Rund drei Monate lang mussten die Lehrer der Lohrer Sing- und Musikschule per Online-Unterricht ihren Schülern die musikalischen Töne beibringen. Zwei Wochen lang war dann wieder Präsenzunterricht erlaubt. Seit 16. März jedoch ist wieder nur der Online-Modus möglich.
Umso überraschender, was nun entstanden ist: ein fast einstündiges Video, zusammengeschnitten aus lauter kleinen Einzelfilmchen, die von den Schülern und Eltern daheim aufgenommen worden sind. "Virtuelle Ostergrüße" hat es die Musikschule genannt. Auf deren Homepage (www.lohr.de/sing-und-musikschule) ist das Video zu finden.
Veröffentlicht ist es in auf Youtube und bis einschließlich 30. April verfügbar, berichtet Musikschulleiterin Petra Breitenbach: "Ich bin absolut begeistert, hier sind beachtliche Leistungen herausgekommen und unsere Schüler haben alles selbstständig gemacht".
Es sei unglaublich, wie viele in diesen besonderen Zeiten durchhalten und trotzdem bei der Stange bleiben, freut sie sich. Alle seien begierig auf den Präsenzunterricht gewesen und hätten nach nur zwei Unterrichtsstunden wieder enttäuscht werden müssen.
Etliche Schüler seien auch in Quarantäne gewesen und hätten so gar keinen Präsenzunterricht gehabt. Die habe man dann weiter online unterrichtet , "die Zeitpläne sind eh gerade alle durcheinander", so Breitenbach.
Im Video, das aus insgesamt 26 kleinen Schnipseln zusammengestellt ist, kann man dreißig kleine und große Musiker und Musikerinnen mit ihren Instrumenten sehen. Das Repertoire reicht von kleinen Kinderliedern und klassischen Stücken bis zu Pop- und Rock.
Auch eine Eigenkomposition
Sogar eine Eigenkomposition eines Schülers auf dem Klavier und eine Sängerin sind dabei. Die Instrumentierung reicht von Block- oder Querflöte über Gitarre, Klavier, Trompete oder Keyboard bis zur Harfe. Also durchaus ein "Ersatz für das Frühlingskonzert", wie es die Musikschulleiterin bezeichnet.
Auffällig in dem Video ist eine ganze Familie, die "Sound of Silence" auf Trompete, Saxofon, Klarinette und Gitarre performt. Philipp Braun und seine Frau Ruth sind beide als niedergelassene Ärzte tätig, er in Frammersbach, sie in Lohr. Mit ihren beiden Kindern Jakob (neun Jahre) und Pauline (zwölf) haben sie dieCorona-Zeit genutzt, um eine "Band" zu gründen, die aus lauter Familienmitgliedern besteht.
"Wir haben im ersten Lockdown angefangen mit 'Freude schöner Götterfunken'", schildert der Familienvater. Später habe man "Von guten Mächten" gespielt. Auch danach wollten die Brauns nicht aufhören und haben einfach weitergemacht. Man habe, so erzählt Philipp Braun, "sozusagen etwas Positives aus Corona gezogen". Sein Sohn Jakob ergänzt: "Es macht richtig viel Spaß, weil wir das ja dann alle zusammen als Familie üben."
Hoffnung auf gutes Wetter
Pauline, die fleißig mit der Gitarre unterwegs ist, vermisst die Proben bei den Flotten Zupfern und hat jetzt einen kleinen Ersatz dafür. "Mit den Eltern macht es richtig viel Spaß und ich hätte schon Lust, das auch später weiterzumachen", sagt sie. Zum Namenstag habe sie einen Verstärker bekommen, "da hört man mich jetzt auch besser." Nach fünf Versuchen sei das Video im Kasten gewesen, verrät der Vater. "Wir waren darin schon recht fit, weil wir schon im Advent etwas Ähnliches gemacht hatten."
"Brauns sind spitze", freut sich Petra Breitenbach über den Eifer. Ihr großer Dank geht an Thomas Marquardt, der die vielen Videos zu einem Film zusammengeschnitten hat, und an Susanne Nickel, die für das Programm verantwortlich war. Die Musikschulleiterin gibt außerdem die Hoffnung nicht auf: "Vielleicht kann es nach den Osterferien zumindest im Einzelunterricht wieder weitergehen." Sie hoffe auf schönes Wetter und Möglichkeiten, sich mit Abstand im Freien treffen zu können. "Dann wird vielleicht mehr möglich sein", sagt Breitenbach.