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KARLSTADT: Wellness-Komödie „Aufguss“: Ganz nahe an der Gürtellinie

KARLSTADT

Wellness-Komödie „Aufguss“: Ganz nahe an der Gürtellinie

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    Saunagespräche (von links): Klaus Brehm und Waltraut Flederer in der Komödie „Aufguss“ im Karlstadter Theater an der Gerbergasse.
    Saunagespräche (von links): Klaus Brehm und Waltraut Flederer in der Komödie „Aufguss“ im Karlstadter Theater an der Gerbergasse. Foto: Foto: Günter Roth

    Mit der Wellness-Komödie „Aufguss“ hat Michael Meisenzahl im Theater in der Gerbergasse sein Debüt als Regisseur gegeben – und es war wirklich ein beachtliches. Ihm zur Seite stand allerdings ein höchst motiviertes Team, ein prächtiges Bühnenbild von Peter Gsell und ein fein austarierter Plot des Bühnenautors René Heinersdoff, der in anzüglichen Dialogen, Andeutungen und Verwechslungen bis ganz nahe an die Gürtellinie, aber nie unter Niveau ging. Bei der Premiere war das Theater ausverkauft.

    Der angegraute Industrielle Dieter (Klaus Brehm) hat in der Tat seine besten Jahre hinter sich und ist eigentlich tief in im Herzen seiner unsteten und unerfüllten Jagd nach jungen Frauen überdrüssig. Um seiner gegenwärtigen Geliebten Mary (Verena Kimmel) den Wunsch nach einem Kind zu erfüllen, organisiert er Alain „The Brain“ (Johannes Scheiner) als Samenspender. Man soll sich im Wellnesshotel treffen.

    Im selben Etablissement sind auch der Arzt Lothar (Michael Meisenzahl) und seine „rechte Hand“ Emelie (Waltraud Flederer) abgestiegen, denn der Mediziner möchte dem reichen Dieter eine großzügige Geldspende für seine Kinderstation abluchsen.

    Die beiden wirklich extrem unterschiedlichen Spendenformen bieten natürlich einen idealen Nährboden für eine gewaltige „Spendenaffäre“ mit den skurrilsten Verwechslungen und Missverständnisse, zumal wenn jeder ständig um den heißen Brei herumredet. Dass die Geschichte zudem noch im Wellnessbereich des Hotels genau vor der Sauna und dem Dampfbad spielt, ist dabei gewiss kein Zufall. Das ständige Hin und Her zwischen heißer Luft, alles vernebelnden Dampf und eiskalter Abkühlung wird so sichtbar und schier greifbar.

    Die Komödie spielt lustvoll mit der Sprache, aber noch viel mehr mit der – nicht immer schicklichen – Fantasie der Zuschauer.

    Beinahe jeder zweite Satz trägt eine Zweideutigkeit in sich, wenn es da zum Beispiel um das erhoffte Volumen der gewünschten Spende geht: „Jede noch so kleine Spende ist willkommen“ oder um die notwendigen Modalitäten: „Ich bin seine Rechte Hand und habe das bisher immer für ihn übernommen!“. Der Autor lässt die Anzüglichkeiten im Kopf des Publikums entstehen.

    Getreu der Vorgabe gibt es auf der Bühne keine Hauptdarsteller, keine Protagonisten und keine Gegenspieler. Genau genommen spielt jeder für sich alleine - aneinander vorbei. Eine wirklich tiefgehende Kommunikation, Zuwendung für den anderen oder gar Liebe ist nicht vorgesehen. Den fünf Akteuren auf der Bühne macht diese Irreführung und Verführung sichtlich einen Riesenspaß und dieser Spaß springt augenblicklich auf die Gäste über. Diese geizen nicht mit herzlichen Lachern, mit Szenenapplaus und spontanen Bravo-Rufen, zuletzt mit lang anhaltendem Beifall.

    Der „Jung-Regisseur“ Meisenzahl hat das Stück „Aufguss“, das auch schon erfolgreich an vielen großen Bühnen mit prominenten Schauspielern aufgeführt wurde, geschickt und organisch an die Region angepasst. Wenn sich da die ganze blasierte Bagage nach dem opulenten Dinner über die Speisenfolge ergeht, gibt es ergötzliche Anspielungen: „Ich nehme mir noch eine Himmelstadter Hibiskus-Hippe“ oder eine „Müdesheimer Müslischnitte mit Mirabellen-Marmelade“ und dazu einen „Gambacher Gugelhupf mit Grand Marnier“. Allerdings hätte die „Wiesenfelder Wildente auf Würzburger Wirsing ein wenig weicher“ sein können. Dazu war dann letztendlich dringend ein Karschter Flaak nötig.

    Insgesamt ist das Regiedebüt von Michael Meisenzahl bestens gelungen und die Theaterbühne bietet wieder einen amüsanten Theaterherbst. Ob die Handlung und die Dialoge anstößig sind, muss jeder selbst entscheiden. Schließlich gibt es nie ausfällige Zoten oder Unflätigkeiten. Es spielt sich alles nur im Kopf des Zuschauers gab getreu dem Spruch „Honi soit qui mal y pense“ „Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt“.

    Nächste Vorstellungen Der „Aufguss“ steht im Karlstadter Theater in der Gerbergasse noch auf dem Programm am Samstag 21. und 22 Oktober; im November am Sonntag, 5., Samstag, 11., Sonntag, 12., Freitag 17., Samstag 18., Montag 20. und Freitag 24. November. Dazu kommen noch Freitag, 1., und Samstag, 2. Dezember. Die Derniere ist am Freitag 8.12. Beginn ist jeweils 19.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen um 18 Uhr. Mehr Info: www.theater-gerbergasse.de

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