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Burgsinn: Plätze für Intensivpflege in Burgsinn

Burgsinn

Plätze für Intensivpflege in Burgsinn

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    Eröffnen ihre zweite Intensivpflege-Wohngemeinschaft: Joachim Nürnberger und Thomas Steigerwald. Sitz ist in Burgsinn in der Villa Adelmann, dem ehemaligen Alterswohnsitz der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth. 
    Eröffnen ihre zweite Intensivpflege-Wohngemeinschaft: Joachim Nürnberger und Thomas Steigerwald. Sitz ist in Burgsinn in der Villa Adelmann, dem ehemaligen Alterswohnsitz der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth.  Foto: Bianca Löbbert

    Es sind solche Geschichten, die das volle Potenzial einer Wohngemeinschaft mit spezialisierter Pflege beschreiben: Nach Monaten der Invasivbeatmung wird eine Frau nach langwieriger Beatmungstherapie vom Beatmungsgerät entwöhnt und nach Hause entlassen. Eine Erfolgsgeschichte aus Marktheidenfeld.

    Es gibt auch viele andere Geschichten, die, so seltsam es klingen mag, ebenfalls das volle Potenzial der spezialisierten Pflege beschreiben. Viele der schwerkranken Patienten sterben. Allen ist gemein: Sie benötigen in einem bestimmten Abschnitt ihres Lebens eine Intensivpflege.

    Wohngemeinschaften, wie die von der  "Gesellschaft für spezialisierte Pflege" (GSP) in Marktheidenfeld gegründete, können eine solche Intensivpflege leisten – ohne den typischen Klinikcharakter, dafür in einer möglichst selbstbestimmten Lebensumgebung für den Patienten. Und der Bedarf wächst. Die Gründer der GSP, Thomas Steigerwald und Joachim Nürnberger, haben deswegen nun expandiert.

    Nach der Eröffnung der Wohngemeinschaft mit Intensivpflege in Marktheidenfeld im März 2021 eröffnet nun die zweite Einrichtung im Landkreis Main-Spessart. Ihren neuen Standort haben Steigerwald und Nürnberger in Burgsinn gefunden, in der Villa Adelmann, dem ehemaligen Alterswohnsitz der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth.

    Eine Lücke gefüllt

    Ein großer Vorteil: Das Gebäude wurde schon vor der nun neuen Nutzung als Intensivpflege-WG für die Pflege genutzt. Allzu viele Umbauten waren deswegen nicht nötig. Die Dorfgemeinschaft freue zudem, dass die Villa auch weiterhin als Pflege Einrichtung eingesetzt wird.

    "Ein idealer Standort", meint Geschäftsführer Steigerwald. Von Kliniken aus der Umgebung habe man Rückmeldung bekommen, dass gerade in dieser Region eine große Lücke in der Versorgung besteht. Die nächsten Angebote für Intensivpflegeplätze gibt es in Marktheidenfeld, Würzburg oder Bad Neustadt. Die Einzugsgebiete sind entsprechend groß. "Ich habe schon erlebt, wie ein Patient aus einer Wohngemeinschaft in Rostock zurück nach Aschaffenburg verlegt wurde, weil es zunächst keinen Platz in der Heimatnähe gab", erklärt Steigerwald die Lage.

    Auch palliative Begleitung

    Es handelt sich nicht um eine Standardpflege, sondern um eine 24-Stunden-Pflege mit Interventionsbedarf. Die meisten Bewohner werden beatmet oder kommen tracheotomiert, das bedeutet mit einem Luftröhrenschnitt. Die Ursachen und Krankheitsverläufe sind sehr unterschiedlich und individuell. Es kann sich um Patienten mit chronischen Erkrankungen, neurologische Patienten nach einem Schlaganfall oder einer Hirnblutung oder auch Unfallopfer handeln.

