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HOMBURG: Werke, die heute kaum einer kennt

HOMBURG

Werke, die heute kaum einer kennt

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    Vergessene musikalische Tradition: Mit Liedern des Komponisten Johann Franz Xaver Sterkel überzeugte die Sopranistin Julla von Landsberg in Homburg. Simon Heim (Violine) und Michael Günther (Hammerflügel) begleiteten, während der Würzburger Musikwissenschaftler und Professor Bernhard Janz (rechts) Gedanken zur musikalischen Vergangenheit im Gebiet am Rhein und Main beisteuerte.
    Vergessene musikalische Tradition: Mit Liedern des Komponisten Johann Franz Xaver Sterkel überzeugte die Sopranistin Julla von Landsberg in Homburg. Simon Heim (Violine) und Michael Günther (Hammerflügel) begleiteten, während der Würzburger Musikwissenschaftler und Professor Bernhard Janz (rechts) Gedanken zur musikalischen Vergangenheit im Gebiet am Rhein und Main beisteuerte. Foto: Foto: Martin Harth

    Es war die Sopranistin Julla von Landsberg mit ihrer faszinierend schönen Stimme, die bei einem Konzert in Schloss Homburg, eine leider verschüttete fränkische Musiktradition glänzend aufleben ließ. Hausherr Michael Günther ist bemüht, das Werk des in Würzburg geborenen Komponisten Johann Franz Xaver Sterkel (1750 bis 1817) wieder bekannter zu machen wie auch die Aschaffenburger Sterkel-Gesellschaft, von der einige Mitglieder an diesem Abend im ausverkauften Stucksaal begrüßt wurden.

    Zur Begleitung von Michael Günther auf zwei seiner historischen Hammerklaviere und bisweilen zugleich zur Violine von Simon Heim vermochte die junge Sängerin Julla von Landsberg mit bester Artikulation aufzuzeigen, warum Sterkel zu seiner Zeit als wirkliche musikalische Größe galt. Vier Lieder stammten aus der Epoche der Empfindsamkeit zu Texten von Friedrich Schiller. Drei weitere Lieder mit Texten des Aschaffenburger Dichters und Vikars Wilhelm Berta überraschten, die Sterkel der Demoiselle Nanny Heckel, einer bayerischen Hofsängerin, widmete.

    Nur Fachleuten ein Begriff

    Professor Bernhard Janz, Musikwissenschaftler an der Universität Würzburg, hinterfragte in einigen Anmerkungen, warum der einst so bekannte Komponist Sterkel heute fast nur noch Fachleuten ein Begriff sei wie die ganze musikalische Tradition im Südwesten Deutschlands. Man könne dieser Großregion, die Sterkel mit seinen Lebensstationen in Würzburg, Aschaffenburg und Mainz wie kaum ein anderer repräsentiere, eigentlich kein eindeutiges Zentrum zuweisen.

    Auch der Begriff der „Mannheimer Schule“ sei unzureichend. Vielfältig sei die Musiktradition in dieser Region, die nie im engeren Sinne klassisch gewesen sei und sein wollte. Fast scheine es, dass der Epoche der Empfindsamkeit unmittelbar eine frühe Romantik folge. Janz wies auf Carl Maria von Weber als einem Schüler des Abbé Vogler aus Darmstadt hin.

    Aus Bewusstsein verschwunden

    Im Gespräch sah Janz die aufkommenden nationalen Bewegungen im späten 18. und im 19. Jahrhundert als verantwortlich dafür, dass Meister wie Sterkel und der musikalische Ausdruck einer ganzen Region aus dem Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit verschwanden. Man habe nationale Identifikationsfiguren auch in der Musik und der Musikwissenschaft konstruiert, Bach oder Beethoven seien beispielsweise zu Profiteuren solcher Tendenzen geworden.

    Wirkliche Besonderheiten sind Sterkels „Canti italiani-tedeschi“, deren italienische und deutsche Strophen Julla von Landsberg mit lebhaftem Ausdruck darbot. Dem Sterkel-Lied „Der Stern“ schloss Michael Günther eine Variation in Moll am Hammerflügel aus seiner Homburger Notensammlung an. Fühlbar schwer tat sich noch der junge Simon Heim als Neueinsteiger auf der Violine bei Sätzen aus Sterkel-Sonaten zur Begleitung von Michael Günther. Der Raum und die historische Aufführungspraxis benötigen besonderes Gefühl, wie es der Hausherr solistisch bei einem Intermezzo mit dem froh schwingenden Andantino in F-Dur von Sterkel auf seinem kleinen Hammerklavier in Form einer liegenden Harfe bewies.

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