Mit dem Wegzug des Fürstlich-Löwensteinschen Weingutes wird ein Kapitel der Weinbaugeschichte von Kreuzwertheim zugeschlagen. Dennoch lebt die Tradition weiter: Zum 1. Juli haben Norbert Spielmann und Christoph Dinkel mit ihrem Weingut „Alte Grafschaft“ den ehemaligen Fürstlich-Löwensteinschen Weinbaubetrieb samt historischem Gebäude mitten im alten Ortskern übernommen.
„Am Montag ab 9 Uhr öffnen sich die Türen des Weingutes wieder für den Verkauf“, kündigt der gelernte Weinhandelsküfer Norbert Spielmann an. „Gefeiert wird die Übernahme dann ganz groß mit einem Hofweinfest vom 23. mit 25. Juli“, ergänzt Weinhändler Christoph Dinkel ganz begeistert. In den Kellern werden seit mehr als 400 Jahren Weine ausgebaut.
Das Löwensteinsche Weingut ist dieser Tage nach Kleinheubach umgezogen, dem Familiensitz der Fürstenfamilie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, des katholischen Zweigs des Adelsgeschlechtes. Dort leitet die Witwe des tödlich verunglückten Erbprinzen Carl Friedrich, Dr. Julia zu Löwenstein, die Betriebe mit Weinbau, Forst und Immobilien.
Spielman und Dinkel erwarben vergangenes Jahr die zwei Hektar große fürstliche Lage Satzenberg (Riesling und Weißburgunder) im Taubertal. „Ursprünglich war nur an eine Verpachtung gedacht“, informiert Spielmann. „Allerdings wurden wir uns im Laufe der Verhandlungen rasch einig über einen Kauf der Lagen.“
In diesem Jahr kam auch noch der Kaffelstein in Kreuzwertheim mit rund vier Hektar Spätburgunder und Riesling dazu. Vorbesitzer war der Staatliche Hofkeller in Würzburg, der die Trauben in diesem Jahr noch pflegt. Ausgebaut werden aber soll der größte Teil des Jahrgangs 2010 schon in den Kellern von Spielmann und Weinhändler Dinkel. Mitarbeiter Rolf Englert, ebenfalls gelernter Weinhandelsküfer, seit mehr als 25 Jahren in fürstlichen Diensten, arbeitet weiter für die neuen Chefs.
15 Hektar Rebfläche angestrebt
Die streben schrittweise eine Rebflächengröße von rund 15 Hektar an. Dafür wollen sie auch den vor einigen Jahren gerodeten Teil des Kreuzwertheimer Kaffelsteins wieder neu bestocken. Die Familie Spielmann bewirtschaftet bereits seit Jahren einen halben Hektar in Lindelbach. Verlegt wird auch Spielmanns Weinfachagentur samt Weinimport von Wertheim auf die andere Mainseite.
Das Weingut „Alte Grafschaft“ bewirtschaftet mit dem Satzenberg und in Lindelbach also Rebhänge in Badisch-Franken sowie mit dem Kaffelstein eine anerkannte Qualitätslage im Frankenland. Der Kaffelstein und der badische Satzenberg sind Terrassenweinberge. Sie können nur schwer mit Maschinen bearbeitet werden. Dinkel und Spielmann waren sich im Klaren, was auf sie zukommt. Trotzdem gehen sie voll Optimismus an die Arbeit.
Weiterhin in fürstlichem Besitz bleiben allerdings die Rebhänge in der fränkischen Premium-Lage Homburger Kallmuth und Lengfurter Oberrot.
Trauben nach Kleinheubach
Die Weine reifen in den neuen Kleinheubacher Kellern heran und werden auch von dort vermarktet.
Die bauliche Kernsubstanz wie Haupthaus, Weinlagerhalle und die Keller sollen bis auf kleine Renovierungsarbeiten so bleiben, wie sie sind. Den Hofbereich wollen die beiden neuen Inhaber jedoch aufwerten. Sie möchten ihren Wein zur Bevölkerung bringen und umgekehrt. Dabei soll ihnen die Häckerwirtschaft gute Dienste tun, die sie im neuen Weingut einrichten werden.
Optimistisch ist auch der Kreuzwertheimer Bürgermeister Horst Fuhrmann, „Ich wünsche den beiden alles erdenklich Gute mit ihrem Vorhaben. Da sie einschlägige berufliche Erfahrung besitzen, bin ich zuversichtlich, dass ihnen ihr Vorhaben gelingen wird.“ Fuhrmann freut sich auch, dass die weinbauliche Tradition im Ort in Zukunft erhalten bleibt.