Melusine ist alt, sehr alt, doch sie hat nichts von ihren Reizen verloren. Noch immer geistert sie durch die Weltliteratur und das liebliche Taubertal. Ihre Herkunft liegt im mythischen Dunkel, denn letztlich ist ihre Geschichte ein archetypisches Motiv. Nachdem erste literarische Spuren im anglo-normannischen Raum des Hochmittelalters auftauchen, wird sie später zur Ahnherrin des Hauses Lusignan erhoben. In Gamburg dagegen kennt man die Wasserfrau als schöne Müllersmagd, die den Herrn der Burg bezirzte, sodass er für sie die alte Eulschirbenmühle an der Tauber zu einem verwunschenen Renaissanceschlösschen umbaute.

Tragischerweise wurde ihr Geheimnis entdeckt und das traute Glück hatte ein Ende, heißt es in einer Pressemitteilung von Goswin von Mallinckrodt. Doch noch andere Wassergeister hausen unterhalb der Gamburg, etwa der Hokemo, der alles andere als nett zu denen ist, die ihm zu nahe kommen und unartige Kinder sowie neugierige Mägde zu sich unter die Tauberbrücke zieht. Oder etwa die geheimnisvollen Wassermädchen mit stetig nassem Rocksaum, die sich zuweilen unter die Dorfjugend mischen.
Antike und mittelalterliche, romantische und moderne Literaten
In einer Kooperation zwischen der Autorin Andrea Hahn, die mit den „Literatur-Spaziergängen Hahn, Kusiek & Laing“ seit fast 20 Jahren literaturbezogene Veranstaltungen im Raum Stuttgart und darüber hinaus anbietet, und Goswin von Mallinckrodt als Planer des vielseitigen Veranstaltungsangebots der Burg und des Burgparks Gamburg, wurde daher unter dem Titel „Die Herrin der Tauber“ eine literarische Wanderung auf den Spuren der Gamburger Melusine konzipiert. Beide arbeiten zudem im Verein „Schlosser, Burgen, Gärten Baden-Württemberg“ - sie als PR-Chefin, er als Zweiter Vorstandsvorsitzender - und haben somit viel Erfahrung in der Ausarbeitung reizvoller Kulturveranstaltungen.
So können Interessierte am Sonntag, 4. Juni in Begleitung des Burgherren und mithilfe antiker und mittelalterlicher, romantischer und moderner Literaten sowie angeblicher Augenzeugen, darunter Plinius, Malory, Paracelsus, Eichendorff und Loriot, tief eintauchen in die literarische Welt der Melusine und ihrer Verwandten, der Nymphen, Nixen und anderer wundersamer Wasserwesen. Beginnend auf der Gamburg spürt man ihnen an verschiedenen Stationen einer Rundwanderung entlang alter Brunnen, Brücken, Bildstöcke, Kapellen, Kirchen, Warttürme und Mühlen, über Hügel und entlang des Tauberufers nach.

Die Wanderung dauert circa dreieinhalb Stunden und verläuft die längste Zeit auf befestigten Wanderwegen. Festes Schuhwerk wird dennoch empfohlen. Der Start ist um 10 Uhr auf der Gamburg. Die Teilnahme kostet 25 Euro pro Person, inklusive eines kleinen Picknicks an der üblicherweise nicht zugänglichen Eulschirbenmühle und freien Eintritt in die Burg.
Um Voranmeldung wird gebeten unter Tel.: (09348) 605 oder mail@burg-gamburg.de.
Über Burg und Burgpark Gamburg:Die Gamburg ob der Tauber an der Romantischen Straße war im 12. Jahrhundert mainzisches Lehen und Residenz der Edelfreien von Gamburg und ist heute ein Kulturerbe europäischen Ranges. Ihr ursprünglich romanischer Saalbau gehört zu den repräsentativsten des deutschen Hochmittelalters. Die „Barbarossa-Fresken“ in seinem kulturhistorisch einzigartigen Hauptsaal gelten als die ältesten weltlichen Wandmalereien nördlich der Alpen (um 1200). Diese einzig erhaltenen Original-Ausmalungen eines Rittersaals zeigen großflächige Szenen des Kreuzzugs Kaiser Friedrichs I., mit einer der frühesten Inschriften deutscher Sprache und vielem mehr. Sie wurden 1986 zusammen mit außergewöhnlich prächtig geschmückten Doppelarkaden der Stauferzeit entdeckt.Die seit ihrer Erbauung bewohnte Burg wurde, auch dank ihrer Rettung durch Götz von Berlichingen im Bauernkrieg, nie zerstört. Seine Entführung eines Gamburger Amtmanns führte zum berühmten „Götz-Zitat“. Seit 1546 befindet sich die Gamburg in adeligem Privateigentum. Sogar über 21 Geister sollen hier hausen. Der Bergfried diente im Zweiten Weltkrieg als Bunker für Auslagerungen einiger Frankfurter Museen sowie für Akten über die sogenannte „Rote Kapelle“.Der Barockpark mit botanischen Raritäten und dem Nymphenbrunnen entlang seiner Lichtachse ist als integraler Teil einer Burganlage in Deutschland einmalig. Während der Saison verströmen Palmen und andere exotische Pflanzen im Café des statuengeschmückten Burghofs ein mediterranes Flair. In der Kapelle und im Wappenzimmer finden Hochzeiten statt. Das Alte Waschhaus dient heute als Shop.Heute bietet die Eigentümerfamilie von Mallinckrodt reguläre Führungen sowie zahlreiche Veranstaltungen und Kurse auf der Gamburg an und setzt sich intensiv für die Erforschung, die Beseelung und die lebendige Kontinuität der Burg und des Burgparks ein.Quelle: Goswin von Mallinckrodt