Unter Vollnarkose wurde am 23. Oktober dem Kind in einer Zahnarztpraxis in Bad Mergentheim ein eitriger Milchzahn gezogen. Als sich der gesundheitliche Zustand des Mädchens in der Nacht dramatisch verschlechterte, riefen die Eltern den Notarzt. Der soll dem Kind, das unter hohem Fieber litt, Antibiotika verabreicht haben. Da sich der Zustand nicht besserte, brachten die Eltern ihr Kind schließlich nach Mitternacht in das Bad Mergentheimer Caritas-Krankenhaus. Dort sollte das Mädchen noch ans EKG angeschlossen werden. Doch jede Hilfe kam zu spät. Der Bereitschaftsarzt konnt nur noch den Tod der Dreijährigen feststellen.
Der Fall sorgt seit Wochen in Bad Mergentheim für Gesprächsstoff. Doch erst am gestrigen Mittwoch ging die zuständige Staatsanwaltschaft in Ellwangen an die Öffentlichkeit. Oberstaatsanwalt Harald Stephan begründete das Schweigen seiner Behörde mit den schwierigen Ermittlungen der Todesursache.
Die Obduktion der Kinderleiche habe keine eindeutigen Hinweise ergeben. Erst weitere komplizierte toxikologische Untersuchungen und Gutachten hätten den Verdacht gegen den Bad Mergentheimer Anästhesisten konkretisiert. Mittlerweile seien von der Staatsanwaltschaft drei Gutachter beauftragt. Stephan rechnet damit, dass in drei Wochen weitere Ergebnisse der Untersuchungen vorliegen.
Die behandelnde Zahnärztin habe nichts mit dem Tod des Kindes zu tun, sagte Stephan. "Die Praxis ist bei den Ermittlungen außen vor", so der Oberstaatsanwalt wörtlich. In Bad Mergentheim hält sich hartnäckig das Gerücht, im Caritas-Krankenhaus habe man die Eltern mit dem Kind lange warten lassen. Dazu konnte Stephan nur soviel sagen, dass die Klinik keine Schuld treffe. Die Ursache liege nach den bisherigen Erkenntnissen beim Anästhesisten.
"Der Arzt steht in dringendem Verdacht, durch unsachgemäßen und unhygienischen Umgang mit Narkosegeräten und Narkosemitteln den Tod des Mädchens verursacht zu haben", ist der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft zu entnehmen.
Bei den Untersuchungen der Kripo in Tauberbischofsheim wurde auch bekannt, dass Stunden vor der Narkose des Mädchens ein 42-jähriger Mann in einer Tauberbischofsheimer Praxis ebenfalls von dem Anästhesisten betäubt worden war. Auch er zeigte ähnliche heftige Symptome wie das Kind. Laut Stephan befand sich dieser Mann in Lebensgefahr.
Der Bad Mergentheimer Anästhesist, der zusammen mit seiner Frau eine Praxis betreibt, gilt im Main-Tauber-Kreis als erfahrener Arzt. Er sei schockiert, dass ihm der Tod des Mädchens angelastet werde, meinte Stephan.