Bei der Wolfssichtung im Landkreis Main-Spessart in der vergangenen Woche scheint es sich tatsächlich um zwei unterschiedliche Tiere zu handeln. Während das am Freitagmorgen nahe Urspringen fotografierte Tier vermutlich ein stark abgemagertes Jungtier zeigt, deuten Handyfotos und Jägerbeobachtungen vom Donnerstag bei Neuendorf auf ein kräftiges Tier mit dunkleren Zeichnung und buschiger Rute hin.
„Am Donnerstag um 10.20 Uhr haben wir direkt neben unserem Grundstück in Nantenbach am Waldrand/Grottensee – wie wir nun wissen – einen Wolf gesehen“, schreibt Leserin Tanja Ebert aus Neuendorf nach der Zeitungslektüre vom Wochenende. Sie berichtet: „Als wir ihn zufällig auf der Wiese sahen, dachten wir zuerst an einen streunenden Hund, der etwas seltsam aussah (graubraunes Fell). Unser Sohn meinte gleich, es wäre ein Wolf da er erst in Bad Mergentheim im Wildpark war. Daran wollte ich aber nicht so recht glauben, wer denkt denn schon, dass wirklich ein Wolf vor einem steht.
Das Tier verschwand zunächst, kam dann aber wieder
Nachdem laut gerufen wurde, ist er sofort von der Wiese zurück in den Wald gerannt. Eine Viertelstunde später vielleicht stand er wieder auf der Wiese und ist dann gemächlich etwa 15 bis 20 Meter von unserem Haus entfernt die Wiese und das Feld entlang gelaufen. Am Ende des Feldes hat er eine Zeit verweilt und sich umgesehen, dann ist er Richtung Wasserhäuschen und Lohr-Sackenbach gelaufen.“
Für einen zweiten Wolf spricht auch die Mitteilung von Leserin Michaela Sedmann, die am Donnerstag auf der Fahrt von Lohr nach Gemünden den Wolf um 19.30 Uhr kurz vor der Abzweigung nach Ruppertshütten am Waldrand beobachtet hatte. Auch ein Passant habe das Tier gesehen und offenbar die Polizei informiert, die mit einem Streifenwagen vor Ort gewesen sei.
Das bayerische Landesamt für Umwelt teilt auf Anfrage mit, dass die Qualität der übermittelten Bilder keine gesicherte Aussage zulasse, ob es sich um einen Wolf handelt oder nicht.
Wolfsexperte: Wolf in Nantenbach könnte männliches Jungtier sein
Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky hält es durchaus für möglich, dass zwei verschiedene Wölfe durch den Landkreis ziehen. Allerdings legten auch einzelne Wölfe innerhalb von 24 Stunden weite Strecken zurück, weshalb es denkbar wäre, dass es ein und derselbe Wolf war.
Zu dem Erlebnisbericht aus Nantenbach sagt er, ohne ein Foto gesehen zu haben: „Wenn es ein Wolf war, dann ist es ein männliches Jungtier.“ Die seien noch neugierig und unerfahren, kämen auch in die Nähe von Häusern und benähmen sich mitunter etwas tölpelhaft. „Das legt sich wieder, da muss sich niemand Sorgen machen.“ Von Wölfen gehe keine Gefahr aus, sagt Wotschikowsky.