Nicht „optimiert“, wie es fälschlicherweise in der Main-Post stand, sondern nur repariert wurde das Kneippbecken im Retzbacher Gesundheitsgarten von der Firma Stefan Wohlfart. Mit der neuen Wasserleitung vom alten Pumphäuschen neben der Retzstadter Straße hat sie auch nichts zu tun, diese wurde von Mitarbeitern des Zellinger Bauhofs provisorisch ausgeführt. Damit wird getestet, ob die Quelle die nötige Wassermenge dauerhaft liefern kann.
Seit das Provisorium in Betrieb ist, steht das Wasser im Becken knapp acht Zentimeter niedriger als vorher. Es gibt unterschiedliche Aussagen, wie es dazu kam. Wie Günter Kirchner, Vorsitzender des Vereins „Wein, Gesundheit und Tourismus im Main-Retztal“, gegenüber der Main Post erklärte, gab es Beschwerden aus der Bevölkerung, das Wasser im Becken sei zu tief. Nach einem Gespräch bei der Gemeinde sei eine Fachfirma mit der Absenkung beauftragt worden. Nun gebe es positive Rückmeldungen.
Dem widerspricht Zellingens Bürgermeister Wieland Gsell massiv. Mitglieder des Vereins hätten sich trotz Untersagung mit Stemmwerkzeug oder Bohrhammer am Ablauf zu schaffen gemacht und Betonstücke herausgebrochen. Obwohl er und Mitarbeiter des Bauhofs damals zum Gesundheitsgarten eilten, seien sie zu spät gekommen. Er habe daraufhin mit einer Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gedroht. „Es geht nicht, dass jemand mit öffentlichem Eigentum macht, was er will“, sagt Gsell. In einem Gespräch mit den Verursachern habe er dann aber angeboten, dass er von der Anzeige absieht, wenn der Schaden auf Kosten der Verursacher oder des Vereins von einer Fachfirma repariert wird. Aufgrund der Hau-Ruck-Aktion war zu befürchten, dass die Bewehrung der Stahlbetonwand rostet. Beauftragt wurde damit das Bauunternehmen Stefan Wohlfart aus Zellingen, das laut seiner Visitenkarte auch Außenanlagen baut und umbaut. Wie es aussieht, setzte es in den Ablauf eine kleine Natursteinplatte ein.
Im Ergebnis liegt der Beckenablauf jetzt knapp unter 34 Zentimeter Wassertiefe, Wunsch des Vereins waren laut Bürgermeister einmal 33 Zentimeter. Am mittigen Geländer, wo das Wassertreten üblicherweise erfolgt, sind es wegen des Bodengefälles zum Ablass hin derzeit 35 bis 39 Zentimeter. Der Gemeinderat wird entscheiden müssen, ob das so bleiben kann. Der Kneippbund schreibt in den Bauhinweisen auf seiner Homepage, im Wassertretbecken seien 40 bis 45 Zentimeter Wassertiefe anzustreben. Die Frage ist also, ob der niedrigere Wasserstand noch die Bezeichnung Kneippbecken erlaubt. Es gibt auch weitere Richtwerte vom Kneippbund, so soll das Zulaufwasser höchstens 17 °C haben und es sollten mindestens zwei Liter kaltes Wasser je Minute (also 120 Liter in der Stunde oder 2,4 Kubikmeter am Tag) zur Verfügung stehen. Je nach Lage eines Wassertretbeckens (Sonne oder Schatten) seien 0,5 bis fünf Liter Zulauf je Minute nötig, um eine Temperatur von 15 °C zu erreichen.
Eine Stichprobe im Gesundheitsgarten am 21. Juli gegen 12 Uhr ergab im Kneipp-Armbecken nahe am Wassereinlauf 16 °C, am Wasserüberlauf des Kneipp-Tretbeckens waren es 18 °C. Eine Radfahrerin empfand die Temperaturen bei einer Pause als sehr angenehm. Sie habe auch schon Kneippbecken mit so kaltem Wasser erlebt, dass sie in dieser Situation vor Schmerzen für sie nicht nutzbar waren. Der Zulauf zum Becken übertraf die Empfehlungen deutlich. Drei bis vier Sekunden dauerte es, einen Ein-Liter-Messbecher zu füllen. Das entspricht einem Frischwasserzufluss von 15 bis 20 Litern je Minute.