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GEMÜNDEN: Wer sucht, der findet (nicht immer)

GEMÜNDEN

Wer sucht, der findet (nicht immer)

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    Wer sucht, der findet? Das zumindest hofft Hubertus Henkel noch immer, Für sein Elektrogeschäft bräuchte er dringend Verstärkung. Die Suche über die Arbeitsagentur war bislang erfolglos.
    Wer sucht, der findet? Das zumindest hofft Hubertus Henkel noch immer, Für sein Elektrogeschäft bräuchte er dringend Verstärkung. Die Suche über die Arbeitsagentur war bislang erfolglos. Foto: FOTO Bianca Löbbert

    Die Konjunktur ist im Aufwind, die Arbeitslosenzahlen sinken, schon steht das nächste Problem vor der Tür: Der Mangel an Fachpersonal bremst den Aufschwung, sagen Experten. Die MAIN-POST hat sich bei heimischen Betrieben umgehört und nachgefragt, ob sie wieder einstellen würden, wie sie geeignete Fachkräfte finden und wo ihrer Meinung nach das Problem liegt.

    Vier Bewerber in zehn Wochen

    Vier Bewerbungen in zehn Wochen: Das ist das maue Ergebnis von Hubertus Henkels Suche. Für sein Geschäft Vetter-Elektro in Wernfeld sucht er Verstärkung. Dringend. „Derzeit bin ich 60 Stunden pro Woche im Einsatz“, sagt Henkel. Eigentlich sei es so geplant gewesen, dass er als Chef nur kleinere Arbeiten übernimmt und sich ums Büro kümmert. Die Büroarbeit stapelt sich aber momentan. Die Auftragslage ist gut und ein sechster Mann fehlt dem Betrieb dringend, um alle Kunden bedienen zu können. „Wir machen viele Überstunden, lange können wir das aber nicht mehr abfangen“, sagt Henkel.

    Gelernter Elektroinstallateur war nur einer der vier Bewerber auf die ausgeschriebene Stelle. „Und dieser ist erst ab Ende August verfügbar“, erklärt Henkel die Lage. Er brauche aber jetzt einen Elektroinstallateur – Hausinstallationen, Telefonanlagen und Sat-Anlagenbau gehören zu den Aufgaben. Auch über die Arbeitsagentur Würzburg und Lohr sucht Henkel – bislang ohne Erfolg.

    Bedarf steigt

    „Gerade im Elektrobereich und in der Metallbranche gibt es einige Berufe, die Mangelware sind“, sagt Loni Herbarth, Sprecherin der Arbeitsagentur Würzburg. Sie appelliert an die Firmen, mehr auszubilden, damit sich die Situation in den kommenden Jahren nicht weiter zuspitzt: „Wir können nur vermitteln, was mal ausgebildet wurde.“

    Von einem wirklichen Mangel bei bestimmten Berufsgruppen im Raum Gemünden möchte Martin Heilmann, Teamleiter der Arbeitsagentur-Geschäftsstelle Lohr, nicht sprechen: „Mangel kann man es erst nennen, wenn die Fachkräfte über einen längeren Zeitraum fehlen.“ Derzeit steige allerdings der Bedarf. Heilmann beobachtet außerdem eine Schere zwischen den Anforderungen der Betriebe und den Voraussetzungen der Arbeitssuchenden: „Das klafft heute immer mehr auseinander.“ Der Teamleiter sieht die Probleme, bestimmte Stellen vor allem in der Elektro- und Metallbranche zu besetzen. „Es gibt dann noch die Möglichkeit, überregional zu suchen oder bei der fachlichen Eignung der Bewerber Abstriche zu machen.“ Die Agentur komme dem Arbeitgeber in einem solchen Fall entgegen, indem sie etwa Qualifizierungsmaßnahmen bezuschusst.

    Große Abstriche bei der Qualifikation kann Dietmar Nees allerdings nicht machen: In seinem Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Ökosysteme-Betrieb sind Schnelligkeit und Flexibilität gefragt. „Ich würde auf einen Schlag drei Heizungsbauer einstellen, wenn ich welche finden würde“, sagt Nees. Seit drei Jahren sucht er vergebens. Aufträge muss er zum Teil absagen oder sich bei Leihfirmen Fachpersonal einkaufen. Das Problem sieht Nees aber nicht allein in der zu geringen Ausbildung: „Ich bilde ständig aus, aber davon habe ich auch nichts. Ein Teil der Lehrlinge macht die Ausbildung nur, weil sie ihren Wunschberuf nicht bekommen haben, andere qualifizieren sich danach weiter und ergreifen einen anderen Beruf, und die richtig Guten wandern zu den großen Firmen ab.“

    Schlechte Arbeitsmoral

    „Gute Miene zum bösen Spiel“ – so beschreibt Peter Schöbel von der Metallwarenfabrik MSP-Display die Situation. Schöbel hat in den vergangenen Wochen acht neue Kräfte eingestellt, für weitere zwei oder drei „gute Gesellen“ hätte er Bedarf. Schlosser, Werkzeugmacher, Konstruktionsmechaniker – die Fachkarbeiter, die Schöbel bräuchte, gibt es in der Region derzeit nicht. Zudem hat Schöbel schon häufiger schlechte Erfahrungen mit Bewerbern gemacht: „Nach dem zweiten Tag haben sie Rückenschmerzen, am dritten vergessen sie, ihren Wecker anzustellen und den Samstag vergessen sie ganz“, ärgert sich der Chef über die Arbeitsmoral einiger Bewerber. Die Folge: Die Firma kommt in Terminverzug, vor allem wenn Kunden wie oft üblich, erst auf den letzten Drücker bestellen.

    Neben bestimmten Berufen in der Metall- und Elektrobranche, die derzeit rar sind, gibt es aber auch positive Beispiele: „Voll zufrieden“ sind Linda Schäfer mit ihrem Friseurgeschäft und Raimund Eirich, Inhaber des TVG Gemünden. Beide hatten keine Schwierigkeiten, passendes Fachpersonal zu finden. „Seit vier Jahren stelle ich jedes Jahr eine neue Kraft ein, lange suchen musste ich dafür nicht“, sagt Schäfer. Gutes Fachpersonal sei gerade auch in ihrer Branche wichtig: „Die Ansprüche der Kunden steigen, und selbst auf dem Land muss man heute immer auf dem neusten Stand sein und Lehrgänge besuchen.“

    Auch Raimund Eirich hat gerade erst im März wieder einen Radio- und Fernsehtechniker mit dem Schwerpunkt Verkauf eingestellt. Nur ein Inserat war dazu nötig: Eirichs Fachkräfte kommen alle aus der Region.

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