Zur Erinnerung an den Berliner Mauerbau vor 50 Jahren zeigt das Lohrer Schulmuseum im Stadtteil Sendelbach aus dem reichhaltigen eigenen Fundus im Eingangsbereich bis 31. August DDR-Exponate aus dem schulischen Bereich zum Thema Mauerbau, Grenzsicherung usw. Gezeigt werden unter anderem Schulbücher, in denen es zur Begründung des Mauerbaus etwa hieß: „Besonders hetzen die Imperialisten der BRD gegen unsere Staatsgrenze. Diese Grenze schützt die volkseigenen Betriebe und das Land der Genossenschaftsbauern. (...) Die Imperialisten führen den Klassenkampf mit Lüge, Hetze und Mord. Das sind Verbrechen gegen den Frieden und den Sozialismus.“
In sechs Vitrinen im Schulmuseum wird ergänzend auf die allgemeine militärische Erziehung hingewiesen, die schon in den Kindergärten begann, sich in den Schulen als Unterrichtsprinzip fortsetzte – als eigenes Fach fand Wehrerziehung in den Klassen 9 und 10 statt – und auch in der Lehrerausbildung eine Rolle spielte. So war es „für die männlichen Lehramtsstudenten Ehrensache, als Soldat, bzw. Uffz auf Zeit zu dienen, über die gesetzliche Wehrpflicht hinaus zum militärischen Schutz unserer Heimat beizutragen“.
Und „wie die Mehrheit der Werktätigen, so bekundeten damals (am 13. August 1961) alle Lehrer und Studenten ihre Zustimmung zu den Grenzsicherungsmaßnahmen und ihre Bereitschaft zur Verteidigung der DDR“. (Aus: 40 Jahre sozialistische Lehrerbildung in Meiningen, 1946-1986).
Auffallend ist, dass noch in 1989 herausgegebenen DDR-Schulbüchern sehr aggressiv gegen die BRD gehetzt wurde, ganz im Gegensatz zu den offiziellen Entspannungsbemühungen. Als antifaschistischer Schutzwall taugte die gesamte Zonengrenze, zumindest aus militärischer Sicht nicht, denn dann hätte die Anlage völlig anders angelegt werden müssen, wohl aber dazu, die eigenen Leute einzusperren und ihnen ein elementares Grundrecht zu verweigern.
Wie der Mauerbau in den Schulbüchern der BRD dargestellt wurde, zeigt dieses Beispiel aus dem 1967 herausgegebenen Geschichtsbuch für das 7. und 8. Volksschuljahr: „Bis zum 13. August 1961 konnten Flüchtlinge aus der Ostzone (DDR) noch über Berlin entkommen. Es war nicht allzu schwer, aus dem Ostsektor der Stadt in den Westsektor zu gelangen. Da befahl Ulbricht ('Vorsitzender des Staatsrates' der DDR) am 13. August 1961 die Errichtung einer Mauer quer durch Berlin. Betonpfähle und Stacheldrahtverhaue machen aller Welt sichtbar, was der 'Bauern- und Arbeiterstaat der Deutschen Demokratischen Republik' in Wirklichkeit ist: ein riesiges Gefängnis. Mauer und Stacheldraht sollen den Weg in die Freiheit versperren. (...) Immer wieder büßen Flüchtlinge ihren Willen zur Freiheit mit dem Leben. Die Volkspolizisten haben Befehl, auf jeden 'Republikflüchtling' zu schießen. (...). Vielleicht sollten wir öfter darüber nachdenken, was es bedeutet, als freier Bürger zu leben.“
Das Lohrer Schulmuseum ist von Mittwoch bis Sonntag und an gesetzlichen Feiertagen von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppenführungen nach Absprache unter Tel. (09352) 4960 oder E-Mail an eduard.stenger@gmx.net.
Der Mauerbau in den Schulbüchern der DDR
Die Darstellungen in den Lehrbüchern waren typische Rechtfertigungsversuche eines totalitären Staates gegenüber der eigenen Bevölkerung. (Beispiele aus „Staatsbürgerkunde“ für Hilfsschulen, Klasse 8, Volkseigener Verlag Berlin, 1986):
„Am 13. August 1961 wurde unsere Staatsgrenze zu Westberlin zuverlässig geschützt. Die Kampfgruppen der Arbeiterklasse haben ihre Aufgabe gemeinsam mit den anderen bewaffneten Kräften vorbildlich erfüllt.
Durch Lügen und Hetze in den Rundfunk- und Fernsehsendern der BRD ließen sich Menschen dazu verleiten, unsere Republik zu verlassen. Viele wurden mit Geld bestochen und abgeworben. (...) In dieser Zeit erlitt unsere Republik große Verluste. Der Schaden für unsere Wirtschaft betrug viele Millionen Mark. Die Imperialisten der BRD hofften, dass unsere Republik durch diese Schädigung vernichtet werden könnte. Im Sommer 1961 verstärkten die Imperialisten der BRD den Kampf gegen die DDR. (...) Entschlossen handelte unser Staat. Am frühen Morgen des 13. August 1961 standen Tausende Genossen der Kampftruppen aus den Betrieben entlang der Staatsgrenze zu Westberlin auf Wacht. Die Genossen der Deutschen Volkspolizei sorgten auf den Straßen und Bahnhöfen für Ruhe und Ordnung. Einheiten der Nationalen Volksarmee und der Sowjetarmee standen mit ihrer Kampftechnik bereit, um jeden Angriff der Feinde abzuwehren. Auf diese Front entschlossener und kampfbereiter Männer wagten die Imperialisten keinen Angriff. Mit der Sicherung der Grenzen zu Westberlin und zur BRD kam unser Staat weiteren Angriffen der Imperialisten zuvor. Die Imperialisten der BRD hatten schon Pläne ausgearbeitet, wie sie unsere Republik erobern wollten. Diese Ziele konnten sie nun nicht mehr verwirklichen. Der Frieden wurde gerettet.“