10 000 bis 15 000 Liter verkauft Udo Eschenbacher weniger pro Monat, seit der Benzinpreis die Ein-Euro-Marke klar überschritten hat. Seit einem dreiviertel Jahr beklagt er in seiner OMV-Tankstelle in der Frankfurter Straße Umsatzeinbußen von fünf bis zehn Prozent. "Die Leute tanken erst voll, wenn der Preis wieder um zwei bis drei Cent gefallen ist", beobachtet er. Der Tankstellenbetreiber kennt sogar einige Leute, die ihr Auto stehenlassen und jetzt so oft wie möglich mit dem Motorroller fahren.
Besonders die großen Preis-Schwankungen seien der Kundschaft nicht zu vermitteln. "Wir haben Tage, an denen der Benzinpreis zwischen drei und vier Cent nach oben oder unten geht - das ist einfach unbegreiflich." Eschenbacher, der die Tankstelle seit 1990 und in dritter Generation betreibt, kann daran nichts ändern. "Die Mineralölgesellschaft teilt uns fünf Minuten vorher mit, dass die Preise steigen oder fallen." Die Umstellung von Kasse, Säulen und Preisanzeige geschehe voll automatisch.
Von den Einnahmen aus dem Benzinverkauf kann Eschenbacher schon lange nicht mehr leben. "Das, was man am Sprit verdient, geht für Strom und die Kühlaggregate im Tankstellenshop drauf." Ohne die Einnahmen aus dem Shop und der Werkstatt würde sich Eschenbacher schwer tun. In einer ähnlichen Situation befindet sich Josef Vaas, Pächter der Shell-Tankstelle an der Bundesstraße. 1,29 Cent pro Liter Benzin bleiben ihm als Einnahme. Viel zu wenig, um die Kosten für Personal und Pacht zu bestreiten.
Vaas schätzt den Umsatzrückgang auf 20 bis 30 Prozent. Auf die Frage, ob die hohen Benzinpreise seine Existenz bedrohen, muss er nicht lange überlegen. "Ja, mit Sicherheit - die letzten zwei Jahre muss ich schon sehr knapsen." Die hohen Benzinpreise seien auch für ihn "demotivierend bis zum Geht-nicht-mehr". Wenn er die lange Arbeitszeit - nach eigenen Angaben bis zu 80 Stunden pro Woche - mit dem Verdienst gegenrechne, müsse er sich auf jeden Fall die Sinnfrage stellen.
Seinen Kunden ist Vaas nicht böse, wenn sie lediglich für Kleckerlesbeträge tanken. "Man versucht, da zu sparen, wo es möglich ist. Jeder muss schließlich über die Runden kommen", zeigt er Verständnis. Viele Kunden würden zwar schon verärgert reagieren, wenn der Benzinpreis mal wieder in bisher unbekannte Höhen steigt. "Doch die wissen genau, dass wir Tankstellenbetreiber nichts dafür können."
So gut wie keine Kunden-Verluste hat dagegen Ulrich Ebert von der Tankstelle im Hofweg zu beklagen. Wenngleich auch er feststellt: "Die Leute tanken für kleinere Beträge - und der Trend geht klar zu Diesel-Fahrzeugen." Ebert ist seit 1977 im Mineralölhandel, seit sieben Jahren betreibt er seine eigene Tankstelle; der 54-Jährige bezieht seinen Sprit direkt über Aral. Ebert hat etwa 1200 feste Kunden, die auf Karte bei ihm tanken und am Monatsende ihre Rechnung bezahlen.
Früher sei die Gewinnspanne viel größer gewesen, erinnert er sich mit Wehmut. Bisher habe es jedes Jahr Zuwächse gegeben. Doch jetzt geht er von zwei bis drei Prozent Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr aus. Dennoch: Ulrich Ebert treffen die astronomischen Benzinpreise nicht so stark wie seine Gemündener Kollegen. "Meine Kunden wandern nicht ab - außerdem habe ich mir in Gemünden eine Nische aufgebaut, die auch die Mineralölgesellschaften akzeptieren."