Ein Auto verbraucht in der Herstellung mehr Energie als während der gesamten Betriebszeit. So gesehen, war die Abwrackprämie eine ökologische Katastrophe. Das sagt Holger Krohn vom Hamburger Verein „Multivision“, der am Dienstag im Festsaal des Mädchenbildungswerks im Rahmen des Projekts „Fair Future“ Schüler vom MBW und der staatlichen Realschule Gemünden darüber aufklärte, dass wir nicht so weiterleben können, wie wir es derzeit tun. Sein Fazit: zu viel Fleisch, zu viel gedankenloser Konsum, zu viel Verschwendung. Unser „ökologischer Fußabdruck“ ist zu groß, wir beuten Natur und andere Länder aus. So fahren wir das Klima und die Umwelt gegen die Wand, wenn wir nichts ändern.
Während eine Realschullehrerin auf die Frage des Moderators, was man persönlich tun könne, sagte, sie könnte mehr Zug statt Auto fahren und weniger Fleisch essen, sagte ein Realschüler: „Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Wir können doch mit Kohlekraftwerken die Erde versauen.“ In der Urzeit seien auch viele Tierarten gestorben und es habe sich wieder gegeben. „Die Evolution wird's schon richten.“ Es gehe halt alles einfach wieder von vorn los. Das stimme schon, entgegnete Moderator Krohn, nur wer möchte schon dafür sterben und die enormen klimatischen Folgeschäden tragen?
In Brasilien würden laut Moderator Krohn beispielsweise Regenwälder abgeholzt, damit dort genverändertes Soja für die heimische Fleischproduktion angebaut werden könne. Er halte das für eine Frechheit. Schweine würden dafür in Deutschland alles andere als artgerecht zusammengepfercht und für das täglich Fleisch mit 90 bis 100 Tagen geschlachtet. Als Krohn die Schüler davor gefragt hatte, wer gerne Fleisch esse, schnellten fast alle Hände in die Höhe. Sich einschränken und einfach weniger Fleisch essen, wollen jedoch nur wenige.
In unserer Gesellschaft laufe etwas verkehrt, sagte Krohn in der Diskussion, wenn „wir es witzig finden, uns mit XXL-Burgern zu mästen“ und gleichzeitig 40 Prozent der Lebensmittel hierzulande weggeworfen würden. Er plädierte dafür, statt gedankenlos täglich lieber nur zweimal die Woche Fleisch zu essen, dafür aber von ökologisch und artgerecht gehaltenen Tieren. Es laufe auch etwas verkehrt, wenn bei einer Tafel Schokolade aus 50 Prozent Kakao, die im Supermarkt zwei Euro kostet, nur rund vier Cent an die Kakaobauern in Afrika gingen. Auch andere Produkte wie Kleidung sollten wir stärker danach kaufen, ob sie ökologisch korrekt und fair produziert worden sind.
Der Film, den die Schüler gezeigt bekamen, endet passend zum Thema damit, dass wir selbst es in der Hand haben, mit einem Lied der Punkband Die Ärzte: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist“, heißt es darin. „Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“
Die Veranstaltung am Mädchenbildungswerk wurde von der Stadt und der Energieversorgung Gemünden mitfinanziert, weshalb Bürgermeister Georg Ondrasch auch Schirmherr des Vortrages war.
Das Projekt „Fair Future“
Der gemeinnützige Verein Multivision aus Hamburg tourt mit dem Projekt „Fair Future“, unter anderem getragen vom Bundesumweltamt, durch ganz Deutschland von Schule zu Schule. Das Projekt möchte mit einem modern gemachten Film zeigen, dass wir über unsere Verhältnisse leben, dass wir eigentlich drei Erden bräuchten, wenn alle Menschen so lebten wie wir Westeuropäer. Es möchte Schülern zudem den Zusammenhang zwischen weltweiten Problemen und dem eigenen täglichen Handeln klarmachen.