Auf den Mainwiesen leuchtet wieder das gelb-rote Zirkuszelt vom „Circus Mumm“. Die vorbeifahrenden Radfahrer hören fröhliches Lachen, junge Artisten jonglieren, ein paar Mädchen fahren Einrad. Zwei Wochen in den Pfingstferien probieren Kinder zwischen neun und 16 Jahren Tricks aus und üben für die großen Vorstellungen am Wochenende.
Dieses Jahr wollten noch mehr Jungs und Mädchen als sonst Zirkusluft schnuppern; es gab sogar eine Warteliste. Kein Wunder, denn nach 13 Jahren, in denen das Kreisjugendamt mit Jugendpfleger Bernhard Metz den Kinderzirkus Ciccolino organisiert, hat es sich längst unter den Kindern und Jugendlichen herumgesprochen, wie viel Spaß das Camp macht.
Neben dem bunten Zelt werfen junge Artisten Diabolos in die Luft. Valentin Baus übte das bereits letztes Jahr und hat auch ein eigenes daheim. Mit ihm trainiert Lukas Sauer. Die zwei verstehen sich richtig gut. „Hier trifft man immer neue Freunde. Wir kannten uns zum Beispiel letztes Jahr noch nicht“, freuen sich die zwei Jungs. Die beiden werden unterbrochen. „Ich brauche euch jetzt mal, wir müssen über das Thema reden“, ruft Trainer Klaus Hauck seinen Schützlingen zu. Diese Woche ist das Motto „Wo die wilden Kerle wohnen“, nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Maurice Sendak. Darauf ist alles abgestimmt: Programm, Dekoration, Kulisse.
Die Kinder sammelten Ideen, trugen mit Buch und Film Anregungen für das Programm zusammen. Die Trainer Hagi Blickle, Kathrin Witthaus und Ilka Wöber vom Circus Mumm, sowie die Co-Trainer Klaus Schreiber, Madelaine und Michael Schäfer bringen ihnen Tricks bei.
Tag eins des Camps war zum Schnuppern. Die 42 Mädchen und elf Jungs, die diese Woche einen der begehrten Plätze ergatterten, verschafften sich so einen Überblick über die zwölf verschiedenen Zirkusbereiche. Danach wählte jedes Kind zwei Disziplinen. In täglich drei Trainingseinheiten in Gruppen mit sechs bis 14 Teilnehmern üben sie nun, was das Zeug hält.
Am Mainufer proben Marie, Philine und Tamara gerade eine Clownnummer. Alle drei lieben den Zirkus – die Wernfelderin Tamara ist schon zum neunten Mal bei dem Camp dabei. Philine überdehnte sich ausgerechnet einen Tag, bevor es los ging, die Bänder. Jetzt trainiert sie mit Gipsfuß. „Ich wollte unbedingt mitmachen, ich hatte mich ja schon ein halbes Jahr darauf gefreut!“
Auch Schulen wissen das pädagogische Programm zu schätzen. In der ersten Woche nach den Pfingstferien trainieren Drittklässler der Grundschule Karlstadt zusammen mit den Leo-Weismantel-Schülern der Ganztagsbetreuung „Modoclub“. Danach versuchen sich Schüler der 3. und 4. Klasse in Akrobatik und Artistik.
Neben den Zirkusproben bieten die Trainer und die acht Betreuer noch weitere Aktivitäten. Es gibt eine Morgen- und Abendrunde für Anregungen und eine Inner-Zirkus-Post. Zum Abkühlen geht die Gruppe ins Freibad und Wilfried Dunst vom Karlstadter Kino bietet eine kostenlose Kinovorstellung an. Mehr Sponsoren wären den Veranstaltern willkommen, damit verstärkt Kinder aus sozial schwachen Familien mitmachen können. Denn manche können sich die 255 Euro Teilnehmergebühr nicht leisten. Ohnehin steht schon der städtische Bauhof hilfreich zur Seite, baut die Holzbuden auf und stellt Material bereit.
Diejenigen, die dabei sind, wollen immer wieder kommen. Philine weiß jetzt schon, wie sie nächstes Jahr ihre Pfingstferien verbringen wird. Dann hoffentlich ohne Gips.
ONLINE-TIPP
Vom 28. Mai bis 19. Juni ist jede Woche freitags um 19 Uhr und samstags um 14 Uhr eine Vorstellung im Zirkuszelt in Mühlbach. Kinder zahlen 3,50 Euro, Erwachsene fünf Euro. Mehr Infos über das Projekt: www.circusmumm.de. Weitere Fotos im Internet unter www.mainspessart.mainpost.de