„Eine Turnhalle kann doch nicht ohne ein Brandschutzkonzept für die Öffentlichkeit frei gegeben werden?“, lautete am Ende der Gemeinderatssitzung eine Frage aus den Reihen der Zuhörer. Außerdem wurde kritisch gefragt: „Haben die Architekten und Ingenieure das Projekt im Griff?“ es ging um die Sanierung der Turnhalle in Gerchsheim. Die Großrinderfelder Gemeinderäte hatten sich dabei von Fachleuten auf den aktuellen Stand der Dinge bringen lassen und dabei erfahren, dass noch kein endgültiges Brandschutzkonzept vorliegt.
Und auch mit drei Klassenzimmern in der Grundschule gibt es ein ernsthaftes Problem. Kreisbaumeister Rudolf Schumann hatte gewarnt, dass die Kinder dort im Brandfall „keine Chance hätten, herauszukommen“. Diese alarmierende Information hatte Helga Koch als Erste Stellvertreterin des Bürgermeisters, am Tag vor der Sitzung bekommen.
Zunächst ging es aber um die Vergabe der Lüftungsanlage. Markus Wehner vom Ingenieurbüro Zinßer erklärte, dass die Submission erst eine Woche vor der Gemeinderatssitzung, erfolgte. Die Ausschreibung ergab als günstigstes Angebot Kosten von rund 190 000 Euro und liegt damit etwa 64 000 Euro über der Kostenberechnung.
Er begründete diese Erhöhung damit, dass eine Verdoppelung der Brandschutzklappen notwendig sei. Außerdem käme man mit der aktuellen Steuerung der Klappen nicht zurecht, sodass eine neue Technik eingebaut werden müsste. „Warum hat man den Brandschutz nicht früher eingebunden?“, fragte Helga Koch. Diese Vorgehensweise konnte sie „nicht nachvollziehen“.
Johannes Weniger vom Architekturbüro Schreiner wies darauf hin, dass der Brandschutz berücksichtigt worden sei. Bereits im Dezember 2013 habe das dafür zuständige Ingenieurbüro ein Konzept gemacht. Mitte April 2015 hatte der Gemeinderat dann einstimmig der Verbesserung des baulichen Brandschutzes der Lüftungsanlagen für 78 500 Euro brutto zugestimmt. Im Mai war der Auftrag für die Brandmeldeanlage zum Preis von 25 600 Euro brutto vergeben worden.
Laut Weniger habe das Ingenieurbüro Zinßer weitere Details zur Lüftungstechnik und Brandschutz angefordert. „Das Ergebnis wurde vor Kurzem übergeben“, sagte er.
Markus Zinßer vom gleichnamigen Ingenieurbüro räumte ein, „es liegt noch kein endgültiges Brandschutzkonzept vor“. Man müsste sich noch einmal mit diesem Thema auseinandersetzen. Er empfahl dem Gemeinderat, die bereits durchgeführte Ausschreibung mit der Submission vom 8. Juli aufzuheben.
„Die Kinder in drei Klassenzimmern hätten im Brandfall keine Chance herauszukommen.“
Helga Koch Bürgermeister-Stellvertreterin
Diese Erklärung sorgte bei Gemeinderäten und Zuhörern gleichermaßen für Kopfschütteln. Bürgermeister Manfred Weis meinte, „ich bin enttäuscht, wie die Gemeinde bedient worden ist“.
Er schlug vor, dass man sich vor der möglichen Aufhebung der Ausschreibung des Lüftungs-Gewerks von einem Juristen beraten lassen sollte, um herauszufinden, welche Auswirkungen diese Entscheidung hätte.Gemeinderat Manfred Wörner fragte, ob die Sporthalle ohne ein vollständiges Brandschutzkonzept nutzbar wäre. Außerdem interessierte ihn die Haftungsfrage.
„Wir werden die Halle in einigen Wochen freigeben“, sagte Johannes Weniger. Die Elektroinstallation dauere noch rund vier Wochen. Für den Bereich Duschen und Umkleiden bestehe aber die Lüftungsproblematik, betonte Weniger.
Einstimmig beschloss der Gemeinderat nach einer ausführlichen Diskussion, die Vergabe der Arbeiten im Lüftungsbereich der Turnhalle Gerchsheim nicht durchzuführen. Bis zum Ablauf der Vergabefrist Anfang August will man sich durch die Rechtsaufsichtsbehörde beraten lassen und gegebenenfalls eine neue Ausschreibung mit den erforderlichen Brandschutzmaßnahmen verwirklichen.
Erst einen Tag vor der Sitzung hatte Helga Koch in einem Gespräch mit Kreisbaumeister Rudolf Schumann erfahren, dass es mit dem Brandschutz in der Schule ernsthafte Probleme gibt. „Wir stehen mit einem Bein im Gefängnis“, sagte sie, weil die Kinder im Brandfall in drei Klassenzimmern „keine Chance hätten, herauszukommen“. „Wir müssen dringend handeln“, hob sie hervor.
Als Zwischenlösung bezeichnete sie es, die Kinder in gegenüberliegenden Räumen wie dem Werkraum zu unterrichten.
Bürgermeister Manfred Weis meinte, die alte Schule habe Bestandsschutz. Voraussichtlich werde es schon im September keine Hauptschule mehr in Gerchsheim geben, nur noch die ersten zwei Jahrgangsstufen der Grundschule. Diese Klassen könnten in fünf Räumen mit Bestandsschutz untergebracht werden.