"Wir sind so froh, dass wir endlich wieder zusammen feiern können." Die Lohrer Wirtesprecherin Margitta Gottschalk fasste mit diesem Satz zusammen, was wohl alle dachten. Nachdem er 2021 und 2022 wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, erlebte der Lohrer Weiberfasching am Donnerstag seine erfolgreiche Rückkehr.
Der Weiberfasching in Lohr ist geprägt von den fantasievollen Kostümen und Verkleidungen der vielen Gruppen, die am Abend und in der Nacht in der Innenstadt und in der Stadthalle unterwegs sind. 39 von ihnen (2020 und 2019 waren es jeweils 57) stellten sich bei der Jury vor, die zwei Stunden lang im alten Rathaus saß. Tatsächlich dürften wesentlich mehr Gruppen unterwegs gewesen sein.
Horrorclowns mit Leiche
Der Trend in diesem Jahr ging eindeutig weg von der Politik. Eine Frauengruppe nahm die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar auf die Schippe. Großzügig betrachtet könnten auch die vier Spessarträuber aus Lohr unter Politik verbucht werden, denn sie verkündeten: "In Lohr gibt es nichts mehr zu holen, wir haben schon Beute gemacht." Das war es dann aber auch schon an politischen Themen.
Rätsel gab der Jury der Umstand auf, dass gleich drei Gruppen im Laufe des Abends vor ihr als Pantomimen auftraten. Zweimal kam der Horrorclown Pennywise, einmal fünffach aus Lohr, das andere Mal dreifach aus Partenstein, dafür aber mit Leiche. Beide Gruppen mussten sich arg anstrengen, den bösen Blick beizubehalten, ohne loszulachen.
Viel Mühe hatten sich die Pusteblumen aus Lohr gemacht. Die sechs Frauen hatten nicht nur die Kostüme selbst gebastelt, sie bestachen auch durch ausgefeilte Choreografie und Gesang. Zwei der Frauen standen, wie sie durch Beweisfotos belegen konnten, auch in den Corona-Jahren 2020 und 2021 verkleidet vor dem alten Rathaus, "aber die Jury war nicht da".
Bosch Rexroth und Lohrer Weihnachtsbäume
Die womöglich größte Gruppe, die bislang im Lohrer Weiberfasching unterwegs war, stellten 20 Frauen aus der Logistik von Bosch Rexroth als "Logistik-Ladies" auf die Beine. Nur zu zweit, dafür aber aus Köln und Frankfurt, waren die "reinrassigen Schnüdel". Sie leben schon länger in Lohr, aber eine beherrscht noch den angestammten Dialekt: Sie sei ein "kölsches Mädsche", das es nach Lohr verschlagen habe.
"Wir sind vergessen worden", klagten die Lohrer Weihnachtsbäume vom TSV Lohr. Die fünf Damen wollten "bloß gucken", blieben aber auf ein kleines Schwätzchen mit der Jury. Die aus dem Fernsehen bekannte Sendung "Das große Backen" kam mit "der Enie von Lohr" und vier Torten ins alte Rathaus. Nicht in die Wertung geschafft hat es die 40. Gruppe: Sie bestand nur aus Männern in blütenweißen Kapitänsuniformen.
Große Narrenparty in der Lohrer Stadthalle
Rund 900 Närrinnen und Narren feierten zusammen bei der Party in der Stadthalle, die wie in den Jahren vor Corona die Fußballer des TSV Lohr organisiert hatten. Rund drei Viertel der circa 1000 verfügbaren Eintrittskarten gingen im Vorverkauf weg, die weiteren wanderten an der Abendkasse über den Tisch. Margitta Gottschalk sprach von einem erfolgreichen Neustart nach der Corona-Pause. Sie bestätigte den Eindruck, dass in der Innenstadt und den Gaststätten mehr los war als in den letzten Jahren vor Corona. Was vor 30 Jahren mit wenigen Masken begonnen habe, sei zu dem Event in Lohr geworden, betonte Gottschalk.
Sie verteilte bei der Maskenprämierung in der Stadthalle die Preise, die sie zuvor in der Lohrer Gastronomie und bei Gewerbebetrieben eingesammelt hatte. Diese Sponsoren des Weiberfaschings werden erstmals öffentlich gemacht. Ihre Namen stehen auf einer Schautafel, die von der Jury im alten Rathaus im Laufe des Abends mit Fotos der Gruppen aus einer Sofortbildkamera ergänzt wurde. Diese Tafel ist bis zum Ende des Faschings in einem der Fenster des alten Rathauses in Lohr zu sehen.