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ULM: Abgeblitzt und Frau mit Tüte erstickt

ULM

Abgeblitzt und Frau mit Tüte erstickt

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    (lsw) Er wollte mehr, sie ließ ihn abblitzen. Das ist vermutlich ein Motiv für die tödliche Attacke auf eine 19-Jährige aus Ulm im Sommer 2010. Der mutmaßliche Täter macht eine Gedächtnislücke geltend. Geständig ist er trotzdem.

    Er könne sich erst wieder daran erinnern, im Krankenhaus aufgewacht zu sein – dennoch hat ein 26-Jähriger vor dem Landgericht Ulm gestanden, im vergangenen Juni eine Bekannte mit einer Plastiktüte erstickt zu haben. Danach versuchte er, seinem Leben ein Ende zu setzen.„Das tut mir unendlich leid“, lässt der arbeitslose Mann zum Prozessauftakt am Dienstag von seinem Anwalt an die Adresse der Angehörigen des Opfers verlesen.

    Ohne viele Regungen zu zeigen, schildert der 26-Jährige ausführlich die schwierige Beziehung zum Opfer. Er habe sich in das Mädchen verguckt, das gegenüber seiner zeitweiligen Arbeitsstelle in einem Bistro tätig war. Sie habe ihm jedoch die kalte Schulter gezeigt, sagt er. „Ich hatte keinen Hass auf sie oder so“, behauptet der junge Mann, der eine Glatze trägt. Er habe sich im Frühjahr 2010 damit abgefunden, dass aus ihm und der jungen Frau nichts werde – auch wenn es nach einem Discobesuch einmal zu „Zärtlichkeiten“ gekommen sei.

    Selbstmordversuch

    Allerdings konfrontiert ihn Richter Gerd Gugenhan mit einer Kurznachricht, die auf ihrem Handy gefunden worden war. Darin beschrieb er sie noch im Mai 2010 als seine „Traumfrau“. Sie, eine attraktive 19-Jährige, wohnte in einem Hochhaus nahe dem Ulmer Bahnhof und bekam am 27. Juni 2010 Besuch vom Angeklagten. Beide rauchten einige Zigaretten, wie es Staatsanwalt Gerhard Rieck darstellt. Dann gerieten sie in Streit, in dessen Verlauf der 26-Jährige seine Bekannte zunächst schlug – und dann so stark würgte, dass ihr Zungenbein brach.

    Schließlich habe er der Frau die Plastiktüte über den Kopf gezogen, woran sie erstickte. Auch was danach passierte, weiß der mutmaßliche Täter nicht, wie er beteuert. Der Anklage zufolge geht er zunächst kurz in einen Spielsalon. Dann kommt er frühmorgens nach Hause, wo sein Vater nichts Außergewöhnliches bemerkt haben will. Doch der 26-Jährige schnitt sich in die Pulsadern und sprang aus dem dritten Stock. Er wollte nicht mehr weiterleben. „Liebeskummer“ habe seien Begründung gelautet, berichtet ein Rettungsassistent am Dienstag.

    In vier Verhandlungstagen ist nun zu klären, wie es zu der Tat kam – und ob sie dem Mann nachgewiesen werden kann. Denn sein Geständnis gilt wegen des Gedächtnisverlusts nicht. Mehr als 30 Zeugen und unter anderem ein psychiatrischer Sachverständiger sollen dabei helfen. Der Prozess geht am Mittwoch weiter.

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