(lsw) 29 Jahre nach dem Tod eines 60-Jährigen steht von diesem Dienstag, 23. Juni, der mutmaßliche Mörder in Heidelberg vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 55-Jährige im Juni 1980 den Mann in Leimen (Rhein-Neckar-Kreis) in dessen Wohnung erschlagen hat und mindestens 900 DM (rund 46 Euro) gestohlen hat. Die Anklage wirft dem Mannheimer Mord und Raub mit Todesfolge vor. An insgesamt fünf Verhandlungstagen versucht nun das Heidelberger Schwurgericht, die Hintergründe zu klären. Das Urteil ist zunächst für den 7. Juli geplant. Richter Edgar Gramlich hat 22 Zeugen und zwei Gutachter geladen.
DNA-Abgleich
Der Angeklagte blieb jahrelang unentdeckt. Erst im Herbst 2008 geriet er ins Visier der Ermittler – wegen einer anderen Straftat. Da der Mannheimer nicht zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, wurden seine Fingerabdrücke genommen – und die stimmten mit jenen überein, die seinerzeit am Tatort gefunden worden waren. Auch die DNA-Spuren passten, so die Ermittler. Seit Frühling dieses Jahres ist der Mann in Untersuchungshaft.
Nach den Ermittlungen hatte der Tatverdächtige sein homosexuell veranlagtes Opfer in Mannheim in einer Bahnhofsgaststätte kennengelernt und es dann zu dessen Wohnung in Leimen begleitet. Die beiden sollen damals ein Taxi benutzt haben. Auch eine Beschreibung von dem möglichen Täter lag damals vor, so die Staatsanwaltschaft.
Dass dennoch 29 Jahre vergingen, bis man auf den inzwischen 55-Jährigen stieß, könnte mit dessen Vergangenheit zu tun haben: Der Mannheimer war mehrere Jahre im Gefängnis und seiner Verhaftung erfolgte im Juni 1980 – einen Tag bevor die Leiche des 60-Jährigen entdeckt wurde. Mord verjährt in Deutschland seit 1979 nicht.