"Die Zeit ist entscheidend. Jungvögel können binnen weniger Stunden verhungern", sagt Grüner "daher ist es wichtig, sofort das Richtige zu tun." Derzeit umsorgt sie fünf Nestlinge. Nach etwa 20 Tagen werden sie flügge und sobald sie fliegen, lässt Grüner sie frei. "Dann ist wieder Platz für die Nächsten," sagt sie mit einem Lächeln. Elke Grüner gibt Tipps: · Vögel, die aus dem Nest gefallen sind, sollten zuerst in Ruhe gelassen werden. Viele Vogeleltern füttern auch am Boden weiter. Schwalben sind dabei eine Ausnahme. · Ein Gerücht ist es, dass Vögel ihre Jungen nach Kontakt mit Menschen nicht mehr annehmen, weil sie fremd riechen. Das ist bei Rehen und Wildschweinen der Fall, nicht bei Vögeln. · Hört jemand das klägliche und durchdringende Piepsen von "Nestlingen", sollte er sich nicht aus Mitleid dazu hinreißen lassen, sie wegzunehmen oder zu füttern. Denn die Jungvögel und ihre Eltern bleiben durch dieses Rufen in Kontakt. Hilfe von Menschen braucht der Piepmatz erst, wenn sicher ist, dass er wirklich nicht mehr gefüttert wird. Wer das nicht beachtet, riskiert, die Verbindung zwischen Eltern und Jungen zu unterbrechen. · Entgegen dem Volksglauben sind Eidotter, Hackfleisch, oder gar Salami blankes Gift für Singvögel. Man unterscheidet Körner- und Insektenfresser. Der Unterschied ist meistens am Schnabel zu erkennen: ist er dünn und spitz handelt es sich meist um einen Insektenfresser; Körnerfresser haben eher kurze, kräftige und oft kegelförmige Schnäbel zum Kerne knacken. Der jungen Brut aber füttern zu Anfang alle Vögel Insekten, weil der Schnabel noch weich ist.
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten einen wildlebenden Vogel "zu besitzen". Es ist jedoch zulässig kranke und verletzte Tiere aufzunehmen und gesund zu pflegen. Dies aber mit der Auflage, sie in die Freiheit zu entlassen, sobald sie sich dort selbständig erhalten können. "Dort, wo ein Vogel gefunden wird, sollte er auch wieder freigelassen werden." sagt Elke Grüner.
Bei Eulen und Greifvögeln ist auch Fütterung und Pflege verboten. Wegen einer möglichen Fehlprägung bei falscher "Erziehung" gehört diese Aufgabe in die professionellen Hände einer Falknerei.
Elke Grüner weiß das. Auch bei ihr war kurzzeitig ein verletzter Falke zu Gast, der in einer Auswilderungsstation aufgenommen wurde. Sie hat sich, seit sie eine flugunfähige Schwalbe für sechs Jahre umsorgt hatte, umfassend informiert. "Und das war nötig", sagt sie. "Wir wissen so wenig über unsere Vögel."
Selbst der ordinäre Spatz oder Haussperling ist inzwischen unversehens auf der Liste der bedrohten Arten gelandet. Der Naturschutzbund Deutschland schätzt, dass es heute noch drei bis fünf Millionen Spatzen in Deutschland gibt. Kein Vergleich zu früher, als Sperlinge in Schwärmen durchs Land zogen und fast schon als Plage galten.
Elke Grüner beantwortet gerne Fragen zum Thema, und bietet auch an, sich Literatur bei ihr auszuborgen.
Vor drei Jahren haben sich Helga Kress und Elke Grüner kennen gelernt. Tierarzt Dr. Manfred Zorn kannte beide, wusste um ihre gemeinsame Leidenschaft und brachte sie zusammen. Auf eine Anzeige der zwei meldete sich Esther Steinwachs aus Lohr, die seitdem als Urlaubsvertretung einspringt.
Helga Kress aus Partenstein blickt ebenfalls auf einige Erfahrung mit der Aufzucht und Pflege verschiedener Tiere zurück. Unter anderem Igel, Eichhörnchen und sogar Fledermäuse. Auch sie steht für Fragen gern bereit. Alle drei meinen zu diesem "Hobby": "Man kriegt so viel zurück. Die Vögel kommen oft wieder und das ist eine schöne Bestätigung."
Elke Grüner Tel. (0 93 52) 31 21 Helga Kress Tel. (0 93 55) 6 59 Esther Steinwachs Tel. (0 93 52) 66 25