Seit rund zwei Jahren sind die Weisheiten des weißen Katzentiers als Kolumne wöchentlich in einem hiesigen Anzeigenblatt zu lesen. Um die 100 Geschichten müssten inzwischen erschienen sein, schätzt Autorin Gabriele Schneider.
Der Herr Kater, das muss man wissen, ist nicht nur eine Kunstfigur, ist weit mehr als eine literarische Spielerei. Herr Kater wohnt im richtigen Leben in Karlstadt am Kirchplatz, ist 13 Jahre alt, schneeweiß, mit Augen grün-leuchtend wie Phosphor und einem ausgesprochenen Gespür für Würde.
Letzteres stellt er sogleich unter Beweis, indem er sich würdevoll mitten auf den Tisch setzt. "Er hält beim Gespräch gern Augenkontakt", begründet Frauchen Gabriele das etwas unorthodoxe Verhalten ihres Mitbewohners. Und er würde nie von einem Gast verlangen, sich zu ihm auf den Boden zu begeben.
Denn obwohl der Herr Kater ein "stinknormaler Hauskater mit Siameinschlag" ist, so ist er dennoch kein gewöhnliches Tier. Auch in seinen Geschichten zeigt er trotz seiner "Katerlichkeit" ein sehr menschliches Wesen. Damit hat Gabriele Schneider kein Problem. Das fördert die Bindung zum Leser, das erleichtert die Identifikation. Der Herr Kater erfährt nicht zuletzt deshalb eine große Resonanz von außen. Er bekommt sogar Post.
Formuliert sind die Erzählungen zwar aus der Katzenperspektive, aber natürlich sieht Herr Kater bei aller eigener Persönlichkeit die Menschenwelt trotzdem mit Frauchens Augen. Und die haben eine meist sehr humorvolle Sicht der Dinge.
Die Themen sind großteils aus dem Alltag gegriffen, beschreiben einfache Lebenssituationen, beschäftigen sich mit dem, worüber aktuell gesprochen wird - Schönheitsoperationen, Diäten, die Grippewelle oder Weihnachten. Aber die Geschichten beinhalten auch oft einen kleinen Exkurs, durch den es für den Leser etwas Lehrreiches zu erfahren gibt, sagt die Autorin.
Ideen für die Herr-Kater-Geschichten hat Gabriele Schneider zuhauf. "Inzwischen schlagen mir Leute schon Sachen vor: Über dieses und jenes müsste der Herr Kater mal schreiben." Das Schreiben der Geschichten gehöre inzwischen zu ihrem Leben wie das Zähneputzen.
Aber lange bevor die Erzählungen diesen Status von Selbstverständlichkeit bekamen, hat sich die Karlstadterin mit dem Gedanken getragen, zumindest eine Auswahl einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit wachsender Popularität ihres pelzigen Gefährten sei sie auch immer häufiger von Freunden wie Fremden angesprochen worden: "Da musst du ein Buch draus machen."
Anfang Oktober nun präsentierte sie das 64-seitige Büchlein "Herr Kater - Leben ist Ansichtssache" in Frankfurt auf der Buchmesse, ein Ereignis, zu dem natürlich auch Herr Kater einen Beitrag beigesteuert hat (siehe rechts oben). Aber zwischen Karlstadt und Frankfurt liegt weit mehr als nur eine Strecke von 120 Kilometern. "Starke Nerven, viel Geduld und den Glauben an Wunder" hält die Autorin für unverzichtbar auf dem Weg zum eigenen Werk.
"Heutzutage wird man nicht mehr durch ein Buch bekannt. Heute muss man bekannt sein, damit einem jemand ein Buch verlegt." Rund 20 Verlage hat Gabriele Schneider abgeklappert, bis sie zwei Angebote hatte. Dabei ist das Buch kein Erstling und die 36-Jährige kein Neuling. Schneider ist von Beruf Kartenlegerin, hält Seminare und gibt Kurse und hat im Jahr 2001 das Standardwerk zum "Kartenlegen mit Skatkarten" auf den Markt gebracht (die MAIN-POST berichtete).
Den Verlag hat dann - wer sonst - der Herr Kater persönlich ausgewählt. Ausschlaggebend, so sein Frauchen, sei der klangvolle Name des Verlegers gewesen: Dr. Markus Hänsel-Hohenhausen hätte dem Herrn Kater sehr imponiert.
Anscheinend ist so ein Kater auch nur ein Mensch.
Gabriele Schneider: Herr Kater - Leben ist Ansichtssache Cornelia Goethe Literaturverlag/Frankfurt a. M. Im großen Hirschgraben ISBN 3-8267-5348-8