„Uns braucht man nicht mehr.“ Unverblümt brachte es Jürgen Kraft, der Vorsitzende des Bürgernetz-Main-Spessart-Trägervereins (BNMSP), bei der Hauptversammlung in Langenprozelten auf den Punkt. Der fortschreitende Ausbau der Breitbandnetze lässt das Interesse am Angebot des Bürgernetzes schwinden. Doch trotz sinkender Mitgliederzahlen und finanzieller Verluste ließ Kraft keine Resignation erkennen.
Der Vorsitzende betonte die stetige Weiterentwicklung des BNMSP in Sachen Technologie und Komfort. Als neuestes Angebot präsentierte Kraft die BNMSP-Cloud. Die Datenspeicherlösung bietet dem Nutzer die einfache Synchronisation von Kontaktdaten, E-Mails und Kalendereinträgen zwischen dem PC zuhause und dem mobilen Endgerät unterwegs. In Zeiten eines wachsenden Bewusstseins für den Schutz persönlicher Daten biete die BNMSP-Cloud eine sichere Alternative zu Google-Mail, Dropbox und anderen Online-Speicherlösungen, bei denen der Nutzer seine Daten auf eine weite Reise schickt. Die BNMSP-Cloud speichert dagegen die Daten auf dem in Lohr stationierten Server des Netzes.
Doch ebenso wie die Cloud findet auch WaveLINK 3.0, die neue Generation der Internetlösung via Funk, die vom Bürgernetz angeboten wird, nicht den erwünschten Zuspruch. WaveLINK 3.0 ermöglicht eine Datenübertragungsrate von 10 Mbit/s. Und das, wie Kraft darstellte, im Download wie im Upload.
2000 Stunden Arbeit investiert
Rund 40 000 Euro und geschätzte 2000 Stunden ehrenamtlicher Arbeitsstunden habe das BNMSP in den vergangenen zwei Jahren in die technische Aufrüstung des Netzes auf WaveLINK 3.0 investiert. Dennoch sind die WaveLINK-Benutzer seit 2009 um mehr als die Hälfte auf insgesamt 152 gesunken, und ganze 80 von Ihnen nutzen das neue WaveLINK 3.0. Die Gründe für den Mitgliederschwund sieht Kraft darin, dass das schnelle Internet „per Draht“ mittlerweile fast überall günstig zu haben ist.
WaveLINK kann die Geschwindigkeiten von VDSL (50 Mbit/s) nicht leisten und die Kombination aus Internet- und Festnetz-Flatrate kann das Bürgernetz nicht bieten. Internet, so Kraft, werde mittlerweile genutzt wie der Strom aus der Steckdose. Dies sei einerseits erfreulich, denn genau das war ja das Ziel der BNMSP-Pioniere bei ihrem Start im Jahr 1996, das Internet auch im damals noch nicht erschlossenen Landkreis verfügbar und komfortabel nutzbar zu machen.
Doch das leisten jetzt, auch Dank erheblicher politischer Unterstützung, die großen Telekommunikationsanbieter. Damit sinkt zusehends der Bedarf und die Bereitschaft bei Nutzern, sich mit der Installation und Wartung der Funktechnologie WaveLINK auseinanderzusetzen, erklärte Geschäftsführer Christoph Purrucker. Die Folge ist, dass der Ausbau des Funk-Netzes in weitere Orte nicht zu erwarten ist. Die vorhandenen BNMSP-Netze mit 30 Funkstrecken in Lohr, Gemünden, Zimmern und Hopferstadt bei Ochsenfurt, 120 Routern und 105 Antennen bleiben jedoch erhalten und nur ungenutzte Anlagen werden abgebaut.
Weitere Einsparungen geplant
Um bei sinkenden Mitgliedereinnahmen auch die Kosten zu reduzieren, sollen nach Einsparungen in der Verwaltung und der Raummiete auch die Leitungskosten für die BNMSP-Anbindung ans Telekom-Netz 2015 verringert werden.
Die Wahlen ergaben keine Änderungen in den Vorständen. Mit Xenja Scherf für den Förderverein und mit Jürgen Kraft für den Trägerverein an den Spitzen geht das Bürgernetz Main-Spessart auch die kommenden Herausforderungen an.