Im Winter werden in den Gärten immer mehr Futterstellen für die einheimische Vogelwelt aufgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), Kreisgruppe Main-Spessart. Meistens dauert es nur wenige Stunden, bis die ersten Vögel sie entdecken und sich daran bedienen. Aber, welche Vogelarten erscheinen am häufigsten? Sind es immer wieder die gleichen Arten, die man beobachten kann, oder gibt es von Jahr zu Jahr Unterschiede? Kommen neue Arten hinzu oder verschwinden manche Arten gar?

Um solche und andere Fragen für den Landkreis zu beantworten, werden immer mehr Bürger selbst zu Wissenschaftlern. Seit 2005 organisiert die LBV-Kreisgruppe MSP ein bayernweit einzigartiges "Citizen Science"-Projekt. Bei dieser Mitmach-Aktion beobachten die Teilnehmer das Geschehen im eigenen Garten, ganz einfach vom Fenster aus. Durch die langjährige und flächendeckende Erfassung der Main-Spessart-Vogelwelt in der kalten Jahreszeit konnten bereits interessante und wichtige Erkenntnisse über den Status vieler Vogelarten in den Gärten gewonnen werden, schreiben die Vogelschützer.
117 Arten wurden beobachtet
Im Laufe der bisherigen 15 Jahre der Aktion wurden insgesamt 117 Arten von den vielen Beobachtern gemeldet, was Projekt-Organisatorin Elaine Sims als „klaren Beweis für die ornithologische Vielfalt in unserem Landkreis“ bewertet.
Aus den gelieferten Daten wird ein Häufigkeitsindex (HI) ermittelt, der im Jahresvergleich Populationstrends darstellt. Bei insgesamt 44 Arten lassen sich aus den Beobachtungen mittlerweile auch diese Trends klar beurteilen.
Meisen als Spitzenreiter
Amsel, Kohlmeise und Blaumeise sind immer die Spitzenreiter mit HI-Werten über 90 und werden in allen Gärten fast jede Woche gesehen. Bedeutende Populations-Änderungen dieser Arten sind nicht zu erkennen. Erfreulicherweise weisen die Erfassungen auch auf derzeit stabile Populationen anderer heimischen Vogelarten wie Buchfink, Grünfink, Rotkehlchen und Zaunkönig hin. Bei neun Arten (z.B. Stieglitz und Ringeltaube) ist sogar eine steigende Tendenz sichtbar, während einige Arten (z.B. Sumpfmeise und Dompfaff) fallende Zahlen aufweisen.
Viel weniger Goldammern
Ferner könne die Aktion auch Trends in anderen Lebensräumen verdeutlichen. Beispielhaft hierfür ist die Goldammer, eine Vogelart der offenen Agrarlandschaft, die im Winter auf Futtersuche in unseren Gärten erscheint. In den letzten zehn Jahren hat sich der HI-Wert der Goldammer in der Erfassung halbiert. Diese Beobachtung spiegelt die rückläufige Zahl dieser Art, die seit zwölf Jahren in ganz Deutschland dokumentiert wird.
Die Gartenvogel-Erfassung läuft von Mitte November bis Ende März. Während dieser Zeit tragen die Teilnehmer wöchentlich ihre Beobachtungen in ein einfaches Formular ein. Am Ende der Periode werden die gesammelten Ergebnisse einfach an die Organisatoren zurückgeschickt, die sie zusammenfassen und analysieren.
„Man muss kein erfahrener "Hobby-Ornithologe" sein, um an der Aktion teilzunehmen“, betont Sims und fügt hinzu: „Fragen zur Bestimmung können gerne an das Projektteam gestellt werden“.

Kinder für Natur begeistern
Neben der Sammlung von Daten sorgt das "Citizen Science"-Projekt des LBV-Kreisgruppe natürlich auch dafür, dass viele Leute Spaß daran haben, die Natur im eigenen Garten zu beobachten. Teilnehmer seien oft ganz überrascht von der Vielfalt der gefiederten Besucher an ihrer Futterstelle, berichten die Organisatoren der Kreisgruppe. Und durch die Nähe zum Haus biete das Projekt eine Möglichkeit, auch immer mehr Kinder und Jugendliche für die heimische Natur zu begeistern.

Wer mitmachen möchte bei der Wintervogel-Erfassung kann die Unterlagen kostenfrei anfordern bei: Elaine und Richard Sims, Hirtenackerweg 24, 97816 Lohr, Telefon (09352 1638, Whatsapp: (0151) 22996283, E-Mail: info.main-spessart@lbv.de

