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SINDELFINGEN: Blaumann oder Anzug?

SINDELFINGEN

Blaumann oder Anzug?

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    Kein Staub, kein Lärm: Mitarbeiter der Automarke Mercedes-Benz im Daimler Konzern fertigen im Mercedes-Benz Werk in Sindelfingen Fahrzeuge der S-Klasse.
    Kein Staub, kein Lärm: Mitarbeiter der Automarke Mercedes-Benz im Daimler Konzern fertigen im Mercedes-Benz Werk in Sindelfingen Fahrzeuge der S-Klasse. Foto: Foto: Bernd Weissbrod

    Seit 96 Jahren baut Daimler Autos in Sindelfingen. Die Produktion war schon in den vergangenen Jahrzehnten einem tiefen Wandel unterzogen. Roboter hielten Einzug, Computer steuern Maschinen. Vor allem in Deutschland ist dieser Trend unaufhaltbar.

    Wer zum ersten Mal in einer Autoproduktion steht, der dürfte überrascht sein: Staub und Schmutz? Fehlanzeige. Wummernde Maschinen und kreischende Werkzeuge? Keine Spur. Stattdessen blitzsaubere Hallenböden und eine ruhige Geschäftigkeit. Außer dem Summen des Bands und dem Sirren der Roboter und Werkzeuge in den Händen der Facharbeiter ist wenig zu hören.

    In den vergangenen 20 Jahren haben die Automatisierung und der Einsatz von Robotern in der Autoindustrie viele Handgriffe überflüssig gemacht. Das Daimler-Werk am 100 Jahre alten Standort in Sindelfingen steht beispielhaft dafür. Dort hat der Autobauer in den 1990er Jahren angefangen, Entwickler rund um das Band anzusiedeln. 1995 wurde dort das Entwicklungszentrum für Daimlers Pkw-Sparte eröffnet.

    Inzwischen arbeiten rund 9000 der rund 35 000 Beschäftigten in Sindelfingen in der Entwicklung. Aus Sicht der IG Metall ist das nicht schlecht: Die Nähe der deutschen Produktionsstandorte zu Forschung und Entwicklung sichert deren Existenz. „Innovation sichert Beschäftigung“, sagt Babette Fröhlich, Autoexpertin der IG Metall. Die deutschen Standorte der Autohersteller stünden nicht mehr so stark im Lohnwettbewerb wie früher. „Da geht es mehr um Qualifikation als um Stundenlöhne.“

    Branchenexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive bringt es auf eine einfache Formel: „Was in Deutschland teurer ist, muss besser sein.“ Diese Entwicklung dürfte sich in Zukunft noch fortsetzen.

    Inzwischen ist Daimler dabei - wie andere Hersteller auch - seine Produktion umzubauen. Nicht nur die Autos sollen nach dem Baukasten-Prinzip standardisiert werden, das gleiche soll für Fabriken und Anlagen weltweit gelten, um Geld einzusparen. Bei Daimler sollen deutsche Standorte die Rolle von Kompetenzzentren einnehmen, die Kollegen im Ausland schulen und beim Anlauf anderer Produktionen helfen. So soll die Produktion weltweit schneller umgestellt werden.

    Alle großen deutschen Herstellern haben ihre Produktion auf diese Weise in der Vergangenheit neu ausgerichtet. BMW setzt genauso auf flexible, weltweit anpassbare Produktionsprozesse wie Volkswagen. „An dieser Strategie kommt kein Autohersteller vorbei“, sagt Bratzel.

    Daimler investierte dafür im vergangenen Jahr mehr als drei Milliarden Euro in deutsche Standorte und kündigte bereits für die kommenden Jahre Milliardeninvestitionen unter anderem in Untertürkheim und Sindelfingen.

    China und die USA sind die Wachstumsmärkte. Dort fuhr die Autobranche 2014 gut zwei Drittel ihrer Gewinne ein. Parallel entwickelt sich die Autoproduktion. Seit 2009 bauen die deutschen Hersteller mehr Autos außerhalb der Heimat als in Deutschland.

    Daimler-Chef Dieter Zetsche gab beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Werks in Sindelfingen jedenfalls ein klares Bekenntnis zum Standort ab: „Mit Investitionen in Milliarden-Höhe unterstreichen wir, dass wir hier in Sindelfingen in den kommenden 100 Jahren mindestens genauso erfolgreich sein wollen wie in den letzten.“

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