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FRAMMERSBACH: Zwei Frauen produzieren eigenes Hundefutter

FRAMMERSBACH

Zwei Frauen produzieren eigenes Hundefutter

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    Rohkost für den Hund: Das getrocknete Obst und Gemüse ohne chemische Zusätze wäre auch für den Menschen gesund.
    Rohkost für den Hund: Das getrocknete Obst und Gemüse ohne chemische Zusätze wäre auch für den Menschen gesund.

    Das Essen beeinflusst Gesundheit und Fitness. Und das nicht nur beim Menschen, sondern gleichwohl beim Tier. Weil sie überzeugt davon sind, dass frisches Futter auch gut für ihre Tiere ist, haben Eva-Luise Schilling und Monika Goßmann eine Lücke erkannt und gefüllt: Seit fast zehn Jahren vertreiben die beiden Hundeliebhaberinnen ihr eigenes Hundefutter – unter dem sinngebenden Namen „ProperDog“– „Richtiges für den Hund“, gemünzt aufs Futter. Dabei sind die fünf eigenen Hunde das wichtige Kapital der Firma: Schilling und Goßmann verkaufen nichts, was ihre Vierbeiner nicht vorher probiert haben.

    Jesse James schnuppert

    In der Lagerhalle im Frammersbacher Gewerbegebiet ist es dunkel. Die vier Mitarbeiterinnen von „ProperDog“ sind bereits nach Hause gegangen. Schnauzermischling Jesse James beschnuppert in heller Vorfreude die neue Lieferung Trockenobst. Dieweil warten seine vierbeinigen Kollegen oben im Büro auf den Feierabend. „Unsere Hunde müssen natürlich alles ausprobieren, was wir auf den Markt bringen wollen“, sagt Eva-Luise Schilling, eine der Geschäftsführerinnen von „ProperDog“.

    Schilling lebt mit Hunden, Katzen, Pferden und Fischen in Hafenlohr und arbeitet seit über 20 Jahren als Tierheilpraktikerin. Seit 1998 führt sie zusammen mit Monika Goßmann aus Frammersbach eine Tierheilpraxis. Goßmann ist gelernte Physiotherapeutin und auf Anwendungen am Tier spezialisiert.

    Hunde werden schneller gesund

    Dass die richtige Ernährung Schmerzen lindern und sogar die Heilung von Krankheiten beschleunigen kann, stellten die beiden schon früh fest. Weil es damals kaum Alternativen zu industriell hergestelltem Trockenfutter gab, entstand ihre Geschäftsidee: Handgemachtes Futter ohne künstliche Zusätze, das der Hundebesitzer selbst zusammenstellen kann. „Es ist nun mal schwierig, mit Industrieware individuell auf das Tier einzugehen“, sagt Goßmann.

    2008 gründeten Schilling und Goßmann die Marke „ProperDog“. Was als Nebenbeschäftigung in Goßmanns Wohnzimmer begann, legten die beiden noch im selben Jahr mit ihrer Tierheilpraxis zusammen. Auch, wenn die Marke mittlerweile in den Vordergrund gerückt ist, nehmen die beiden im Frammersbacher Gewerbegebiet nach wie vor Tiere in Behandlung.

    Die Nähe zwischen Homöopathie, Physiotherapie und Ernährung bringt für Schilling und Goßmann viele Vorteile. „Der Hund einer Kundin hatte vor kurzem Steine – wir wussten nicht, welche“, erinnert sich Goßmann. „Wir haben dann seine Ernährung umgestellt und konnten gut auf seine Leiden eingehen.“

    Hunde können allergisch auf bestimmte Zutaten im Futter reagieren. „Wenn ein Hund keine Rote Beete verträgt, können wir die beim nächsten Mal einfach weglassen“, sagt Schilling. Diese Freiheit habe man sonst nicht. Sie hat sich auf Ernährungsberatung für Hunde spezialisiert.

    Bei den Hunden ist es wie beim Menschen. Nicht nur die Geschmäcker sind verschieden, auch die Bedürfnisse unterscheiden sich von Tier zu Tier. Dass ihre Tiere unterschiedlicher Rasse und unterschiedlichen Alters sind, ist für ihre Forschungen von Vorteil. Gerade beschäftigt sie sich mit der Frage, ob die Unterschiede bei der Ernährung im Individuum liegen oder schlicht genetischer Natur sind. „Der Verdacht liegt nahe, dass Verträglichkeit und Geschmack mit der Rasse zu tun hat“, vermutet sie.

    Mischling Duki ist der älteste Hund im Bunde. „Der möchte zum Beispiel nur noch weiches Fressen“, erzählt Goßmann. Beim Rest ist Bananenbruch der Renner. Dass im Eingangsbereich, wo sich seit letztem Jahr auch ein Lagerverkauf befindet, sämtliche Leckereien offen ausgestellt werden, lässt die fünf Hunde kalt. „Unsere Tiere wissen, dass es Belohnungen nur aus Menschenhand gibt“, sagt Goßmann, während sie Jesse James wie nebenbei mit erhobenem Zeigefinger zum Sitzmachen bewegt und ihm ein Stück getrockneter Banane zwischen die Zähne schiebt.

    Die meisten pflanzlichen Komponenten in den Futtermischungen kommen aus Europa – von Apfelbruch über Karotte, Kürbis und Lauch bis hin zu Brennnesseln. Vieles ist außerdem Bio. Das Fleisch liefern drei Metzger, einer davon kommt aus der Region. „Wir versuchen, möglichst nachhaltig zu wirtschaften“, sagt Goßmann. Großschlachtereien vermeiden sie deshalb, so gut es geht.

    Bislang wurde das Futter per Hand gemischt. Weil aber immer größere Mengen vorproduziert werden müssen und das Mischen den Mitarbeiterinnen viel Kraft abverlangt, steht im Mischraum nun ein umfunktionierter Betonmischer. „Sobald wir dafür einen passenden Deckel gefunden haben, wird der als Futter-Misch-Maschine in Betrieb genommen“, erklärt Schilling.

    Zwei Versender arbeiten derzeit für die Firma. Die Bestellungen, die über eine entsprechende Internetseite aufgegeben werden können, werden von den Mitarbeiterinnen verpackt und anschließend von DHL oder DPD abgeholt und ausgeliefert.

    Was man nie genau weiß

    Um ihre Ablehnung gegenüber industriell gefertigtem Futter machen Schilling und Goßmann kein Geheimnis. Man wisse nun einmal nie genau, was drin ist, im Dosenfutter. Großen Futtermarken wurde bereits die Verarbeitung von Schlachtabfällen und Streckmittel vorgeworfen. Hufe, Knochen und Federn wurden im Futter nachgewiesen.

    Die Futtermischungen von Schilling und Goßmann hingegen orientieren sich am Ernährungstrend „BARF“ - biologisches, artgerechtes, rohes Futter. Auf dem Speiseplan für die Vierbeiner stehen Gemüse, Obst, Salat und Ei sowie Knochen und Fleisch. Wichtig ist, dass alles frisch ist. „Der Mensch kann sich ja auch von Fertigprodukten ernähren, aber auf Dauer ist das halt nicht gesund“, sagt Goßmann.

    Schnauzer Jesse James hat seinen Rundgang durch die Lagerhalle beendet. Oben im Büro löscht Monika Goßmann das Licht. Vier Hunde verlassen hinter ihr das Büro und tapsen aufgeregt die Hundetreppe hinunter. Die wurde vor kurzem extra installiert, um den Tieren den unbequemen Gang über die Gittertreppe zu ersparen.

    Schilling: „Das Wohl der Hunde liegt uns eben am Herzen.“

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