Um das "Miteinander zu fördern", auch soziales Verhalten genannt, wird im Heimat- und Sachkundeunterricht der ersten und zweiten Klassen über die unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen gesprochen. Am Beispiel des in der neunten Generation geführten Zirkus Lauenburger erfuhren die etwa 140 Kinder, zwei Kindergartengruppen hatten sich dazu gesellt, dass zum Beispiel jedes Familienmitglied in den Betrieb eingebunden ist - auch die erst zwei Jahre alte Viktoria, die im Glitzerkostüm und mit Hula-Hoop-Reifen auftrat und die Gesten der Großen perfekt nachahmte.
Die Kinder staunten über den Clown Beppo, mit Namen Arnim Lauenburger, der allen viel Freude bereitete. Beppo antwortete lachend auf die Frage, ob er dumm sei: Er habe wie jedes Kind die Schule besucht. Überall wo der Zirkus sein Zelt aufschlug, musste er in die Schule gehen. Als Nachweis musste Buch darüber geführt werden. Er habe nachgezählt und sei auf 422 verschiedene Einträge gekommen.
André Lauenburger, der Vater von den vier- und sechsjährigen Jungen Manuel und Marius, führte mit den Buben artistische Einlagen vor. Er balancierte auf seinem Kinn mehrere Stühle mit einem Gesamtgewicht von 50 Kilogramm. Respekt bekamen die Schüler vor der kleinen Viktoria, als sie von ihrem Onkel in einen umgekehrten Stuhl gesetzt wurde und er sie - auf dem Kinn balancierend - aus drei Metern Höhe auf die Zuschauer herabsehen ließ: schwindelfrei und lächelnd. Das hätte sich niemand getraut, sagten die Kinder anschließend.
"Getraut" hatte sich Christopher, als der Jongleur um Hilfe aus dem Publikum bat. Christopher sollte einen der Porzellanteller auf einem Stock balancieren. Während der Jongleur acht Teller bewegte, hielt der Schüler seinen Teller in der Waage: Ganz schön schwierig, so lange ruhig zu stehen.
Mut zeigten auch vier größere Schülerinnen und Schüler, die als "Standbild" in verschiedenen Bewegungen erstarren sollten. Hier wurde Körperbeherrschung gefordert, die die Zirkuskinder vorher so selbstverständlich und leicht demonstriert hatten.
Selbstverständlich ist für die Zirkusleute die gegenseitige Unterstützung, zum Beispiel beim Aufbau des "Postaments" für die Tierpyramide. Alle packten an und in kurzer Zeit entstanden die Plätze für die drei Ziegenböcke und die drei Hunde. Während Alex, die Mutter von Viktoria die Tontechnik bediente, hatte der Senior der Familie ein Auge darauf, dass alles an Ort und Stelle war, damit nichts passieren konnte.
Alles ist überliefert, berichtete Julius Lauenburger, der früher Pferde dressierte, vom Vater auf den Sohn übertragen. Jeder Trick, denn ohne diese geht es nicht, und auch alle lustigen Texte des Clowns. Er erzählte aber auch, dass die Zirkusleute oft nicht gern gesehen würden, dass man sie als "Zigeuner" ansehe. Dabei seien sie ganz normale Leute, die genau wie andere Menschen lebten, nur in Wohnwagen eben und auf kleinerem Raum, aber mit allem Komfort, wie zum Beispiel einem Bad.
"Tut es eigentlich weh, wenn man Feuer schluckt?", war eine der meist gestellten Fragen nach der Zirkusvorstellung. Und wie Außenstehende zum Zirkus kommen? Wie groß die die Manege ist, wie lange es dauert, bis ein Tier dressiert ist, und wie weit ein Lama spuckt, all das wollten die Kinder wissen. Sie schrieben eifrig mit, denn nach den Ferien wird der abwechslungsreiche Vormittag Thema im Unterricht sein.
Die Notizblöcke wurden aber auch für Autogramme gebraucht, die sich die Schüler von allen geben ließen: Der sechsjährige Marius malte fein säuberlich seinen Namen in Druckschrift und gab bereitwillig Auskunft über seine Zukunftspläne. Natürlich wird er im Zirkus arbeiten und traditionsgemäß die Pferde dressieren.