlich habe der Prophet Mohammed für die islamischen Gläubigen den höchsten Stellenwert.

    „Ich finde als Muslim die Meinungsfreiheit auch gut.“

    Amir Khan, aus Pakistan stammender Gemündener

    Das solle nicht bedeuten, dass man den Islam nicht kritisieren dürfe: „Ich finde als Muslim die Meinungsfreiheit auch gut, auch wir üben Kritik.“ Khan nennt ein Beispiel: „Wenn ein Ingenieur eine Brücke schlecht gebaut hat, kann ich sagen, das ist nicht gut, die Brücke wird einstürzen, der Mann hat seinen Beruf verfehlt.“ Man dürfe aber nicht sagen: „Der Ingenieur ist ein Hurensohn.“ Darin liege der Unterschied zwischen Kritik und Beleidigung. Die Religion in den Dreck ziehen sei keine Kritik, das gelte auch für Christen und Juden. So etwas erzeuge nur Hass und daher müsse bei aller Meinungsfreiheit die Regierung auch sagen können: „Jetzt ist Schluss.“

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