Längst ein Dorn im Auge ist vielen Laudaer Bürgern das seit rund zehn Jahren brachliegende und zusehends verwildernde Grundstück zwischen der Becksteiner und Gartenstraße sowie Goethe- und Kaiser-Ludwig-Straße.
Nach endlosen Verhandlungsrunden mit dem Besitzer des fast 5000 Quadratmeter großen Areals schien sich endgültig eine für alle Seiten verträgliche Lösung anzubahnen. Doch jetzt platzte die Bombe: In den beim Abriss der Gebäude zugeschütteten Kellern nisteten sich mittlerweile äußerst seltene Tierarten ein.
Experten hinzugerufen
Wie Experten des Biologischen Instituts der Technischen Hochschule Stuttgart bei kürzlich durchgeführten Forschungsarbeiten herausfanden, halten sich in den kleinen Ritzen und Höhlen der unansehnlichen Fläche die in nur wenigen Gebieten des Landes vorkommenden Arten „Sternmull“ und „Grottenolm“ auf.
Eine mögliche Bebauung steht somit weiterhin in den Sternen, müsse doch alles getan werden, um diese Erdbewohner zu schützen und ihren künftigen Erhalt zu gewährleisten.
Um die Bedeutung zu verdeutlichen, machte der Diplom-Biologe Professor Hansjörg Grabow in einer eiligst einberufenen Runde darauf aufmerksam, dass es sich beim Sternmull oder Sternnasenmaulwurf (Condylura cristata) um eine eigentlich in Nordamerika lebende Säugetierart aus der Familie der Maulwürfe (Talpidae) handele.
Dieser unterscheide sich von allen anderen Maulwürfen durch die 22 fingerförmigen Hautanhänge auf der Schnauze, erklärte der Diplom-Biologe. Beim Grottenolm (Proteus anguinus) wiederum, in eingeweihten Kreisen auch bekannt als Europäischer Grottenolm, treffe man darüber hinaus auf einen als dauernde Larvenform in Höhlengewässern lebenden europäischen Schwanzlurch – die einzige Art der Gattung Proteus. Diese Gattung bilde zusammen mit den nordamerikanischen Furchenmolchen die Familie der Olme (Proteidae). Ähnlichkeiten und konvergente Entwicklungen zum Grottenolm fänden sich außerdem bei einigen Höhlenbewohnern, so Hansjörg Grabow weiter.
Genau unter die Lupe nehmen
Nachdem nun dieser Tage bereits eine kleine Gruppe, bestehend aus dem Stadtbaumeister Tobias Blessing, dem stellvertretenden Bürgermeister Klaus Vierneisel sowie einigen Mitgliedern des Gemeinderates, das betreffende Gelände genauer unter die Lupe nahm, herrschte schnell Übereinstimmung darüber, der Sache – gemeinsam mit den Bürgern – noch tiefer auf den Grund zu gehen. Wie es mit dem Gelände weitergeht, muss der Gemeinderat entscheiden.