Am Morgen waren ungewöhnlich viele Patienten da, am Abend schaute sich der Retzstadter Gemeinderat die neue Arztpraxis im ehemaligen Kloster an. Mit der Inbetriebnahme ist das zehnjährige Provisorium mit Arztsprechstunde im Rathaus vorbei.
Die Sprechzeiten bleiben gleich, immer donnerstags von 10.30 bis 12 Uhr. Die kleine Zweigpraxis ist ein Außenstandort der Gemeinschaftspraxis Retzbach mit insgesamt sechs Ärzten und speziell für Bürger gedacht, die nicht mobil sind (oder gerade nicht Auto fahren können) und die anderen Standorte in Zellingen und Retzbach nicht erreichen können. Vom 13. bis 24. August findet in Retzstadt allerdings ebenso wie in Retzbach urlaubsbedingt keine Sprechstunde statt.
Wartezimmer verschönert
Bürgermeister Karl Gerhard freute sich bei der Begrüßung, dass mit der Praxis nach zwei Wohnungen der dritte Baustein zur Nutzung des Gebäudes fertig ist (noch im Entstehen sind eine Seniorenbetreuung und der Bürgertreff). Er konnte den Gemeinderat im Jahr 2010 überzeugen, das Gebäude des ehemaligen Klosters zu nutzen. Ein Dankeschön richtete er an den in Retzstadt wohnenden Künstler Alexander Kopp, der die Wände des Wartezimmers auf Wunsch mit Aquarellen und Acrylbildern aus seinem Pinsel verschönerte.
Als Vertreter der Gemeinschaftspraxis lobte Dr. Frank Schmotz das Engagement und Entgegenkommen der Gemeinde. Damit werde die medizinische Versorgung im Ort sichergestellt in einer Zeit, in der in Bayern statistische gesehen täglich eine Hausarztpraxis schließt. Das Praxisteam freue sich, hier viele Jahre praktizieren zu können. Ergänzt wird es seit Anfang des Jahres durch die Ernährungsberaterin Anette Büttner aus Zellingen, mit der außerhalb der Sprechstunden individuelle Termine vereinbart werden können.
Basisdiagnostik samt EKG
Die Praxisräume liegen im ersten Obergeschosses des ehemaligen Klosters „Am Rathausplatz 6“. Sie sind sowohl über die Treppe zur Kirche als auch barrierefrei von der Straße aus erreichbar. Es handelt sich um eine kleine Praxis mit dem Anmeldebereich, einem Arztzimmer (Behandlungs- und Besprechungsraum), einem kleinen Labor und dem Wartezimmer als größten Raum. Wie Frank Schmotz erklärte, war es ihm und seinen Kollegen wichtig, dass es eine echte Zweigpraxis wird und keine „Sprechstunde aus dem Koffer“. Das Labor ermöglicht die Basisdiagnostik samt EKG, es sind Notfallmedikamente, Infusionen und im Kühlschrank auch die wichtigsten Impfstoffe vorrätig. Die Computer sind mit denen in Zellingen und Retzbach vernetzt, so dass alle Befunde einsehbar sind. Trotz der kurzen wöchentlichen Sprechstunde werde kein Patient abgewiesen und die Ärzte machen auch Hausbesuche.