Die Metzgerei Siegler im Lohrer Stadtteil Wombach ruft Rohwurstprodukte und rohen Schinken zurück. "Grund für den vorsorglichen Rückruf ist, dass bei der Eigenuntersuchung einer Probe des Produktes 'Rohpolnische' der Verdacht des Vorkommens von VTEC Bakterien (verotoxinbildende E. coli) entstanden ist", schreibt Geschäftsführerin Nicole Siegler in ihrer Pressemitteilung.
Der Rückruf gilt laut Pressemitteilung des Unternehmens für folgende Wurstsorten: Rohpolnische, Salami aller Sorten, grobe Mettwurst, alle Sorten feinzerkleinerter Mettwurst, Pfefferbeißer, Weinbeißer, Zwiebelpolnische, Gin-Beißer, Rauchpeitschen, Mediterrane Locken, Chili-Beißer, alle Sorten roher Schinken und Vesperwurst, die ab dem 6. September in der Metzgerei Siegler verkauft wurden. Die genannten Produkte seien ausschließlich über den Ladenverkauf der Metzgerei Siegler vertrieben worden. Weitere Artikel seien nicht betroffen.
Eintragsquelle suchen
Die Metzgerei ist seit Dienstag geschlossen. Wie Geschäftsführerin Nicole Siegler auf Anfrage der Redaktion per E-Mail mitteilt, werden zurzeit die Mitarbeiter auf das Bakterium getestet. Sollten die Ergebnisse unauffällig sein, werde der Betrieb wieder geöffnet. Mit den Ergebnissen rechnet sie nächste Woche.
Ein Nachweis von verotoxinbildenden E. coli in einem Produkt sei kein Hinweis auf eine schlechte Basishygiene im Betrieb, so die Auskunft der Pressestelle des Landratsamtes Main-Spessart.
Keimtyp noch unklar
Das Landratsamt setze in Zusammenarbeit mit der Regierung von Unterfranken alles daran, schnellstmöglich die Eintragsquelle zu ermitteln. Der vorbeugende Verbraucherschutz sei sichergestellt.
Nicole Siegler erläutert, warum es sich nach ihrer Darstellung um einen Verdacht handelt: "Bei den Keimen handelt es sich um Bakterien des Typs Escherichia coli. Bisher ist allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob es sich um verotoxinbildende Keime handelt. Wenn es keine verotoxinbildenden Keimtypen sind, sondern sonstige E-Coli-Bakterien hängt eine mögliche Gesundheitsgefährdung von der Höhe der Keimbelastung ab. Diese blieb jedoch in unseren Produkten bei allen Untersuchungen deutlich unterhalb des Richtwerts."
Laut Landratsamts-Pressestelle sind Lebensmittelunternehmer verpflichtet, ihre Produkte durch eigene Kontrollen regelmäßig unter anderem auf Inhaltsstoffe, Mikrobiologie und Kennzeichnung untersuchen zu lassen.
Die Häufigkeit lege der Betrieb selbst fest und sei abhängig von der produzierten Menge, von dem Risiko, das vom Produkt ausgeht und ob besonders gefährdete Einrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäuser oder Altenheime beliefert werden.
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Von staatlicher Seite werden nach einem vorgegebenen Kontrollplan Proben genommen und untersucht. Hinzu kommen sogenannte Verdachtsproben, die aufgrund besonderer Vorkommnisse, beispielsweise Verbraucherbeschwerden, genommen werden, teilt die Pressestelle auf Anfrage der Redaktion mit.
Viele Übertragungswege
Markus Dallmann, Obermeister der Fleischerinnung Main-Spessart, sagt auf Nachfrage: "Das kann jedem passieren." Es gebe viele Übertragungswege: übers Tier, über den Menschen, beim Schlachten, über Maschinen. Wild sei öfter betroffen. "Das gab es früher auch", so der Innungsobermeister. Heutzutage werde öfter beprobt.
Für einen EU-zugelassenen Betrieb seien die Proben Vorschrift, sagt Dallmann. Die Metzgerei Siegler hat laut ihrer Homepage seit 2009 die EU-Zulassung für Schlachten, Zerlegen und Verarbeitung. Die Metzgerei ist der einzige Betrieb in Lohr, der noch selbst schlachtet.
Hoher Standard
Bei unserer Recherche erhielten wir von einem Veterinärmediziner, der seinen Namen nicht genannt haben will, die Auskunft, dass man alle Möglichkeiten ausschöpfen müsse, um den Befall mit Coli-Bakterien zu verhindern. Absolute Sicherheit gebe es nicht. Die Metzgerei Siegler habe einen hohen Standard. Diese Meinung vertritt auch Obermeister Dallmann.