(mk) Das vhs-Filmforum zeigt am Donnerstag, 3. Juni, um 20.30 Uhr und am Montag, 7. Juni, um 19 Uhr in den Movie-Lichtspielen Feo Aladags ergreifendes Filmdrama „Die Fremde“.
Das Thema „Ehrenmord“ geistert immer wieder durch die Medien und sorgt für reißerische Schlagzeilen. Meist sind die Opfer junge, in Deutschland aufgewachsene Frauen, die versuchen, ein Leben in freier Selbstbestimmung zu führen und dadurch mit ihren in vorgeblich muslimischen Traditionen verwurzelten Familien in Konflikt geraten. Was sich da mancherorts an Tragödien abspielen mag, bringt uns mit viel Einfühlungsvermögen und Authentizität Feo Aladag in ihrem Debütfilm „Die Fremde“ näher.
Die in Berlin lebende, mit einem Mann türkischer Herkunft verheiratete Filmemacherin inszeniert die Zwänge und Konflikte einer patriarchalisch orientierten Gesellschaft als eindringliches Familienporträt.
Im Zentrum der Handlung steht die 25-jährige Deutsch-Türkin Umay, die mit ihrem Sohn aus ihrer arrangierten Zwangsehe ausbricht und vor ihrem tyrannischen Mann von Istanbul nach Berlin zu ihrer dort lebenden türkischen Familie flieht. Sie weiß, dass sie ihren Eltern und Geschwistern damit viel zumutet, hofft aber, dass die liebevolle Verbundenheit stärker ist als alle gesellschaftlichen Zwänge. Doch was zählt, ist die Familienehre. Und die kann nur durch den Tod wieder hergestellt werden.
Mit feinem Gespür für die Zerrissenheit aller beteiligten Figuren erzählt Aladag weitgehend differenziert vom Überlebenskampf einer jungen Frau zwischen unterschiedlichen Kulturen.
Die für ihr intensives Spiel mit einer „Lola“ ausgezeichnete Sibel Kekilli, die hier gewiss auch ihre eigene Geschichte durchlebt, wird in der Rolle der verzweifelt-willensstarken Umay ebenso lange im Gedächtnis bleiben wie der türkische Filmstar Settar Tanriögen als Familienpatriarch.
Nächste Woche läuft im vhs-Filmforum die skurrile Tragikomödie „Boxhagener Platz“.