Es kam aus Westen und brachte orkanartige Böen von mehr als 120 Kilometern pro Stunde: Sturmtief „Burglind“ ist am Mittwoch auch durch Unterfranken gezogen. Insgesamt kam die Region zwar glimpflich davon, mancherorts zeigte „Burglind“ aber ihre zerstörerische Kraft.
Am heftigsten traf es Wiesenfeld. In dem Örtchen im Landkreis Main-Spessart hinterließ das Sturmtief am Mittwochmorgen ein Bild der Verwüstung. Dutzende Dächer wurden beschädigt, von der Kirche fielen Ziegel, Scheunentore riss der Sturm aus den Angeln.
Scherben flogen ins Wohnzimmer
Auch mehrere Bäume knickten um. Einer stürzte gegen ein Wohnhaus, Fensterscheiben gingen zu Bruch, Scherben landeten im Wohnzimmer. Die Feuerwehr, die an diesem Morgen im Dauereinsatz war, entfernte den Baum. Zeitweise musste sie einzelne Straßen in dem Ort absperren, weil sie mithilfe einer Drehleiter lose Ziegel von den Dächern holte, bevor diese herunterfallen und jemanden verletzen konnten.
Auch im Raum Lohr und Marktheidenfeld gab es viele umgestürzte Bäume und daraus resultierend gesperrte Straßen. In Partenstein fiel ein Baum auf ein geparktes Auto, in dem allerdings niemand saß.
Unfälle auf der A3
Unverletzt blieb auch ein Lkw-Fahrer auf der A3 auf Höhe der Anschlussstelle Bessenbach/Waldaschaff (Lkr. Aschaffenburg). Der Mann hatte Glück: Gegen 7.45 Uhr fiel ein entwurzelter Baum auf die Fahrbahn. Der Fahrer des mit 15 Tonnen Metallrohren beladenen Sattelzugs konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und prallte mit seinem Gefährt gegen das Geäst. Der Lastwagen musste abgeschleppt werden. Auch hier sorgte die Feuerwehr unter anderem dafür, dass der Baum von der Fahrbahn entfernt wurde.
In den Landkreisen Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen blieben größere Schäden aus. Zwar seien ab etwa 7.45 Uhr nahezu im Minutentakt zahlreiche Notrufe wegen des Unwetters bei der Einsatzzentrale eingegangen, hieß es beim Polizeipräsidium Unterfranken. Viel ist aber nicht passiert: „Überwiegend sind ein paar Bäume umgekippt“, so Polizeisprecher Björn Schmitt.
„Die Lage ist entspannt“, sagte auch Kreisbrandrat Michael Reitzenstein über die Situation im Landkreis Würzburg. Bis auf einen Unfall auf der A3 bei Helmstadt, bei dem der Fahrer eines Kleinlasters die Kontrolle verlor und das Fahrzeug umgekippt sei. Ansonsten habe es nur ein paar kleinere Überschwemmungen auf Fahrradwegen gegeben.
Schlösserverwaltung spricht von „Lebensgefahr“
Allerdings warnte die Bayerische Schlösserverwaltung am Mittwochnachmittag davor, die ihr unterstellten Gartenanlagen zu betreten. Unter anderem zählt dazu der Würzburger Hofgarten. Aufgrund des Sturms drohten Astbruch und umstürzende Bäumen. „Es besteht Lebensgefahr“, so die Schlösserverwaltung.
Auf der Wasserkuppe lagen unterdessen die gemessenen Windspitzen in der Nacht auf Mittwoch bei knapp 83 Stundenkilometern, was Windstärke 9 entspricht. Verglichen mit anderen Teilen Deutschlands ein laues Lüftchen: Auf der 1163 Meter hohen Hornisgrinde, dem höchsten Berg des Nordschwarzwaldes, erreichte der Orkan am Mittwochmorgen eine Windgeschwindigkeit von 159 Stundenkilometern.
"Hasen" müssen nicht gerettet werden
Allerdings machte das Wasser der Rhön zu schaffen. Im Verlauf des Morgens stiegen die Pegel mehrerer Gewässer stark an. In einigen Orten kam es aufgrund der hohen Niederschlagsmengen zu überschwemmten Straßen und Gehwegen. Wie die Polizeiinspektion Mellrichstadt mitteilte, war die Situation aber nicht dramatisch.
Das gilt auch für einen Einsatz, den die Feuerwehr in Bad Neustadt hatte. Wie die Integrierte Leitstelle Schweinfurt (ILS) mitteilt, wurden die Einsatzkräfte zu einer Kleintierrettung gerufen: Angeblich säßen Hasen auf einem Baumstumpf, der vom Wasser bereits umschlossen sei. „Beim Eintreffen der Feuerwehr und fachkundiger Inaugenscheinnahme stellte sich heraus, dass die Bisamratten keine weitere Hilfe benötigten“, so die ILS.
Schifffahrt auf dem Main beeinträchtigt
Derweil richtete sich der Blick auf den Main. Am Mittwochnachmittag gaben die Wasserwirtschaftsämter für einen Großteil Frankens Hochwasserwarnungen aus. Starke Niederschläge und schmelzender Schnee im Süden Bayerns hatten die Wasserstände mehrerer nordbayerischer Flüsse ansteigen lassen.
Für die Schifffahrt auf dem Main bedeutete das: Zwangspause. „Wir gehen davon aus, dass wir wahrscheinlich am Donnerstagnachmittag den höchsten Schifffahrtswasserstand erreichen werden“, sagte Sachbereichsleiter Heiko Fröhner vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Schweinfurt. Dann werde die Schifffahrt zwischen Bamberg und Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) eingestellt. Schon am Mittwoch mussten einige längere Schiffe aus Sicherheitsgründen ihre Fahrt unterbrechen.