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KARLSTADT: Was Süßes statt Salat

KARLSTADT

Was Süßes statt Salat

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    Geht so gut wie nie zuvor: Frisches aus der Region, wie hier am Stand von Gemüsehändler Geißler aus Karlstadt, wird derzeit bevorzugt.
    Geht so gut wie nie zuvor: Frisches aus der Region, wie hier am Stand von Gemüsehändler Geißler aus Karlstadt, wird derzeit bevorzugt. Foto: Foto: L. Lenzen

    Die Gurke ist vorläufig aus dem Rennen. Die auf dem spanischen Gemüse entdeckten EHEC-Erreger sind offenbar nicht für die Erkrankungswelle verantwortlich. Doch die Meldung, die am späten Dienstagnachmittag durch die Medien sickerte, hilft dem grünen Schlangengewächs so schnell auch nicht. Auch in Karlstadt wird sie gemieden in Kantinen, Küchen und Kaufhäusern – es sei denn, sie kommt aus dem Anbau von nebenan.

    Regionales ist gefragt

    „Die Leute vertrauen auf regionale Produkte. Bei uns gehen Gurken und Tomaten besser als zuvor“, sagt Karl Geißler, Inhaber des Obst- und Gemüsehandels in der Karlstadter Bahnhofstraße. Er bezieht die meisten Produkte aus Etwashausen im Landkreis Kitzingen. Ob sein Lieferant vermehrt auf seinen Produkten sitzen bleibt? „Problematisch sind für ihn Produkte wie Mischsalate“, erklärt Geißler. Denn hier sind die größten Abnehmer Kantinen und Mensen; und die brechen derzeit massiv weg. Generell seien die Kunden misstrauisch. Dumpingpreise wie neun Cent für Gurken und Tomaten, wie sie in manchen Supermärkten angeboten wurden, machen es dabei nicht besser.

    „Wir haben Salat komplett aus dem Programm genommen“

    Markus Wolf in der Werkskantine bei Dücker

    „Spanische Artikel werden bei uns komplett gemieden“, sagt Matthias Mohr, stellvertretender Geschäftsführer des Tegut in Karlstadt. Gurken gibt es in seinem Geschäft seit letzter Woche gar nicht mehr. „Wir haben sehr viele Kundenanfragen, die Leute sind verunsichert“, sagt er. Generell werde um alles Frischgemüse und Obst, zum Beispiel auch Erdbeeren und Lauch, ein Bogen gemacht.

    Im Kupsch-Markt in der Karlstadter Altstadt hat man zwar noch alles im Sortiment, aber nach Auskunft von Geschäftsinhaber Bernd Müller liegen die Gurken „nur noch zum Anschauen“ da. „Wir ordern dementsprechend weniger“, so Müller. Doch wo in der Frischkosttheke eine Lücke klafft, entsteht anderswo wieder Bedarf: Denn die Menschen steigen auf Tiefkühlkost und Konserven um.

    Was aber, wenn man das Essensangebot nicht selbst in der Hand hat? Für maximal 80 Leute kocht Kantinenpächter Markus Wolf in der Werkskantine bei Düker. Er sagt: „Wir sind auch für die Leute mitverantwortlich und haben Salat komplett aus dem Programm genommen.“ Damit die Kantinenbesucher aber nicht ganz auf die tägliche Beigabe zum Hauptgericht verzichten müssen, gibt es statt etwas Knackigen, etwas Süßes. „Morgen gibt es zum Beispiel Nudeln und Gulasch, anstelle des Salats gibt es dann, sozusagen als kleiner Nachtisch, ein Knoppers oder eine Milchschnitte“, erklärt Wolf.

    Der eine bestellt, der andere nicht

    Anders verfährt Burkard Ehehalt, Kantinenleiter bei Schwenk. Obwohl auch er im Moment anstatt Salat Gemüse anbietet, „gibt es noch Leute, die bestellen einen Salatteller“, erklärt er. Also habe man auch noch Tomaten und Gurken im Angebot. Wer möchte, bekommt sein Sandwich aber auch ohne. „Der eine bestellt es, der andere nicht“, sagt er. 40 bis 50 Leute bekocht Ehehalt im Schnitt. Eingekauft wird regional.

    Strikt auf Salat verzichtet wird in Arnstein bei der Firma MIWE. Die Kantine des Unternehmens wird von apetito catering aus Rheine bewirtschaftet. Aufgrund der noch ungeklärten Herkunft des EHEC-Erregers und weiter ansteigenden Krankheitszahlen möchte man hier jedes Risiko für die Tischgäste ausschließen. Bis zur Klärung der Ursache für die gehäuften Infektionen werden in dem Arnsteiner Werk frische Salate, frische Kräutern, ungegartes Gemüse sowie erdbehaftetes Obst, also zum Beispiel Erdbeeren, gemieden.

    Matthias Seubert ist Gemüse- und Obstgroßhändler in Karlburg. Er beliefert vor allem Gaststätten, Krankenhäuser und Altenheime. Dort haben die meisten Betriebe seit EHEC ihr Sortiment ausgewechselt, Tomaten, Gurken und Salate vom Speiseplan heruntergenommen, andere dafür draufgesetzt. Existenziell sind deswegen die Einbrüche bei Tomaten, Gurke und Co für ihn nicht. „Irgendwas muss gegessen werden und zur Zeit ist das Angebot reichhaltig“, so der Großhändler. So kommen vielerorts eben anstelle Blattsalat Blumenkohlsalat, Kohlrabisalat oder Karottensalat auf den Tisch. Nach den Einbrüchen am Anfang der Woche hat der Händler zudem das Gefühl, dass sich die Lage gerade wieder normalisiert.

    Auffällig auch in Karlburg: Die Kunden gucken gezielt auf einheimische und zertifizierte Ware und nicht mehr – wie sonst – mehr auf den Preis.

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