    "Normale Pflegeheime können eine solche Betreuung nicht leisten. Wir haben einen Pflegeschlüssel von 1:3", erklärt Steigerwald. Auch palliative Begleitung ist in der Wohngemeinschaft möglich. Sieben Plätze bietet die neue Wohngemeinschaft in Burgsinn, neun sind es in Marktheidenfeld. Rund 20 neue Mitarbeiter, überwiegend Altenpflege-Fachkräfte mit einer Zusatzqualifikation sowie Helfer und Reinigungskräfte, schafft die neue Einrichtung. Viele Bewerber kommen aus Burgsinn oder der nahen Umgebung. "Das sind Pflegekräfte, die sonst weit zu ihren Arbeitsstellen fahren müssen, weil es hier nichts gibt in der Gegend. Das nächste Altenheim ist ja erst in Gemünden", erklärt Steigerwald.

    Näher bei der Familie

    Manche Jobanfragen kommen auch von Pflegekräften, die aufgrund fehlender Arbeitsangebote in der Nähe ihren Job gewechselt haben – nun aber doch wieder gerne in der Pflege arbeiten würden. Auch die Pflegeplatzanfragen mehren sich.

    Am vergangenen Montag sind die ersten Bewohner eingezogen. Unter einem der ersten ist auch ein Burgsinner. Er war bislang in der Marktheidenfelder WG untergebracht und kann nun durch das neue Angebot näher bei seiner Familie wohnen. "Für Bewohner und Angehörige ist das eine ganz andere Qualität als zum Beispiel in der Klinik", sagt der Mitbegründer Joachim Nürnberger. Die Bewohner haben ihre eigenen Zimmer, leben selbstbestimmt, so weit das möglich ist. Sie nehmen Freizeitaktivitäten wahr, kochen oder spielen in den Aufenthaltsräumen der WG, und auch Ausflüge in die Stadt oder die Umgebung seien mit den mobilen Beatmungsgeräten möglich.

    Der Bedarf steigt

    Neben den einzelnen Zimmern und Aufenthaltsräumen ist in der Villa auch Platz für Gäste. So können Angehörige, die von weiter her anreisen, auch mal über Nacht bleiben. Ein wichtiges Angebot, denn die Anfragen für freie Plätze stammen aus der gesamten Region und darüber hinaus. "Und der Bedarf wächst immens", sagt Joachim Nürnberger.

    Das erkläre er sich unter anderem durch den stetigen Fortschritt in der Medizin und den dadurch steigenden Lebenserwartungen. "Es gibt Beispiele etwa bei Schlaganfällen, da hätten die Patienten früher nicht überlebt, heute hingegen schon", erklärt er. Aufgrund von Langzeitfolgen nach einer Covid-Erkrankung sei übrigens kein einziger Patient bisher in die Intensivpflege-Einrichtung nach Marktheidenfeld gekommen. "Wer wirklich schwer erkrankt war, ist bereits in der Klinik verstorben. Die anderen haben sich wieder so gut erholt, dass eine Beatmung nicht nötig wurde", sagt Nürnberger. Auf anderer Ebene habe Corona dennoch mit dem steigenden Bedarf an Intensivpflegeplätzen zu tun. "Jetzt, da sich die Pandemie-Situation entspannt, wird wieder vermehrt operiert in den Krankenhäusern", so Nürnberger. Nicht immer gelingen solche schweren Operationen, und manche der Patienten seien danach auf eine Intensivpflege oder Beatmung angewiesen.

    Gesellschaft für spezialisierte PflegeDie Gründer der Gesellschaft für spezialisierte Pflege GmbH & Co. Kg sind Joachim Nürnberger und Thomas Steigerwald. Beide sind ausgebildete Krankenpfleger und haben langjährige Erfahrungen in der Intensivpflege.Gemeinsam haben sie die erste Intensivpflege-Wohngemeinschaft im Landkreis Main-Spessart in Marktheidenfeld im März 2021 eröffnet. Die zweite Wohngemeinschaft hat in dieser Woche in Burgsinn in der Villa Adelmann eröffnet. Geschäftsführer ist Thomas Steigerwald. Der 43-Jährige aus Aschaffenburg war zuvor unter anderem am Klinikum Aschaffenburg und hat jahrelange Erfahrung in der außerklinischen Intensivpflege, auch als Pflegedienstleiter. Ebenso Joachim Nürnberger. Der 50-Jährige aus Steinfeld arbeitet inzwischen als Medizinprodukteberater für Beatmungstechnik und Sauerstofftechnik. Er fungiert für die Einrichtung als Gesellschafter und bringt sein technisches Wissen ein.(bil)

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