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Lohr: Welche Zukunft hat der Lohrliner?

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    Schon länger steht die Frage im Raum, ob und wie sich die finanziell angeschlagene Stadt ihren Stadtbus Lohrliner noch leisten kann. Nun rät ein Wirtschaftsprüfer zur Einstellung des Betriebs.
    Schon länger steht die Frage im Raum, ob und wie sich die finanziell angeschlagene Stadt ihren Stadtbus Lohrliner noch leisten kann. Nun rät ein Wirtschaftsprüfer zur Einstellung des Betriebs. Foto: Johannes Ungemach

    Seit Jahren fährt der von Montag bis Samstag rollende Stadtbus Lohrliner ein hohes Defizit von zuletzt rund einer halben Million Euro ein. Er transportierte 2022 aber auch rund 177.000 Fahrgäste, also im Schnitt rund 560 pro Betriebstag. Aus Gründen der Daseinsvorsorge hat der Stadtrat bislang stets am Lohrliner festgehalten. Erst im Herbst 2021 hat er das Stadtbus-System mit geänderter Linienführung und erstmals auch einem Elektro-Bus bis 2029 neu aufgestellt.

    Ob die Lohrliner auch über 2029 hinaus rollen werden, ist indes offen. In der jüngsten Sitzung des Stadtrats wurde deutlich, dass aus Kostengründen darüber zu diskutieren sein wird. Es wurde gar der Vorschlag laut, den Stadtbusbetrieb schon vor dem Auslaufen der derzeitigen Verträge einzustellen.

    Viele Bereiche untersucht

    Es war ein Satz des Wirtschaftsprüfers Frank Weisbach von der Würzburger Treuhandgesellschaft Göken, Pollak & Partner, der in der Sitzung aufhorchen ließ. Die Stadt hatte die Gesellschaft beauftragt, zu untersuchen, ob man im städtischen Geflecht aus Rathaus, Stadtwerken, Stadthalle und Freibad durch Umorganisation Synergien heben und Geld sparen kann. Der Wirtschaftsprüfer nahm zig Bereiche unter die Lupe und erkannte bei vielen kaum Ansatzpunkte für Einsparungen. Zum Lohrliner jedoch sagte Weisbach: "Aus wirtschaftlicher Sicht ist eine Einstellung des Betriebs zu empfehlen".

    Er begründete seine Empfehlung einerseits mit dem jährlichen Defizit, andererseits damit, dass "so viele nicht mit dem Bus fahren". Die Verträge für den von einem privaten Busunternehmen bedienten Stadtbus liefen noch sechseinhalb Jahre, so Weisbach. Es sei zu überlegen, ob man schon vorher etwas ändern könne. Letztendlich müsse die Stadtpolitik entscheiden. Bürgermeister Mario Paul bezeichnete den Stadtbus als "sehr gutes und für viele Menschen wichtiges Angebot". Man müsse jedoch die Hinweise des Wirtschaftsprüfers zur Kenntnis nehmen und sich damit auseinandersetzen.

    Seubert für schnelles Aus

    Frank Seubert (CSU) sprach sich angesichts der Empfehlung Weisbachs dafür aus, umgehend mit dem Busunternehmer über ein frühzeitiges Ende des Lohrliner-Betriebs zu verhandeln. Vielleicht sei der Unternehmer angesichts des allgemeinen Busfahrermangels gar froh, wenn er sein Personal auf anderen Linien einsetzen könne. Auch die angeschafften Busse seien derzeit wohl gut zu verkaufen, so Seubert.

    Paul indes verwies darauf, dass bei einem vorzeitigen Kündigen der Verträge Vertragsstrafen fällig würden. Er plädiere daher dafür, die bis 2029 laufenden Verträge zu erfüllen – "auch als Beitrag zur Verkehrswende", so Paul.

    Otto Mergler, der Leiter der für den Stadtbus zuständigen Stadtwerke, verwies darauf, dass man nicht nur durch die Verträge mit dem Busunternehmen gebunden sei. Durch die Konzession der Regierung von Unterfranken sei man in der Vertragslaufzeit auch zum Betrieb der Buslinien verpflichtet. Sollte sich die seit Jahren finanziell nicht auf Rosen gebettete Stadt entscheiden, den Stadtbus 2029 einzustellen, würde dies laut Paul nicht zwingend den ersatzlosen Wegfall des Busverkehrs bedeuten. Man könne versuchen, über den Landkreis auf besonders frequentierten Linien Ersatz anzubieten, so der Bürgermeister.

    Nischalke: Nicht nur Geld sehen

    Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sprach davon, dass man schwere Entscheidungen mit Auswirkungen auf die Bevölkerung zu treffen habe. Thomas Nischalke (SPD) verwies darauf, dass die wirtschaftliche Betrachtung nicht der einzige Maßstab sein dürfe. Mathilde Lembach (Grüne) nannte den Stadtbus eine sinnvolle Investition für den Bürger. Zuletzt habe die Pandemie die Fahrgastzahlen gedrückt. Nun bringe womöglich das 49-Euro-Ticket einen Schub. Man solle das Stadtbussystem weiter analysieren, bei Bedarf nachbessern und auch mal Werbung dafür machen, forderte Lembach.

    Bürgermeister Paul plädierte dafür, "keinen harten Bruch" in Form eines vorzeitigen Ausstiegs aus den Lohrliner-Verträgen herbeizuführen. Stattdessen solle man in eine Diskussion darüber einsteigen, wie es mittelfristig mit dem Stadtbus weitergehen soll. Am Ende der Diskussion müsse der Stadtrat dann "einen politischen Auftrag" zur Zukunft des Lohrliners formulieren.

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