Seit drei Monaten hat das Finanzamt Lohr mit seinen Außenstellen Karlstadt und Marktheidenfeld mit Frank Beifuß (Jahrgang 1964) einen neuen Leiter. Am Mittwoch wurde er im alten Lohrer Rathaus offiziell begrüßt. Gleichzeitig wurde sein Amtsvorgänger Hans-Jürgen Nettner (Jahrgang 1949) nach 36 Jahren im Dienst der Steuerverwaltung in den Ruhestand verabschiedet. Das Lohrer Finanzamt leitete Nettner sechs Jahre lang.
Dr. Roland Jüptner, Präsident des bayerischen Landesamtes für Steuern, dankte Nettner für dessen „unermüdlichen“ beruflichen Einsatz. Beifuß, der seit 1994 für die Steuerverwaltung arbeitet, davon die vergangenen acht Jahre als Leiter des Finanzamts Obernburg, bescheinigte der Präsident, er sei „engagiert, aufgeschlossen und den neuen Aufgaben gewachsen“.
Einen Großteil seiner launigen Rede widmete Jüptner übrigens dem Lohr zugeschriebenen Schneewittchen. Aspekte des Steuerrechts habe er in dem Märchen leider nicht gefunden, bedauerte er augenzwinkernd.
„Steuern sind der Preis der Zivilisation – im Urwald gibt es keine Steuern.“ Beginnend mit diesem Zitat des US-Politikers Robert Wagner (1910 – 1983) unternahm Lohrs Zweite Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis einen Streifzug durch die Geschichte des Steuerrechts. Steuern gebe es seit dem Altertum, Steuern dienten der Befriedigung gemeinschaftlicher Bedürfnisse, sagte sie. Laut Kohnle-Weis sind die Steuern die wichtigste Einnahmequelle des Staates, auch der Haushalt der Stadt Lohr speise sich zu einem nicht unerheblichen Teil aus Steuergeldern. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Finanzamt klappe „absolut reibungslos“.
„Ohne Steuern ist kein Staat zu machen“, sagte Sabine Sitter, stellvertretende Landrätin des Kreises Main-Spessart. Und die Finanzämter seien „der Einnahmegarant des Staates“. Das Finanzamt Lohr, in dem einschließlich der Außenstellen 185 Mitarbeiter beschäftigt seien, sei zuständig für den Landkreis Main-Spessart mit 40 Gemeinden und 126 000 Einwohnern.
Dass die immer wieder geforderte Vereinfachung des Steuersystems in Deutschland Wirklichkeit werden könnte, daran wollte Dr. Dieter Mehnert, Vizepräsident der Steuerberaterkammer Nürnberg, nicht glauben, da in komplexen Gesellschaften komplexe Steuersysteme benötigt würden. Auch das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Erbschaftssteuer habe ihn in Sachen Vereinfachung „nicht ermutigt“.
Michael Krauß, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Finanzamtes Lohr, hatte keinen Zweifel daran, dass mit Beifuß eine „gute und konstruktive Zusammenarbeit gelingen wird“.
Die 36 Jahre in der Steuerverwaltung „mit kleinen und großen Geschichten“ hätten Spuren hinterlassen, sagte Nettner. Unter anderem sei er zwei Jahre lang von einem Steuerpflichtigen bedroht und belästigt worden. Aber trotz mancher Enttäuschungen habe er das Gefühl, ein erfülltes Berufsleben gehabt zu haben. Der positive Eindruck vom Finanzamt Lohr, den er schon während seiner Zeit in der Außenstelle Marktheidenfeld gehabt habe, habe sich nun in Lohr bestätigt, sagt Beifuß.